Ein Dackel in der Schultüte
Ecke.«
Jetzt geht ein Geschiebe und Gerücke und Geschrei los, dass Leo und ich wieder den Kopf zwischen die Pfoten stecken müssen. Wir wären taub geworden, wenn wir es nicht getan hätten!
Zuerst singen die Kinder noch einmal das Lied. Dann hebt Frau Wurster die Hand. »Das Spiel beginnt!«
Die Kinder fangen an. Zuerst gehen sie langsam an den Stühlen vorbei, singen: »Bruder Jakob, Bruder Jakob, schläfst du noch? Hörst du nicht die Glocken? Hörst du –«. Da klatscht Frau Wurster, die Kinder plumpsen auf die Stühle – nur Anna, die nervige Anna, steht da und hat keinen ergattert.
»Ausgeschieden!«, brüllt Bruno. Er lacht schadenfroh und zerrt einen Stuhl aus der Reihe.
Anna weint fast. Sie stellt sich neben Frau Wurster. Die Kinder beginnen wieder mit Bruder Jakob und hangeln sich an den Stühlen vorbei, bis Frau Wurster bei ding-dang-dong klatscht. Diesmal bleibt Clara übrig.
Und so geht es weiter.
Die Kinder singen immer schneller, gehen immer rascher … Am liebsten hätte ich mitgespielt, aber das geht ja nicht. Weil es aber so laut ist und mich niemand hören kann, singe ich mit.
Leo knurrt. »Muss das sein? Bei deinem Gejaule wird ja der Hund in der Pfanne verrückt, Otto Weißpfote.«
»Nerv nicht, Leo«, knurre ich und jaule ein bisschen lauter.
Sieben Kinder sind schon ausgeschieden. Meine besten Freunde, Max und Maxi, halten locker mit. Das freut mich hundemäßig!
Plötzlich steht Leo auf. Ich hab nichts gesehen, aber seine Nackenhaare sträuben sich. »Was ist?«, frage ich ihn.
»Der Bruno …!« Mit ein, zwei Sätzen ist Leo bei den Kindern und hält Bruno am Hosenbein fest. Maxi weint. »Du hast mich schon wieder getreten!«, schluchzt sie. »Und geschubst hast du mich! Nur weil du den Stuhl wolltest!«
»Das stimmt!«, bestätigt Anton, der Fußballer. »Ich hab’s genau gesehen, Frau Wurster! Sie müssen ihm die rote Karte zeigen!«
»Das ist ein dicker Hund«, sagt die Lehrerin, die so hübsch ist. Jetzt gerade macht sie aber ein finsteres Gesicht. »So geht das nicht, Bruno. Entschuldige dich bei Maxi. Und benimm dich; es ist doch nur ein Spiel!«
»Ich will aber der Gewinner sein«, protestiert er. »Unbedingt!«
Jonas will einen Stuhl beiseitestellen. Dabei stößt er Bruno an. Ganz aus Versehen natürlich.
»Da, Frau Wurster! Der Jonas hat mich angerempelt! Dem müssen Sie auch die rote Karte zeigen!«, verlangt Bruno. Er schwitzt und sein Gesicht ist rot.
»Überhaupt! Der Köter da hat mich gebissen! Er ist eine Gefahr, er muss verschwinden!«
Da werde ich aber wütend! Erstens, weil Leo kein Köter ist. Zweitens, weil Leo nicht zubeißt. Er hält Bruno nur fest. Drittens: Weil ich Leo nicht beistehen kann. Viertens: Weil Bruno so fies ist, dass kein Hund von ihm einen Wurstzipfel annehmen würde. Fünftens: Weil ich nicht weiß, wie Leo aus der Sache rauskommt! Meine Beine zittern, die Haare von meinem Fell stehen senkrecht. Ich stelle die Ohren auf …
Bruno streckt die Pfote aus. »Tschuldigung, Maxi«, nuschelt er.
»Weißt du was, Bruno?«, sagt Frau Wurster dann. »Du zeigst uns jetzt, dass du wie ein fairer Mitspieler an den Stühlen entlanggehen kannst. Wir singen. Du gehst. Los jetzt!«
Puh! Das hat Frau Wurster prima hingekriegt. Weil: Die Kinder singen. Und singen. Und singen. Und Bruno marschiert los. Vier-, fünfmal schleicht er an allen Stühlen entlang, bis Frau Wurster in die Hände klatscht.
»Geht doch«, sagt Max.
»Geht doch«, wiederholt Frau Wurster.
»Was ist mit dem Köter?«, fragt Bruno.
»Der Hund bleibt hier«, befiehlt Frau Wurster. »Und wir spielen weiter.«
Leo knurrt noch einmal den Bruno an – nur so zur Warnung –, dann kommt er zurück und legt sich neben mich. »Wu-u-ff!«
»Das hast du gut gemacht«, lobe ich ihn. »Bist eben ein toller Hund, Leo.«
Am Schluss bleiben noch Max und Käthe, das Mädchen mit Matze, dem Kanarienvogel, übrig.
Ich hätte es ja gerne gesehen, wenn Max der Sieger gewesen wäre. Aber Käthe war eben einen Tick schneller und hat somit den Sieg ehrlich verdient.
Es kehrt Ruhe ein
Nach dem Spiel sagt Frau Wurster, die Kinder sollen einen Stuhl nehmen und sich an die Tische setzen. Dann gibt sie jedem Kind ein schönes weißes Blatt Papier und Buntstifte und sagt, sie sollen ihren Schulweg zeichnen. Und was sie dabei sehen. Oder was sie ganz besonders schön finden. Oder eine gefährliche Straßenkreuzung. Oder einen Brunnen. Oder Blumen. Oder was weiß ich!
Ich finde die Aufgabe ja
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