Ein Dackel in der Schultüte
Jungs.«
Ein höflicher Hund
»Du komischer Vogel! Das war unser erster Schultag. Und ich sag dir, es waren lange Stunden«, erklärt Leo stolz.
»Wie interessant! Habt ihr was gelernt?«, zwitschert der Spatz.
»Wir??? Es war ganz anders: Otto Weißpfote hat den Kinder gezeigt, wie das O aussieht. Weißt du, wie ein O aussieht?«
»Mir doch egal«, flötet der Spatz und flattert zum Abfallkorb. »Hauptsache, ich finde was zum Fressen.«
»Ein Vogel ist wirklich ein flatterhaftes Tier«, meint Leo missbilligend. »Findest du das nicht auch, Otto?«
Da trabt Pinsel, Annas Pudel, übern Hof und steuert direkt auf uns zu.
»Hallo, Jungs!«
»Na, Pinsel? Hast endlich ausgeschlafen?«, erkundige ich mich.
»Geht so. Ich dachte, ich schau mal nach der Anna.«
»Sososo«, brummelt Leo. »Jetzt, wo der erste Schultag zu Ende ist, schaust du nach ihr. Du nimmst deine Aufgabe wohl auf die leichte Schulter, was?«
»Leo, was soll ich machen … ich bin ein alter Hund«, klagt Pinsel.
Wir kriechen zwischen die Büsche, weil jetzt eine Menge Kinder aus der Tür drängeln. Sie gehen übern Hof zu ihren Fahrrädern.
Ich streiche meine hübschen Barthaare gerade. Soll ich nach Hause flitzen und so tun, als wäre ich nicht weg gewesen?
Oder soll ich zurück ins Klassenzimmer …
»Wartet ihr auch auf eure Leute?«, will Pinsel wissen.
»Ja«, antworte ich. »Also eigentlich … nein, ich warte nicht auf die Zwillinge«, sage ich plötzlich.
»Was denn dann?«, bellt Leo verblüfft.
»Genau«, blafft Pinsel, der Pudel. »Was tust du hier, wenn du nicht wartest?«
Ich lege die Ohren an den Kopf und recke den Schwanz stolz in die Höhe. »Leute, das war mein erster Schultag. Ich weiß, was sich gehört: Ein höflicher Hund verabschiedet sich von seiner Lehrerin.«
Im Nu sause ich ins Schulhaus zurück, die Treppe wieder hoch und den Gang entlang. Die Tür zu meinem Klassenzimmer steht auf. Die Eltern und Kindern drängeln sich vor der Wand mit den Bildern. An der Tafel seh ich noch meine beiden O. Und die Knöchelchen, die Max dazwischen gemalt hat.
»So war es aber!«, ruft Maxi gerade. »Die O sind von unserem Otto!«
»Wo ist er denn?«, erkundigt sich ein Mann. Er hält Sophies Hand.
»Wir wissen es nicht …« Max und Maxi sehen sich um. »Gerade waren die Hunde noch im Klassenzimmer.«
Ich kämme meine hübschen Barthaare und sag mir: Das ist der richtige Augenblick, Otto Weißpfote. Stolziere ins Klassenzimmer. Stelle mich vor die Tafel. Klopfe mit dem Schwanz auf den Boden. »Alle mal herhören!«, heißt das. »Ich bin Otto Weißpfote! Der Hund, der seine allerbesten Freunde beschützt. Und der das O an die Tafel malen kann!«
Ich sehe die Gesichter von Maxi und Max und von ihren Eltern. Die sagen: »Bist unser Held! Ein ganz feiner Hund bist du, Otto Weißpfote!«
»Jauuuuul…!«
Die Schulkinder und die Eltern lachen.
Und da – endlich! – streichelt mich Frau Wurster. Köstlicher Knochen! Die hat vielleicht zarte Finger … Vor Entzücken schließe ich die Augen.
»Und wisst ihr was?«, ruft Jonas durchs Klassenzimmer. »Weil Otto die Wette gewonnen hat, dürfen wir morgen unsere Tiere mitbringen!«
»Das habe ich nicht gesagt!«, protestiert Frau Wurster und hört auf, mich zu streicheln. »Die Schule ist doch kein Zoo!«
»Das wissen die Kinder. Wir Eltern wissen das auch, Frau Wurster«, sagt mein Herrchen, der Vater der Zwillinge. »Es schadet aber nichts, wenn die Tiere wissen, wo ihre Lieblinge zur Schule gehen. Und was sie dort tun.«
Die Kinder klatschen und johlen.
Leo und Pinsel stehen längst neben mir. Wir drücken die Pfoten auf die Ohren, aber natürlich stimmen wir den Kindern zu:
»Jauuuul…!«
»Wuffwuffwuff!«
»Japsjapsjaps!«
Ich muss sagen, mein erster Schultag hatte es in sich. Frau Wurster hat mich gestreichelt – ganz wie ich es mir gewünscht habe.
Und: Ich habe zwei zweitbeste Freunde gewonnen. Leo, den Labrador. Und Emil, sein Herrchen.
Jetzt bin ich neugierig, ob mein zweiter Schultag so aufregend wird wie der erste. Weil: Morgen dürfen alle Erstklässler mit ihren Freunden in die Schule kommen. Ehrlich gesagt – das ist ein dicker Hund. Es ist nicht ungefährlich. Was passiert, wenn Molly, die Katze, aus dem Katzenkorb ausbricht? Wenn sie sich den Kanarienvogel oder die süße kleine Maus angeln kann?
Ich freue mich schon auf morgen, aber jetzt kommt das ganz dicke Ende: Maxi setzt mich in ihre Schultüte. Mitten hinein in die Süßigkeiten. Wenn
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