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Ein Dämon auf Abwegen

Ein Dämon auf Abwegen

Titel: Ein Dämon auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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der zahlreichen Türen schlüpften, war die Menge dicht genug, um uns spürbar zu behindern. Tanda arbeitete sich weiter zur Trophäe vor, ich jedoch blieb direkt neben der Tür stehen. Meine Größe ermöglichte es mir, von dieser Stelle aus einen Blick auf die Statue zu werfen.
    Von nahem wirkte sie noch häßlicher als von weitem, sofern das überhaupt möglich war.
    »Ist sie nicht wundervoll?« fragte eine Frau neben mir.
    Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, daß sie mit mir sprach. Meine Tarnung ließ mich kürzer erscheinen, und sie sprach gerade mit meinem Brustkorb.
    »So etwas habe ich noch nie gesehen«, stimmte ich ihr lahm zu.
    »Natürlich nicht!« Sie legte die Stirn in Falten. »Das ist ja auch die letzte Arbeit des großen Bildhauers Watgit, bevor er wahnsinnig wurde.«
    Es kam mir in den Sinn, daß die Statue vielleicht erst geschaffen wurde, nachdem er verrückt geworden war. Doch dann erwog ich die Möglichkeit, daß es vielleicht die Statue gewesen war, die ihn in den Wahnsinn getrieben hatte - vor allem, falls er mit einem lebenden Modell gearbeitet haben sollte. Ich wurde so stark von diesem gräßlichen Gedanken gefangengenommen, daß ich erschrocken zusammenfuhr, als Tanda wieder an meiner Seite auftauchte und meinen Arm berührte.
    »Gehen wir, Süßer«, murmelte sie. »Ich habe genug gesehen.«
    Die Kürze ihrer Inspektion ließ mich hoffen.
    »Es hat also keinen Zweck, was?« Ich seufzte theatralisch. »Tja, das ist hart. Schade, ich hatte mich schon darauf gefreut, mein Können unter Beweis zu stellen.«
    »Das ist gut«, schnurrte sie und nahm mich beim Arm. »Ich glaube nämlich, daß wir die Chose schon hinkriegen.«
    Ich wußte zwar nicht genau, was eine Chose war, war mir aber sicher, daß sie mir bestimmt nicht gefallen würde, wenn ich es herausbekäme. Und ich hatte recht.

6
Mal siehst du mich, mal wieder nicht.
Der Schattenkanzler
    »Bist du ganz sicher, daß die Tür kein Schloß hat?« fragte ich bereits zum dreiundzwanzigsten Mal.
    »Nicht so laut!!!« zischte Tanda und legte mir eine weiche Hand auf den Mund, jedoch nicht allzu sanft. »Willst du etwa alles aufwecken?«
    Da hatte sie recht. Wir kauerten in einer Seitengasse gegenüber dem Trophäenhaus, und unser ganzes Warten hatte schließlich nur den einen Zweck: sicherzugehen, daß alles schlief. Trotzdem waren da auch die Fragen, auf die ich eine Antwort haben wollte.
    »Bist du sicher?« fragte ich also wieder, diesmal flüsternd.
    »Ja, ich bin sicher.« Tanda seufzte. »Du hättest es auch selbst sehen können, wenn du dir die Mühe gemacht hättest, hinzuschauen.«
    »Ich war damit beschäftigt, die Statue zu betrachten«, gestand ich.
    »Na klar!« schnaubte meine Partnerin. »Weißt du noch, was ich dir gesagt habe, wohin es führt, wenn man sich zu sehr auf sein Zielobjekt einläßt? Du solltest eigentlich die Alarmanlagen überprüfen, und nicht den Kunstkenner spielen.«
    »Jedenfalls gefällt mir die Sache nicht«, brummte ich mißtrauisch, nur zu bereit, das Gespräch von meinen eigenen Unzulänglichkeiten abzulenken. »Es ist alles viel zu einfach. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die einen Gegenstand, der ihnen so viel wert ist wie diese Trophäe, in einem unverschlossenen, unbewachten Gebäude aufbewahren.«
    .»Du hast ein paar Kleinigkeiten übersehen«, wies mich Tanda zurecht. »Erstens ist diese Statue ein Einzelstück. Das bedeutet, daß jeder, der sie stiehlt, Schwierigkeiten hätte, sie wieder loszuschlagen. Selbst wenn er sie irgendjemandem hier in Ta-hoe zeigte, würde der ihm wahrscheinlich gleich den Arm dafür abreißen.«
    »Er könnte immerhin Lösegeld dafür verlangen«, wandte ich ein.
    »He, das ist gar nicht übel!« rief meine Führerin leise und knuffte mich in die Rippen. »Wir werden wirklich noch einen Dieb aus dir machen! Aber das führt uns zu der zweiten Kleinigkeit, die du übersehen hast.«
    »Und die wäre?«
    »Die Statue ist gar nicht unbewacht«, lächelte sie.
    »Aber du hast doch gesagt...«, hub ich an.
    »Psst!« warnte sie. »Ich habe gesagt, daß innerhalb des Gebäudes keine Wächter bei der Trophäe stehen.«
    Ich schloß die Augen und gewann die Kontrolle über meine Nerven wieder, vornehmlich über jene, die sich leicht von blinder Panik erfassen lassen.
    »Tanda«, sagte ich sanft. »Meinst du nicht, daß es langsam Zeit wäre, mir auch mal die Einzelheiten deines Meisterplans mitzuteilen?«
    »Klar doch, Süßer«, erwiderte sie und legte einen Arm um

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