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Ein Dämon auf Abwegen

Ein Dämon auf Abwegen

Titel: Ein Dämon auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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nicht«, wandte ich ein. »Ich hatte gehofft, daß du uns darüber aufklären könntest.«
    »Das stimmt.« Er nickte und füllte die Gläser. »Wißt ihr, ich kann immer noch kaum glauben, wie wenig ihr von Politik wißt.«
    »Von Politik?« Ich blickte ihn fragend an. »Was hat denn das Große Spiel mit Politik zu tun?«
    »Alles, absolut alles«, erklärte unser Wirt gewichtig. »Das ist es ja gerade. Versteht ihr denn nicht?«
    »Nein«, gab ich freimütig zu.
    Der Mann seufzte.
    »Hört mal zu«, sagte er. »Dieses Land hat zwei potentielle Hauptstädte. Die eine ist Vaygus und diese hier ist, wie ihr ja wißt, Ta-hoe.«
    Das hatte ich zwar auch nicht gewußt, aber es schien mir unklug, dies zuzugeben. Ich bin zwar ein bißchen langsam, aber nicht blöd.
    »Da es immer nur eine Hauptstadt auf einmal geben kann«, fuhr er fort, »stehen die beiden Städte jedes Jahr aufs neue im Wettstreit um diese Ehre. Die Stadt, die gewonnen hat, wird Hauptstadt und Regierungssitz für das jeweilige Jahr. Die Trophäe ist das Symbol dieser Macht, und Veygus hat sie die letzten fünf Jahre gehalten. Gestern haben wir sie endlich wieder zurückgewonnen.«
    »Soll das heißen, daß das Große Spiel darüber entscheidet, wer das Land regieren soll?« fragte ich, als ich endlich begriff, worum es ging. »Entschuldige bitte die Frage, aber ist das nicht etwas albern?«
    »Nicht alberner als andere Formen der Regierungswahl auch«, konterte der Mann und zuckte seine knochigen Schultern. »Jedenfalls besser, als Krieg zu führen. Glaubst du etwa, es wäre ein Zufall, daß wir das Spiel schon fünfhundert Jahre lang spielen und in der ganzen Zeit nicht einen Bürgerkrieg gehabt haben?«
    »Aber wenn das Große Spiel den Bürgerkrieg nur ersetzt hat, was ist dann ...«, fing ich an, doch Tanda fiel mir ins Wort.
    »Entschuldigt die Unterbrechung«, sagte sie, »aber wenn wir vor den Massen da sein wollen, sollten wir uns lieber jetzt auf den Weg machen. Wo, hast du gesagt, steht das Trophäenhaus?«
    »Einen Blick geradeaus und dann sechs Blocks nach links«, erwiderte unser Wirt. »Ihr werdet es schon an den Massen erkennen. Ich stelle den Rest der Flasche beiseite, dann können wir sie ja austrinken, nachdem ihr die Trophäe gesehen habt.«
    »Das wäre sehr nett«, lächelte Tanda und bezahlte unsere Mahlzeit.
    Anscheinend hatte sie die richtige Währung ausgesucht, denn der Besitzer nahm sie ohne mit der Wimper zu zucken an und winkte uns noch herzlich zum Abschied hinterher.
    »Ich hatte gehofft, mehr über dieses Große Spiel rauszukriegen«, brummte ich, als wir außer Hörweite waren.
    »Nein, hast du nicht«, berichtigte mich meine Führerin.
    »Habe ich nicht?« Ich furchte die Stirn.
    »Nein, du hast dich umgarnen lassen«, meinte sie. »Wir sind hier, um ein Geburtstagsgeschenk zu beschaffen und nicht, um uns in die Lokalpolitik einzumischen.«
    »Ich habe mich nicht eingemischt!« widersprach ich. »Ich wollte lediglich ein paar kleine Informationen einholen.«
    Tanda seufzte laut.
    »Paß mal auf, Skeeve«, sagte sie. »Hör auf den Rat einer erfahrenen Dimensionsreisenden: Zuviel Information ist Gift. Jede Dimension hat ihre Probleme, und wenn du die grausigen Einzelheiten erfährst, fällt dir plötzlich ein, wie leicht es doch wäre, hier und dort ein bißchen zu helfen. Wenn du erst einmal ein Problem erkennst und dazu noch seine Lösung siehst, dann fühlst du dich geradezu verpflichtet, dich einzumischen. Das gibt aber immer Schwierigkeiten, und Schwierigkeiten sollen wir auf dieser Reise aus dem Weg gehen, weißt du noch?«
    Beinahe hätte ich sie darauf hingewiesen, wie widersinnig ihr Rat doch war, Schwierigkeiten aus dem Weg zu gehen, wenn man gerade unterwegs war, um einen Diebstahl zu organisieren. Doch dann dachte ich mir, daß ich ihren Rat vielleicht besser befolgen sollte, wenn ihr der Diebstahl selbst nichts ausmachte, die Lokalpolitik aber wohl. Wie ich schon sagte: Ich bin zwar etwas langsam, aber nicht blöd.
    Wie der Wirt uns prophezeit hatte, war das Trophäenhaus trotz der frühen Stunde bereits von ganzen-Heerscharen erfüllt. Als wir näher kamen, staunte ich erneut über den Körperbau der Eingeborenen — oder genauer, über die Mängel desselben.
    Tanda schien von den Eingeborenen weitaus weniger fasziniert zu sein als ich und bahnte sich einen Weg durch die Massen, so daß mir nichts anderes übrig blieb, als ihr zu folgen. Es gab keine organisierte Warteschlange, und als wir endlich durch eine

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