Ein Dämon auf Abwegen
überdimensionalen Hinterbeine geschmälert wurde. Wenngleich es im Augenblick mit trägen, ja fast faulen Bewegungen dahinkroch, sah es doch aus, als könnte es jederzeit mit blitzartiger Geschwindigkeit dahinschießen, wenn es wollte. Es sah auch sehr, sehr geschmeidig aus, und ich war sicher, daß das Ding Haken schlagen konnte wie ... na, wie eine Katze eben.
Das Reittier aus Ta-hoe war ebenso unverwechselbar, ließ sich aber sehr viel schwieriger beschreiben. Es sah aus wie ein kleiner gepanzerter Hügel, dessen Gipfel acht Fuß vom Boden aus emporragte. Ich hätte es für ein überdimensionales Insekt gehalten, aber es besaß mehr als sechs Beine. Um genau zu sein, besaß es Hunderte von Beinen, die wir erkennen konnten, als es sich bewegte, was ihm in jede Richtung mühelos zu gelingen schien. Als es stehenblieb, senkte sich seine Rüstung zu Boden, wodurch sie die winzigen Beine gleichzeitig verbarg und schützte. Ich konnte nicht ausmachen, wo sich die Augen befanden, aber ich bemerkte auch nichts, gegen das es gelaufen wäre ... zumindest nicht unabsichtlich.
»Gliep?«
Mein Liebling hatte den Kopf herumgedreht, um mich anzublicken. Wenn er auf eine Erklärung oder auf Anweisungen hoffte, so hatte er leider Pech. Ich hatte nicht die leiseste Vorstellung, wie man mit solch merkwürdigen Kreaturen verfahren mußte. Statt dessen streichelte ich seinen Schnurrbart, und hoffte, dadurch Zuversicht auszustrahlen. Auch wenn ich es meinen Mannschaftskameraden gegenüber nicht zugeben mochte, sank meine Zuversicht, unsere Chancen in diesem Spiel betreffend, immer weiter in die Tiefe ... und dabei war ich schon von Anfang an nicht gerade ein Ausbund an Zuversicht gewesen.
»Schau mal einer an«, murmelte Gus, »ich habe Tanda entdeckt.«
»Wo?« wollte Chumly wissen und reckte den Hals in die Richtung, die Gus ihm zeigte.
Natürlich hatte ich Tanda schon viel früher ausgemacht, aber vergessen, die anderen darauf hinzuweisen. Ich kam mir ein bißchen dämlich vor, aber das war ja nichts Neues. Um meine Verlegenheit zu überspielen, gesellte ich mich zu ihnen, um zu Tandas schwebender Gestalt hinüberzuschauen.
Ganzfix bemerkte unsere Blicke und begann, nervös hin und her zu zappeln. Anscheinend war er sich seiner neugewonnenen Kräfte nicht sicher genug, um unsere überdeutliche Aufmerksamkeit auf die leichte Schulter zu nehmen. Seine Verlegenheit beeinflußte seine Magik ... jedenfalls die Levitation. Tandas Körper kippte ab und wankte, so daß ich schon zu fürchten begann, er würde sie auf den Kopf stürzen lassen.
»Wenn dieser Zauberer der einzige ist, der sich uns in den Weg stellt«, bemerkte Gus, »dann scheint es mir angebrachter, wenn wir einfach zu ihm rübergehen und sie holen.«
»Geht nicht«, fauchte Aahz kopfschüttelnd, »das Kind hier hat versprochen, nichts zu unternehmen, was diesen Magiker in ein schlechtes Licht rücken könnte.«
»Für euch beide ist das ja schön und gut«, entgegnete der Wasserspeier, »aber Chumly und ich haben nichts versprochen.«
»Nein, Gus«, unterbrach Chumly ihn, »wir können nicht entgegen Skeeves Versprechen handeln. Das wäre einfach unsportlich.«
»Da hast du wahrscheinlich recht«, grollte Gus. »Mir fiel nur gerade ein, daß das wahrscheinlich leichter wäre, als sich bei diesem dämlichen Spiel die Rübe einschlagen zu lassen.«
In diesem Punkt war ich völlig seiner Meinung. Ich war tatsächlich froh, überhaupt etwas zu finden, dem ich zustimmen konnte.
»Mir fallt ein, Hofzauberer«, rumpelte Badaxe, »daß das Versprechen, welches Dur da gegeben habt, nicht gerade die weiseste aller Verpflichtungen gewesen ist.«
»Ach jaaa?« bellte Aahz und fuhr ihn an. »Natürlich sprecht Ihr wahrscheinlich aus Eurer langen Erfahrung im Umgang mit Dämonen, General, wie?«
»Na ja ... eigentlich nicht...«
»Dann würde ich Euch doch dringend raten, Eure Lippen zu verschließen, bevor Ihr Euch anschickt, die Klugheit und die Fähigkeiten von Meister Skeeve zu kritisieren! Vergeßt doch bitte nicht, daß er Eure Rückfahrkarte ist. Ohne ihn ist es ein verdammt langer Fußmarsch nach Hause.«
Derart zurechtgestutzt, trat der General einen Rückzug auf der ganzen Linie an. Er hielt den Mund und wich ein paar Schritte zurück.
»He, danke, Aahz!«
»Halt's Maul, Kind!« knurrte mein Ausbilder mich an. »Er hat recht, es war wirklich verdammt dämlich.«
»Aber du hast doch gesagt ...«
»Nenn's Reflex«, winkte Aahz ab. »Wenn jemand sich anmaßt,
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