Ein Dämon auf Abwegen
Aahz!« rief ich. »Wer ist denn der Typ mit dem gestreiften Kittel?«
»Den laß in Frieden«, schrie mein Ausbilder, »das ist ein Unparteiischer.«
Ich hatte gar nicht vorgehabt, ihn anzugreifen, aber es war schön zu wissen, daß er nicht zur Gegenpartei gehörte.
Ich war der letzte unserer Mannschaft, der sich in Position begab. Aahz und Chumly flankierten mich als Bolzer, Gus war hinter mir und wartete darauf, als Eingreifer seine außergewöhnliche Beweglichkeit ins Spiel zu bringen, während Badaxe als Turm in unserem Tor stand.
»He, Junge!« rief Aahz. »Wo ist denn dein Schlagstock?«
Ich war so sehr in meine eigenen Gedanken vertieft, daß seine Worte eine Minute brauchten, um in mein Bewußtsein einzudringen. Dann geriet ich in Panik. Einen Augenblick lang glaubte ich, meinen Stock in Klah zurückgelassen zu haben. Doch dann entdeckte ich ihn: Er lag dort, wo wir angekommen waren im Gras. Mit einem Schnippen ließ ich ihn in meine Hand sausen.
»Hab ihn, Aahz!« Ich winkte.
»Na, dann halt dich daran fest und vergiß nicht...«
Ein greller Trillerpfeifton unterbrach unser garnicht-so-intimes Gespräch und lenkte unsere Aufmerksamkeit auf das untere Feld. Die Katze und der Käfer rasten jeder mit Höchstgeschwindigkeit auf den Ball zu, während die anderen Mannschaftskameraden hinter ihnen her hetzten.
Das Spiel hatte angefangen, und wir standen einfach nur mit aufgesperrten Mäulern rum.
Wie meistens, war Aahz auch diesmal der erste, der sich wieder fing.
»Steh da nicht einfach so blöd rum!« schrie er. »Los, hol den Ball!«
»Aberich ...«
»GLIEP!«
Ich hatte Aahz darauf hinweisen wollen, daß die Katze den Ball bereits fast erreicht hatte. Und da ich erkannte, daß ich ihn unmöglich vor ihr erreichen konnte, wollte ich vorschlagen, lieber ein Stück zurückzuweichen und unsere Verteidigung zu stärken. Mein Haustier jedoch hatte etwas ganz anderes vor.
Ob Gliep nun auf Aahz' Befehl, den Ball zu holen, reagierte (was ziemlich unwahrscheinlich war), oder .ob er nur darauf erpicht war, ein paar neue Spielkameraden kennenzulernen (was dagegen äußerst wahrscheinlich war), auf jeden Fall war das Ergebnis dasselbe: Er schoß vor und schnitt mir das Wort mitten im Satz ab, um uns statt dessen auf Kollisionskurs mit der Katze zu bringen.
Die Menge genoß es.
Ich für meinen Teil jedoch war weitaus weniger begeistert. Der Reiter der Katze hatte inzwischen den Ball, doch hielt er zusammen mit seinem Reittier die Position in der Feldmitte, ohne sofort auf unser Tor loszustürmen. Wahrscheinlich wartete er auf seine Mannschaftskameraden, um ihrer Deckung sicher zu sein. Das würde bedeuten, daß er sich nicht allein in unsere Reihen wagte.
Mir schien das eine hochintelligente Taktik zu sein. Ich wünschte nur, ich selbst hätte sie ebenfalls anwenden können. Glieps Begeisterung brachte mich in eine Situation, die ich um jeden Preis hatte verhindern wollen: mich ohne die Unterstützung auch nur eines meiner Teamgefährten der geballten Übermacht beider Gegenparteien entgegenstellen zu müssen. Zum ersten Mal, seit unsere Gegner aufs Feld gekommen waren, hörte ich damit auf, mir Sorgen darüber zu machen, wie ich das Spiel überleben könnte. Jetzt machte ich mir nur noch Sorgen, wie ich überhaupt die erste Runde überstehen sollte!
Als ich feststellte, daß wir die Katze und ihren Reiter weit vor ihren Kameraden erreichen würden, wuchs meine Hoffnung einen Augenblick. Doch sie schrumpfte schleunigst wieder zusammen, als mein Gegner seine Waffe entrollte.
Wo ich einen Stock trug, hielt er eine Peitsche ... eine lange Peitsche. Das Ding war mindestens zwanzig Fuß lang und keinen Zoll kürzer. Nein, ich übertreibe wirklich nicht. Ich konnte ihre volle Länge ausmachen, als der Reiter sie wie eine Schlange durch die Luft in Richtung meines Kopfes schießen ließ.
Der Hieb verfehlte mich um gut einen Fuß, doch erschien mir der Abstand während des Ereignisses viel kürzer. Allerdings hatte das scharfe Knallen eine unerwartete Wirkung: Gliep blieb plötzlich stehen, als wäre er vor eine Wand gelaufen, und schleuderte mich nach vorn auf seinen Nacken, wo ich mich abstrampeln mußte, um mein Gleichgewicht zu halten. Einen Augenblick später sprang die Katze auch schon vor, mit gebleckten Zähnen und flach angelegten Ohren, während eine ihrer Vorderpfoten vorschoß, um meinem Drachen eins auf die Nase zu geben.
Obwohl er noch nie für seine überragende Wendigkeit bekannt gewesen war,
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