Ein Dämon auf Abwegen
Aahz in das Gespräch mit dem Graubart aus Tahoe vertieft war, schlenderte ich hinüber, um festzustellen, was Griffin von mir wollte.
»Hallo, Griffin«, lächelte ich. »Wie ist es dir denn ergangen?«
»Ich wollte dir nur sagen«, keuchte er, »daß ich die Seiten gewechselt habe. Wenn ich euch irgendwie helfen kann, dann sag es mir nur.«
»Tatsächlich?« fragte ich gedehnt und hob eine Augenbraue. »Und weshalb dieser plötzliche Gesinnungswandel, ganz abgesehen von der Verletzung deiner Treuepflicht?«
»Sagen wir mal, es ist mein angeborenes Gefühl für Fairneß«, erklärte er mir und schnitt eine Grimasse. »Ich mag nicht, was die mit euch vorhaben. Auch wenn meine alte Mannschaft dabei ist, gefällt es mir nicht.«
»Was haben die denn mit uns vor?« fragte ich, plötzlich aufmerksam geworden.
»Genau davor wollte ich euch warnen«, erklärte er. »Die beiden Mannschaften haben sich in der Sache geeinigt und eine Abmachung getroffen — so sehr sie sich gegenseitig auch hassen, will doch keiner, daß die Trophäe an einen Haufen von Außenseitern geht.«
»Das ist nur zu natürlich«, nickte ich. »Aber was ...«
»Verstehst du denn nicht?« unterbrach der Jüngling mich hastig. »Sie werden euch in die Zange nehmen! Sie haben untereinander einen Waffenstillstand geschlossen, der solange gilt, bis sie euch vom Spielfeld gepustet haben. Wenn das Spiel beginnt, müßt ihr allein gleich gegen zwei Mannschaften auf einmal spielen.«
»Kind! Komm zurück!«
Aahz' Brüllen erinnerte mich daran, daß gleichzeitig auch noch eine zweite Konferenz stattfand.
»Ich muß gehen, Griffin«, erklärte ich. »Danke für die Warnung.«
»Viel Glück!« rief er mir nach. »Ihr werdet es brauchen!«
Ich trabte auf das Spielfeld zurück, auf dem mich die Versammlung mit gespannten Mienen erwartete.
»Sie wollen die Trophäe sehen«, teilte Aahz mir augenzwinkernd mit.
»Gemäß unserer Abmachung«, fügte der Sprecher aus Ta-hoe steif hinzu, »sollte sie anwesend sein, damit die siegreiche Mannschaft sie erhält.«
»Sie ist hier«, erklärte ich mit fester Stimme.
»Wie bitte?« fragte Graubart blinzelnd und warf einen Blick in die Runde.
Zeig's ihm, Kerlchen, grinste mein Ausbilder.
»Also gut«, nickte ich. »Alles zurücktreten.«
In mancherlei Hinsicht war es wesentlich schwieriger, die Statue mit Hilfe der Magik herbeizuschaffen als durch rein körperliche Anstrengung. Ich war allerdings mit Aahz einer Meinung, daß diese Methode viel dramatischer wirkte.
Meine Levitationsfähigkeiten aufs Äußerste angestrengt, machte ich mich ans Werk. Ein großer Brocken grasbedeckter Erde hob sich aus der Spielfeldmitte und legte sich beiseite. Dann wurde das freigelegte Erdreich abgetragen, und die Trophäe schwebte schließlich aus der Versenkung empor. Ich ließ sie frei schweben, während ich Erde und Gras wieder an Ort und Stelle bewegte, um die Statue schließlich in all ihrer Häßlichkeit mit einer majestätischen Bewegung abzusetzen.
Die Menge grölte zustimmend, doch war ich mir nicht sicher, ob ihr Applaus meiner Magik oder der Trophäe selbst galt.
»Nicht schlecht«, rief Aahz und schlug mir sanft auf den Rücken.
»Gliep!« rief mein Haustier und gesellte seine schleimige Zunge zu den Gratulationen.
»Sehr raffiniert«, gab Graubart zu. »Wir sind gar nicht auf den Gedanken gekommen, an dieser Stelle zu suchen. Ist allerdings nicht gerade gut für das Spielfeld, meint Ihr nicht?«
»Das Feld wird heute nachmittag sowieso aufgerissen werden«, tat mein Lehrer den Einwand ab. »Wann beginnt das Spiel eigentlich?«
Wie als Antwort auf seine Frage explodierten die Ränge nun förmlich vor Getöse. Ich hatte nicht geglaubt, daß es im Stadion noch lauter werden könnte, aber nun schien uns eine Mauer aus Lärm von allen Seiten regelrecht zu erdrücken.
Die blaugelben Jacken der einen Reihe standen im Kontrast zu den rotweißen Jacken der anderen, und dienten wirksam dazu, sie als unsere Gegner auszuweisen. Allerdings war das keineswegs ihr hervorstechendstes Merkmal.
Die Mannschaft aus Ta-hoe trug Helme mit langen, scharfen Spitzen, während an den Helmen ihrer Kollegen aus Veygus lange, gekrümmte Hörner zu beiden Seiten hervorragten, was ihnen ein tierähnliches Aussehen verlieh. Noch bemerkenswerter war die Tatsache, daß alle Spieler sehr groß waren. Größer als alle Jahks, denen ich bis dahin begegnet bin. Bestimmt so groß wie Chumly, aber muskulöser als er, mit Hälsen, die so kurz
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