Ein Dämon auf Achse
mir nicht die Zeit, der Angelegenheit weiter nachzugehen.
»Wie auch immer«, meint der Hauptmann kopfschüttelnd. »Die Wahrheit sieht so aus, dass wir zwar Vorfälle wie jenen, in den Sie beide verwickelt waren, offiziell nicht gutheißen dürfen, dass es aber aus Sicht der Armee schlimmere Dinge gibt, als für seine eigenen Leute und das Militärrecht einzustehen und zu kämpfen. Die Tatsache, dass Sie bereit waren, diese Haltung gegen Zivilisten, ja sogar gegen die Polizei durchzusetzen, und das auch noch, nachdem Sie gerade einmal erst drei Wochen in der Armee sind ... sagen Sie mir, haben Sie beide vielleicht einmal an eine längere Verpflichtung gedacht? Ans Berufssoldatentum?«
Das erwischt uns ziemlich auf dem linken Fuß, da wir diesem Gedanken ungefähr so viel Aufmerksamkeit gewidmet haben wie dem Plan, uns selbst einen spitzen Stock ins Auge zu bohren.
»Nun ... um ganz ehrlich zu sein, Herr Hauptmann«, bringe ich schließlich hervor, »wir wollten doch erst einmal sehen, wie sich die Dinge auf unserem ersten Dienstposten so entwickeln, bevor wir eine Entscheidung treffen.«
Das scheint mir eine diplomatische Antwort zu sein, weil es normalerweise nicht klug ist, jemandem zu sagen, dass seine Berufswahl selbst dann noch stinkt, wenn man sie tiefgekühlt hat, vor allem dann, wenn er in der Lage ist, über die eigene unmittelbare Zukunft zu entscheiden. Doch aus irgendeinem Grund interpretiert der Hauptmann meine Erwiderung als ermutigendes Zeichen.
»Vielleicht kann ich Ihnen die Entscheidung etwas erleichtern«, sagt er und fängt an, in unseren Akten herumzukritzeln. »Ich befördere Sie beide. Nunzio, Sie sind ab sofort Feldwebel ... und Guido, Sie bekommen einen weiteren Streifen. Natürlich können wir Sie jetzt nicht mehr in der Stadt herumlaufen lassen, und Ihre Gruppe auch nicht; da wir schon gerade dabei sind. Das könnte unsere zivilen Gastgeber etwas aus der Fassung bringen. Ich will Ihnen etwas sagen. Ich werde Sie und Ihre Gruppe in den Stab des Hauptquartiers versetzen. Dort gibt es immer Beförderungsmöglichkeiten. Das ist alles, Männer. Sie können abtreten ... und - meine Gratulation!«
Nichts wäre mir jetzt lieber als etwas Zeit, um über diese jüngste Entwicklung nachzudenken, doch es soll nicht sein. Nunzio wartet es kaum ab, bis wir das Zimmer des Kompaniechefs hinter uns gelassen haben, als er sich schon auf mich stürzt.
»Guido«, sagt er, »bin ich verrückt oder die Armee?«
»Wahrscheinlich beides«, meine ich. »Obwohl ich zugeben muss, dass die Armee dir in der Abteilung >Klapsmühle< meiner Meinung nach um ein paar Nasenlängen voraus ist.«
»Ich begreife das nicht. Ich begreife es einfach nicht«, fährt er fort als hätte ich überhaupt nichts gesagt. »Ich meine, da haben wir gegen Befehle verstoßen, haben sogar die Bullen aufgemischt, weil sie das Maul aufgerissen haben. Und dafür werden wir auch noch befördert?«
»Es sieht ganz danach aus«, werfe ich vorsichtig ein, »dass wir für >Tapferkeit vor dem Feind< belohnt werden. Ich schätze, wir haben uns einfach nur verrechnet, wen die Armee als >den Feind< betrachtet, das ist alles.«
Ein paar Schritte gehen wir schweigend weiter, denkt jeder über das nach, was vorgefallen ist.
»Ich finde, die Sache hat auch ihre gute Seite«, sage ich schließlich. »Wenn wir mit unserem Versuch, die Armee in Schwierigkeiten zu bringen, weitermachen wollen, ist das Hauptquartier tatsächlich der beste Ort, um es zu tun.«
»Das stimmt wohl«, meint Nunzio seufzend. »Na schön, Guido, dann möchte ich dir als erster gratulieren dürfen.«
»Wozu?«
»Na, zu deiner Beförderung, natürlich«, sagt er und schießt mir einen Blick zu. »Ich weiß auch genau, wie viel sie dir bedeutet.«
Ich überlege mir, ob ich ihm eine runterhauen soll, aber er hat sich bereits in sichere Entfernung begeben.
»Nunzio«, sage ich, »wir wollen doch mal deine eigene .«
»He, Leute!! Stehen bleiben!!«
Wir blicken uns um und sehen, wie Spynne auf uns zugelaufen kommt.
»O hallo Spynne.«
»Also, was ist passiert?« fragt sie und versucht nach dem schnellen Lauf wieder Luft zu bekommen.
»Na ja, nachdem du gegangen bist, gab es eine kleine Schlägerei und .«
»Das weiß ich selbst«, unterbricht sie. »Das habe ich schon gehört. Es tut mir sehr leid, dass ich nicht dabei war. Ich meine danach. Steckt ihr Jungs in Schwierigkeiten?«
»Nö«, erwidert Nunzio. »Tatsächlich werden wir alle an den Stab im Hauptquartier
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