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Ein Dämon auf Achse

Ein Dämon auf Achse

Titel: Ein Dämon auf Achse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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die waren im Begriff, uns alle zu verhaften, und zwar obwohl unsere Militärpolizei sich am Ort des vermeintlichen Vergehens befand und man uns in der Grundausbildung doch beigebracht hat .«
    »Ja, ich weiß schon.« Der Hauptmann winkt ab.
    »Soldaten gehören vor ein Militär- und kein Zivilgericht, und deshalb haben Sie beide sich mit einem ganzen Raum voller Zivilisten wegen einer Vorschrift des Militärrechts gebalgt. Ist es das?«
    »Jawohl, Herr Hauptmann. Und wir haben versucht, einem Kameraden unserer Gruppe zu helfen.«
    »Also gut«, sagt er und blickt zu den Wachen hinüber. »Sie können jetzt gehen. Ich übernehme die Sache allein.«
    Wir warten richtig ruhig ab, bis die MP’s im Gänsemarsch den Raum verlassen haben.
    »Sie beide sind mir erst seit ungefähr einer Woche zugeteilt ... und haben sich nur wenige Wochen zuvor eingeschrieben. Ist das richtig?«
    »Jawohl, Herr Hauptmann.«
    »Also haben Sie die Grundausbildung frisch hinter sich und sind bereits Feldwebel ... und Unteroffizier. Und nun das hier.«
    Er mustert wieder unsere Akten, aber langsam ist mir schon weniger unbehaglich zumute. Wenn es auch außer Frage steht, dass wir die Folgen tragen werden, weil wir ja ein Geständnis abgelegt haben, hört es sich doch langsam danach an, als würden wir damit davonkommen, dass man uns lediglich unsere Streifen wieder abnimmt, eine Möglichkeit, die mir nicht gerade die schlimmsten Seelenqualen verursacht. Das wäre gar kein schlechtes Ergebnis angesichts der Tatsache, dass wir keinen Rechtsanwalt dabeihaben, der für uns ein Plädoyer vortragen kann.
    »Die Zivilbehörden haben die Empfehlung geäußert, dass Sie streng diszipliniert werden sollten ... dass man an Ihnen ein Exempel statuieren solle, um andere Soldaten davon abzuschrecken, Ihrem Beispiel zu folgen.«
    Jetzt wird mir wieder mulmig zumute. Es hört sich doch nicht so ermutigend an, und nach einer Laufbahn ohne eine einzige Verurteilung bin ich nicht sonderlich erpicht darauf, Zeit im Armeegefängnis abreißen zu sollen. Ich frage mich, ob es wohl bereits zu spät sein mag, unser Geständnis zu widerrufen ... und ob die MP’s immer noch draußen sind.
    »Also gut«, sagt der Hauptmann schließlich und hebt den Blick von unseren Akten. »Betrachten Sie sich als diszipliniert.«
    Wir warten noch etwas ab, damit er zu Ende sprechen kann, doch dann begreifen wir, dass das bereits alles ist.
    »Herr Hauptmann?«
    Der Hauptmann lächelt etwas verspannt über unsere Reaktion.
    »Wissen Sie eigentlich, was eine Armee, die so schnell anwächst wie die unsrige, am meisten nötig hat?«
    Mir rutscht das Herz in die Hose, weil ich diesen Spruch schon einmal gehört habe. Nunzio allerdings war nicht dabei, als er mir beim letzten Mal heruntergespult wurde.
    »Einen besseren Schneider«, antwortet er.
    Der Hauptmann zuckt überrascht zusammen, dann bricht er in ein kurzes, bellendes Gelächter aus:
    »Das ist recht gut«, meint er. »Einen besseren Schneider! Da haben Sie recht, Unteroffizier Nunzio, aber das habe ich eigentlich nicht gemeint.«
    Er lässt sein Grinsen fahren und kommt wieder zum Thema.
    »Was wir brauchen, das sind Führer. Man kann Männern zwar beibringen zu schießen, aber nicht zu führen. Wir können Ihnen die ganzen Prozeduren zeigen und Ihnen die Prinzipien erläutern, damit Sie wenigstens die erforderlichen Bewegungen ausführen, aber echte Führerschaft... das Charisma, das Loyalität und den Mut hervorruft, in einer Krise richtig zu handeln, das lässt sich nicht unterrichten.«
    Er nimmt den Bericht auf und wirft ihn achtlos beiseite.
    »Nun müssen wir unsere Soldaten öffentlich dazu anhalten, sich nicht auf Handgemenge mit Zivilisten einzulassen, egal, wie die Provokation aussehen mag. Jede andere Haltung würde unsere Akzeptanz in der Stadt gefährden. Andererseits wissen wir aber auch, dass es dort Leute gibt, die unsere Männer bei jeder passenden Gelegenheit auszubeuten versuchen, und auch viele, die uns ganz offen ablehnen, obwohl ich nie so genau verstehen konnte, warum.«
    Ich bin zwar bereit, das durchgehen zu lassen, Nunzio aber nicht.
    »Vielleicht liegt es daran, dass die Armee der Hauptempfänger ihrer Steuergelder ist«, wirft er ein.
    »Aber die Steuern werden durch unsere Feldzüge gesenkt und nicht erhöht«, antwortet der Hauptmann stirnrunzelnd.
    Wie schon beim ersten Mal, als ich davon hörte, schlägt diese Feststellung in meinem Inneren einen unreinen Akkord an. Doch auch diesmal lässt man

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