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Ein Dämon für alle Fälle

Ein Dämon für alle Fälle

Titel: Ein Dämon für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Nunzio etwas von mir lernen würde, und einen anderen Grund konnte ich mir kaum denken, ihn auf diesen Auftrag mitzuschicken, dann würde mein Haustier eine herbe Enttäuschung erleben. Abgesehen von der Tatsache, daß er sich mehr Mühe zu geben schien als andere Menschen, zu einem konstruktiven, positiven Verhältnis zu Drachen zu gelangen, so grobschlächtig und ignorant seine Versuche auch sein mochten, begriff ich selbst nicht so recht, weshalb ich ihm mit so viel Toleranz begegnete.
    Wer immer sich oben zwischen den Trägern aufhielt, jetzt kam er jedenfalls näher. Nach menschlichen Maßstäben mochte er vielleicht sehr leise sein, aber mit meinem Gehör spürte ich ihn so mühelos auf, als würde er beim Kommen zwei Blechtöpfe gegeneinander schlagen, um sich anzukündigen. Als ich ihn zwei Schritte vor der Tür bereits wahrgenommen hatte, war ich noch unsicher gewesen, welche Absichten er hegte, daher war ich zur Geduld bereit, um mich erst mit Sicherheit davon zu überzeugen, ob es sich bei ihm um einen unschuldigen Außenstehenden handelte, oder ob er in der Tat an Diebstahl dachte. Seine Versuche, sich an uns heranzuschleichen, bestätigten mir, daß er zur letzteren Gattung gehörte, so inkompetent er darin auch sein mochte.
    Ich versuchte, Nunzio von meinen Fähigkeiten profitieren zu lassen, indem ich meinen Kopf herumschwang und mit der Nase auf den Eindringling deutete.
    »Paß gefälligst auf, Gliep!« sagte mein Idiotenschützling und riß meine Schnauze wieder in Richtung der Kisten. »Das hier sollen wir bewachen. Hast du verstanden?«
    Ich hatte verstanden, daß Menschen entweder noch begriffsstutziger waren, als selbst die kritischsten aller Drachen meinten, was ich auch langsam zu glauben begann, oder daß dieses besondere Exemplar einen Hirnschaden besaß, was auch eine Möglichkeit war. Augenrollend sah ich noch einmal nach dem Eindringling.
    Der befand sich inzwischen fast über unseren Köpfen, die Beine breit abgespreizt, auf zwei der Balken stehend. Mit großer Umsicht holte er etwas aus seinem Ärmel, hielt es sich an den Mund und richtete es auf uns.
    Teil der frühen Ausbildung eines jeden Drachen ist eine Reihe von Lektionen, mit dem ihm detailliertes Wissen um menschliche Waffen vermittelt wird. Das mag sich für eine Art, die ja im Prinzip sehr friedliebend ist, etwas merkwürdig anhören, aber für uns ist es ein Gebot des reinen Überlebens ... so wie Menschen ihre Jungen unterweisen, daß Wespen stechen und daß Feuer heiß ist. Abgesehen von unserer Motivation möge es hier genügen, festzustellen, daß ich sicherlich ebensogut mit menschlichen Waffen vertraut war wie jeder Mensch, weitaus mehr natürlich noch als Menschen, die keiner militärischen oder heldischen Berufung nachlebten, und daß ich daher auch keinerlei Schwierigkeiten hatte, das auf uns gerichtete Gerät als Blasrohr zu identifizieren.
    Nun verfügen Drachen nicht allein über besser entwickelte Sinnesorgane, sie besitzen auch einen Panzer, der ihnen substantiell mehr Schutz gewährt, als. Menschen ihn durch ihre Haut genießen. Folglich war ich mir relativ sicher, daß das, was aus dem Schußende des Blasrohrs hervortreten würde, keine Gefahr für meine Gesundheit darstellen würde. Allerdings fiel mir dabei auch ein, daß sich das gleiche wohl nicht unbedingt von Nunzio sagen ließ, und ich hege ja, wie bereits ausgeführt, einige Skrupel, nicht alles in meiner Macht Stehende zu unternehmen, um die Gemütsruhe meines Haustiers zu erhalten, indem ich seine Kumpane beschütze.
    Also riß ich mich aus Nunzios Griff, zielte kurz und gab einen Flammenstoß vom Typ VI ab. Ja, Drachen verfügen über verschiedene Flämmgrade, die von >Marshmallow rösten< bis zu >Löcher in Steine brennen< reichen. Das sollten Sie vielleicht im Auge behalten, wenn Sie sich das nächste Mal mit einem Drachen anlegen wollen.
    Wenige Sekunden nachdem ich die Pyrotechnik wieder gelöscht hatte, rieselte ein kurzer Regen aus schwarzem Pulver auf uns herab.
    »Verdammt, Gliep!« sagte Nunzio und wischte sich das Pulver aus der Kleidung. »Mach das nie wieder, hast du mich verstanden? Vielleicht lockerst du sonst beim nächsten Mal nämlich noch etwas anderes als irgendwelchen Staub ... Und schau dir nur mal meine Klamotten an! Böser Drache!«
    Ich befand mich schon lange genug in menschlicher Gesellschaft, um keinen Dank zu erwarten, empfand es aber als ärgerlich, dafür getadelt zu werden, daß ich ihm just das Leben gerettet hatte.

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