Ein Dämon für alle Fälle
auf.
»Im Augenblick muß ich diese Angebote noch ein paarmal durchgehen, bis alles klar sitzt.«
»Wo liegt denn das Problem? Nimm doch einfach das beste, und die Sache ist erledigt.«
Ich schnitt eine verbitterte Grimasse.
»So einfach ist das nicht. Einige dieser Angebote kann man ebensowenig vergleichen wie Äpfel mit Birnen. Der eine bietet uns eine Gewinnbeteiligung an ... Ein anderer will einen hohen Kaufpreis zahlen, den aber nur ratenweise ... Eine Handvoll Angebote wollen uns nicht nur Bargeld sondern auch Beteiligungen an anderen Firmen dafür geben ... Es ist nicht so einfach zu entscheiden, welches tatsächlich das beste ist.«
»Vielleicht kann ich dir helfen«, meinte Bunny und griff nach dem Stapel mit den Angeboten. »Ich habe relativ viel Erfahrung mit der Beurteilung von Angeboten.«
Doch ich legte meine Hand auf den Stapel und hielt sie davon ab, ihn zu nehmen.
»Danke für dein Angebot, Bunny, aber das mache ich lieber selbst. Wenn ich schon Präsident sein soll, dann muß ich auch lernen, mich nicht immer nur auf andere zu verlassen. Wenn ich mich wirklich auf mich selbst verlassen können will, kann ich nicht alle Arbeit auf meine Mitarbeiter abwälzen.«
Sie zog die Hand langsam zurück und ihr Blick suchte den meinen, als sei sie nicht sicher, mich wiederzuerkennen. Ich merkte, daß sie aufgewühlt war, daß sie aber, als sie noch einmal überdachte, was ich gesagt hatte, nichts an meiner Einstellung aussetzen konnte. Zu müde, um die Angelegenheit auf der Stelle zu bereinigen, beschloß ich, das Thema zu wechseln.
»Aber wenn du schon da bist, könntest du mir vielleicht einen kurzen Überblick geben, was morgen alles anliegt? Ich möchte ganz gern klar Schiff machen, damit ich mich um diese Sachen hier kümmern kann.«
Was immer ihr Sorgen gemacht haben mochte, es verschwand sofort, als sie wieder ganz zur kompetenten Sekretärin wurde.
»Das einzig Dringende ist das Einteilen einer Mannschaft für einen Bewachungsjob. Der Klient besitzt eine wertvolle Ladung, die wir morgen abend sichern sollen.«
»Wachdienst?«
Ich runzelte die Stirn. »Ist das nicht ein bißchen tiefgestapelt für uns?«
»Das habe ich auch gedacht«, lächelte sie lieblich, »aber du warst anscheinend anderer Meinung, als du den Auftrag vor zwei Wochen angenommen hast. Ein Gefallen für irgendeinen deiner Partner beim Mittagessen. Erinnerst du dich noch?«
»Ach ja, richtig. Na, ich schätze, das kann Gliep erledigen. Schick ihn rüber ... Und Nunzio soll mitgehen und ein Auge auf ihn halten.«
»In Ordnung.«
Als sie gehen wollte, blieb sie in der Tür zögernd stehen.
»Was ist mit Aahz?«
Ich hatte mich bereits wieder in die Angebote gestürzt und mußte mir Mühe geben, um meine Aufmerksamkeit wieder auf das Gespräch zu richten.
»Was ist mit ihm?«
»Nichts. Vergiß die Frage.«
Kein Zweifel: Meine Mitarbeiter begannen langsam, sich sehr seltsam zu verhalten. Kopfschüttelnd machte ich mich wieder über die Angebote her.
GLIEPS BERICHT
Immer, wenn ich mich mit meinem Kollegen von der Drachenzunft zu unterhalten pflegte und die Sprache dabei auf Haustierhaltung kam, begann daraufhin ein Streitgespräch über die relativen Vor- und Nachteile menschlicher Haustiere. Die Überlieferung achtend, habe ich während solcher Sitzungen stets Schweigen bewahrt, da ich das jüngste Mitglied und daher verpflichtet war, von den älteren zu lernen. Es wäre jedoch falsch zu glauben, daß dies ein Hinweis darauf sei, daß ich selbst keine Meinung über das Thema hätte. Ich verfüge im Gegenteil über zahlreiche, wohlentwickelte Theorien, was auch der Hauptgrund dafür ist, weshalb ich die Gelegenheit willkommen hieß, sie zu überprüfen, indem ich mir ein so junges und doch schon weitgereistes Exemplar wie Skeeve zulegte, als ich im begegnete. Im Laufe meiner Ausführungen werden Sie bemerken ... doch ich eile mir selbst voraus. Immer mit dem Anfang beginnen, das ist für wohlorganisierte Organismen mit guten Manieren die korrekte Vorgehensweise. Ich bin jenes Wesen, das Sie in diesen Bänden kennengelernt haben, als ...
»Gliep! Komm her, Bursche.«
Das ist Nunzio. Der ist weder wohlorganisiert, noch besitzt er gute Manieren. Konsequenterweise entscheide ich mich dazu, ihn zu ignorieren, wie ich es so häufig tue, wenn ich mit Skeeve und seiner reichlich zweifelhaften Schar von Kumpanen zu tun habe. Doch wirft die Sache eine interessante Frage auf, die ich wohl besser jetzt behandle, bevor ich
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