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Ein Dämon für alle Fälle

Ein Dämon für alle Fälle

Titel: Ein Dämon für alle Fälle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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fortfahre.
    Wie gerade so grobschlächtig festgestellt wurde, bin ich unter diesem besonderen Haufen von Menschen wie auch den Lesern dieser Bände unter dem schlichten Namen Gliep bekannt. Der Bequemlichkeit halber werde ich mich weiterhin Ihnen gegenüber mit diesem Namen identifizieren, um mir dadurch die frustrierende Mühe zu ersparen, den Versuch zu unternehmen, Ihnen die Aussprache meines richtigen Namens beizubringen. Nicht nur, daß ich mir nicht sicher bin, ob Sie physisch überhaupt in der Lage wären, die dazu erforderlichen Laute von sich zu geben, hinein spielt auch die Tatsache, daß ich nur über eine sehr beschränkte Geduld verfüge, wenn ich mich mit Menschen abgeben muß. Zudem ist es üblich, daß Drachen sich ein Alias für diese Eskapaden zulegen. Das erspart uns Peinlichkeiten, wenn nämlich die menschlichen Chronisten in ihren Berichten über die Ereignisse die Tatsachen verdrehen sollten ... was sie auch unweigerlich tun.
    Falls Sie den Eindruck haben sollten, daß ich doch bemerkenswert kohärenter klinge, als Sie es angesichts meines angeblichen Ein-Vokabel-Wortschatzes erwarten würden, so ist der Grund dafür schlicht und logisch: Erstens bin ich für einen Drachen noch recht jung, und unsere Stimmbänder sind jener Körperteil, der sich am spätesten entwickelt. Wiewohl ich durchaus dazu in der Lage bin, mit anderen Mitgliedern meiner Art zu konversieren und zu kommunizieren, wird es doch noch zweihundert Jahre dauern, bevor meine Stimme entwickelt genug ist, um es versuchsweise mit jener besonderen Kombination von Lauten und Tonhöhen aufzunehmen, die erforderlich sind, um sich ausgiebig mit Menschen in ihrer eigenen Zunge unterhalten zu können.
    Was nun meine geistige Entwicklung anbetrifft, so muß man die gewaltigen Unterschiede unserer jeweiligen Lebenserwartung mitberücksichtigen. Ein Mensch, der hundert Jahre lang überlebt, gilt schon als Ausnahme; ein Drache dagegen kann Tausende von Jahren alt werden, ohne daß seine Freunde und Verwandte ihn für alt halten. Die Implikationen dieser Feststellung sind zu zahlreich, um sie hier alle aufzuführen, doch jene davon, die uns hier angeht, besagt, daß ich zwar für einen Drachen noch recht jung sein mag, mit Sicherheit aber das älteste Mitglied jener Mannschaft bin, die sich um Skeeve geschart hat. Natürlich gebricht es Menschen an der Bildung und Lebensart meiner Rasse, so daß sie viel weniger dazu geneigt sind, auf die älteren und weiseren Köpfe in ihrer Mitte zu hören oder gar von ihnen zu lernen.
    »He, Gliep! Verstehst du mich? Hierher, Junge.«
    Ostentativ knabberte ich an meinem Fuß herum, als würde ich unter einem Jucken leiden. Im allgemeinen scheinen Menschen unfähig zu sein, die Feinheiten der Kommunikation zu begreifen, sonst würden sie genauer feststellen können, wenn man sie absichtlich ignoriert und erst recht, was es eigentlich bedeutet. Konsequenterweise habe ich die Technik entwickelt, angesichts einer besonders unhöflichen oder ignoranten Behauptung oder Forderung optisch wahrnehmbar zu demonstrieren, daß ich beschäftigt bin. Das bringt nicht nur ihr Geplapper zum Schweigen, es bremst auch den ständigen Abbau meiner Nerven. Bis dato erreichte diese Technik einen Erfolgsquotienten von zwanzig Prozent, was signifikant besser als alle anderen Taktiken ist, die ich bisher versucht habe. Leider handelte es sich diesmal nicht um einen von diesen Zwanzigprozentern.
    »Ich spreche mit dir, Gliep. Kommst du jetzt endlich dorthin, wo ich dir sage, oder nicht?«
    Während ich meine körperliche Entwicklung abwarte, um dazu in der Lage zu sein, die Sprache anderer Arten zu erlernen, hege ich doch ernsthafte Zweifel, daß Nunzio oder Guido jemals auch nur ihre eigene Muttersprache meistern werden, egal wieviel Zeit man ihnen dafür läßt. Irgendwie erinnert mich das an eine Geschichte, die mir eine meiner Tanten mal erzählte, nämlich wie sie einmal in einem fremden Land einem Menschen begegnete und ihn fragte, ob er dort autochthon sei. »Ich bin nicht autochthon!« erhielt sie zur Antwort. »Ich bin hier geboren!«
    Ich muß ihr darin beipflichten', daß die einzige angemessene Reaktion auf eine derartige Logik nur darin bestehen konnte, ihn aufzufressen.
    Nunzio machte immer noch mit seiner quäkigen Kleinjungenstimme weiter, die einen so sehr überrascht, wenn man sie zum ersten Mal hört; nur daß er inzwischen um mich herumgeschritten war und versuchte, mich in die Richtung zu schieben, in die er

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