Ein Dämon kommt selten allein
Magen umzudrehen drohte ... vielleicht lag es aber auch nur an meinen Nerven.
»Kannst du mir die Quoten noch mal erklären?«
»Nicht jetzt«, fauchte der Giek, der nervös an seinem Programm herumzupfte.
»Ich bin zu sehr damit beschäftigt, mir Sorgen zu machen.«
»Ich werd's mal versuchen, heißer Knabe«, erbot sich Massha an meiner anderen Seite. »Vielleicht kann' ich es mit weniger Fachvokabular ausdrücken als unser Freund hier.«
»Das wäre mir sehr lieb«, gab ich zu.
Diese Äußerung trug mir einen finsteren Blick des Gieks ein, doch Massha war bereits in Schwung.
»Zunächst mal mußt du dir darüber im klaren sein, daß Buchmacher meistens nicht mit ihrem eigenen Geld wetten. Sie fungieren als Agenten oder Zwischenhändler für Leute, die bei derselben Veranstaltung auf verschiedene Seiten setzen. Im Idealfall gleichen sich die Einsätze der beiden Seiten aus, so daß der Buchmacher kein eigenes Geld im Spiel zu haben braucht.«
»Woran verdient er denn dann?«
»Manchmal verlangt er einen Anteil, manchmal ... aber das ist ein anderes Thema. Wir wollen ja über Quoten sprechen, nicht wahr?«
»Schätze, schon«, erwiderte ich achselzuckend.
»Nun habe ich gerade den Idealfall geschildert. Dabei geht man davon aus, daß beide Mannschaften oder Kämpfer, oder wer auch immer, gleich stark sind. Dann setzen manche Leute auf die eine Seite und manche auf die andere, im Endeffekt gleicht sich aber alles wieder aus. Das ist ein Gleichstand oder ein 1:1.«
Sie verlagerte ihr Körpergewicht ein wenig und ignorierte die zornigen Blicke der übrigen Zuschauer, als die gesamte Sitzreihe dadurch ins Wanken geriet.
»Aber angenommen, es wäre anders. Was, wenn wir es nicht mit einem ausgeglichenen Kampf zu tun haben, wenn eine Seite einen Vorteil hat ... sagen wir, wenn Badaxe gegen König Rodrick kämpfen würde?«
»Das ist doch einfach«, lächelte ich. »Dann würde niemand auf den König setzen.«
»Genau«, nickte Massha.
»Dann würde alles nur auf eine Seite setzen, und die Buchmacher müßten alle Wetten mit ihrem eigenen Geld ausgleichen ... Wetten, bei denen sie sehr wahrscheinlich verlieren würden.«
»Dann nehmen sie eben keine Wetten an.«
»Falsch. Sie manipulieren die Sache so, daß doch noch Leute auf den König setzen.«
Ich sah sie mit hochgezogener Augenbraue an.
»Das könnten sie ja gern versuchen, aber ich würde mein Geld bestimmt nicht so leicht wegwerfen. Ich würde trotzdem auf Badaxe setzen.«
»So?«
Massha lächelte. »Was wäre denn, wenn du, um auf Badaxe ein Goldstück zu gewinnen, nicht nur eins, sondern zehn setzen müßtest?«
»Hm ...«
»Ich will's ein wenig komplizierter machen. Was wäre denn, wenn du für ein Goldstück, das du auf den König setzt, im Falle seines Sieges nicht nur ein Goldstück zurückgewinnen würdest, sondern hundert?«
»Ich ... hm ... dann würde ich es vielleicht doch mit dem König riskieren«, entgegnete ich zögernd. »Es gibt ja immerhin die Möglichkeit, daß er doch noch Glück hat. Und wenn ich dann verliere, bin ich bloß um ein Goldstück ärmer.«
»... und auf diese Weise benutzen die Buchmacher die Quoten, um sich selbst abzusichern. Wie sie allerdings ausrechnen, wie viele Einsätze sie auf den König zur Quote X benötigen, um die Wetten, die sie auf Badaxe zur Quote Y anbieten, abzudecken, das ist mir auch schleierhaft.«
Ich musterte den Täufler neben mir mit neuerwachtem Respekt.
»He, Giek, ich wußte gar nicht, wie kompliziert dein Beruf ist!«
Der Täufler taute ein wenig auf. Im Grunde sind sie genauso anfällig für Schmeichelei wie alle anderen auch.
»Genau genommen ist es sogar noch viel komplizierter«, gestand er voller Bescheidenheit. »Man muß nämlich immer mehrere Wettkämpfe auf einmal im Auge behalten und die langfristigen Einsätze einer Veranstaltung dazu verwenden, um die kurzfristigen einer anderen auszubezahlen. Und dann sind da noch die Nebenwetten, zum Beispiel, wer in welchem Spielabschnitt beim Großen Spiel wieviele Punkte machen wird. Es ist nicht einfach, aber wenn man auf Zack ist, kann man davon leben.«
»Und wie stehen die Chancen heute abend?«
Der Täufler schnitt eine Grimasse.
»Lausig. Das ist so einer von diesen Badaxe-gegen-den-König-Kämpfe, wenn ich euer Beispiel richtig mitbekommen habe. In diesem Fall entspricht die Mannschaft mit den roten Hosen Badaxe. Die sind noch ein paar Nummern heißer als ein Zehndollar-Laser und haben die letzten fünfzehn Spiele
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