Ein Dämon kommt selten allein
Lehrer mir mal gesagt hat.«
Ich zuckte mit den Schultern.
»He, Skeeve hat recht!« rief Guido.
»Du willst damit sagen, daß wir Polizisten und Versicherungsgutachter werden sollen.«
»Na ja, ich würde es zwar nicht ganz so ausdrücken ...«
»Nix >na ja<. Das läuft nicht!«
»Warum nicht?«
»Komm, Winkel-kat! Wir sind doch die Bösen! Verbrecher, weißt du noch? Wie sieht denn das aus, wenn sich das im Syndikat rumspricht, daß wir plötzlich zu Polizisten geworden sind?«
»Die werden meinen, daß wir wertvolle Angestellte sind, die hart arbeiten, um ihre Investitionen zu beschützen.«
»Ach ja?«
Guido furchte zweifelnd die Stirn.
»Außerdem ist es ja nur für eine Weile«, beruhigte ihn Winkel-kat. »Und nicht nur das, die ganze Aktion ist sowieso nur eine Tarnung für das, was wir in Wirklichkeit tun werden.«
»Was denn?« fragte ich geradeheraus.
Winkel-kat warf einen schnellen Blick durchs Restaurant, dann beugte er sich vor und senkte die Stimme.
»Na ja, eigentlich wollte ich nichts verraten, aber wissen Sie noch, daß ich Ihnen erklärt habe, daß das Syndikat sich immer auf ein Gebiet allein spezialisiert? Ich glaube, wir haben uns hier in Tauf einfach nur das falsche Arbeitsfeld ausgesucht. Vielleicht hätten wir es nicht mit dem Schutzgeldgeschäft versuchen sollen.«
»Sie wollen also die Gebiete wechseln?« fragte ich drängend.
»Genau.«
Winkel-kat lächelte. »Wir lassen die Schutzgeldsache eine Weile auf Sparflamme laufen und knöpfen uns in der Zwischenzeit mal die Buchmacher vor.«
»Na, das klingt schon besser!« krähte Guido. »Im Wettgeschäft läßt sich immer Geld scheffeln.«
»Nicht so laut, du Idiot! Das soll ein Geheimnis bleiben!«
»Wer soll uns denn schon hören?« protestierte Guido.
»Wie war's denn mit denen da?«
Winkel-kat zeigte mit dem Daumen auf einen Tisch, an dem gewaltige Wesen saßen und sich abwechselnd vollstopften und lauthals lachten.
»Die da? Das sind die Hutt Brüder. Die kommen etwa einmal die Woche hierher. Die sind viel zu sehr mit ihren eigenen Spielen beschäftigt, um sich für uns zu interessieren.«
»Mit ihren eigenen Spielen? Sind das etwa Spieler?«
»Nee ... na ja, Darwin vielleicht. Der ist der Anführer der Meute. Aber der setzt nur auf Geschäfte.«
»Welcher ist es?«
»Der dünnste. Ich hab gehört, daß seine Verlobte ihn auf Diät gesetzt hat. Das macht ihn zwar gemein, aber für uns ist er keine Gefahr.«
Winkel-kat wandte sich wieder unserem Tisch zu.
»Na ja, redet trotzdem nicht so laut. Wie ist das, Skeeve? Das Glücksspiel, meine ich. Sie sind doch schon früher mal im Bazar gewesen. Kennen Sie irgendwelche Buchmacher, die wir uns krallen können?«
»Hm, der einzige, den ich kenne, ist der Giek«, sagte ich. »Der ist 'ne ziemlich große Nummer. Aber wenn ihr den ausnehmen wollt, dann sagt ihm bitte nicht, daß ich es war, der ihn euch empfohlen hat.«
Winkel-kat gönnte mir ein Augenzwinkern.
»Das geht schon klar. Aber wenn wir was bei ihm absahnen, kriegen Sie auch einen Anteil. Sie wissen schon, eine Art Finderlohn. Wir vergessen unsere Freunde nicht.«
»Danke schön«, quälte ich mir heraus und fühlte mich dabei ziemlich schuldig. »Na, ich mach mich mal wieder auf den Weg. Komm, Gliep.«
»Gliep!« wiederholte mein Drache und hob beim Klang seines Namens den Kopf aus einer Badewanne voll Spaghetti.
Fats hatte sich auf Anhieb in mein Maskottchen verliebt, was, wie ich argwöhnte, auf Glieps neuentwickeltem Fassungsvermögen für das madenähnliche Zeug beruhte, das nur spärlich von blutroter Sauce verdeckt wurde und mit dem die Finte ihren Hauptumsatz machte.
Ich hatte mich nie zu dem Wagnis durchringen können, Spaghetti zu probieren, aber mein Drache liebte sie. Da ich von einigen sehr zweifelhaften kulinarischen Leckerbissen (lebenden wie toten) wußte, welche zu Glieps Vorlieben zählten, war sein Appetit kein sonderlich großer Anreiz, meinen Nahrungshorizont um diese Gerichte zu erweitern. Aber wenn ich Gliep mitbrachte, war ich bei Fats immer willkommen, auch wenn mein Drache langsam ein Watscheln an den Tag legte, das an den Besitzer des Etablissements erinnerte.
»Sagen Sie mal, Skeeve, wo lassen Sie Ihren Drachen eigentlich tagsüber?«
Ich warf einen Blick über die Schulter und entdeckte Winkel-kat, der mein Haustier mit zusammengekniffenen, nachdenklichen Augen studierte.
»Meistens nehme ich ihn mit, aber manchmal lasse ich ihn auch bei einem Drachensitter.
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