Ein Dämon kommt selten allein
wenigstens begreife.«
»Vieleicht ist das ja der Grund, weshalb wir bisher immer so gut miteinander ausgekommen sind«, schnurrte ich. »Aber Ihr habt natürlich recht. Ich habe keineswegs vor, umsonst zu arbeiten. Ich denke daran, den Hof von Possiltum zu verlassen, um mir eine andere Anstellung zu suchen.«
Die Augenbrauen des Kanzlers schössen in die Höhe.
»Wiewohl ich Eurem Plan gewiß nicht widersprechen möchte, muß ich doch zugeben, daß er mich in Erstaunen versetzt. Ich hatte eigentlich den Eindruck, daß Ihr Euch recht wohl in Eurer Stellung, in Eurem >lauen Job<, wie es Euer Lehrling wohl auszudrücken beliebt, fühltet. Was, um alles in der Welt, könnte Euch dazu bewegen, die Annehmlichkeiten des Lebens bei Hofe gegen eine Ungewissen Zukunft auf der.Straße einzutauschen?«
»Na, eine Bestechung natürlich«, erwiderte ich lächelnd. »Eine Pauschalsumme von eintausend Goldstücken.«
»Ich verstehe«, murmelte Grimble leise. »Und wer bietet Euch diese Bestechungssumme, wenn ich fragen darf?«
Ich richtete den Blick an die Decke.
»Eigentlich hatte ich gehofft, daß Ihr das tun würdet.«
Danach gab es zwar noch ein ziemliches Gefeilsche, aber hauptsächlich um die Einzelheiten unserer Abmachung. Grimble wollte Aahz und mich unbedingt von seiner Soldliste gestrichen wissen, obwohl ich den Verdacht hege, daß er weniger flexibel gewesen wäre, wenn er gewußt hätte, daß er nur mit mir allein verhandelte. Es kam zu einigen Beschimpfungen und Prahlereien, aber schließlich zählt ja nur das Endergebnis, und das sah so aus, daß ich meine Gemächer ansteuerte, um tausend Goldstücke reicher für das Versprechen, daß dies das letzte Geld sein sollte, das ich jemals von Grimble erhalten würde. Das war ein weiterer Grund, mich möglichst schnell wieder auf den Weg zu machen.
Leichten Herzens und mit schwerer Börse betrat ich meine Unterkunft.
Erinnern Sie sich noch an das letzte Mal, als ich dies tat? Als mich ein Dämon dort erwartete? Nun, das passierte jetzt ein weiteres Mal.
Mißverstehen Sie mich nicht! Das ist keineswegs ein ganz normales Ereignis, das in meinem Leben alle Tage vorkommt. Ein Dämon, der unangekündigt aufkreuzt, ist schon ziemlich selten. Zwei Dämonen dagegen ... na ja, egal, wie man die Sache sehen mochte, auf jeden Fall würde ich diesen Tag in meinem Kalender rot ankreuzen müssen.
Haben Sie jetzt das Gefühl, daß ich versuche, Zeit zu schinden? Stimmt. Sie müssen nämlich wissen, daß ich diesen Dämon, oder genauer, diese Dämonin, kannte. Ihr Name war Massha.
»Hal-löchen, große Nummer! War gerade in der Gegend und dachte mir, ich schnupper mal rein und frag >wie geht's Sie trat vor, um mich zu herzen, und ich beeilte mich, etwas Unbewegliches zwischen uns zu bringen. Vielleicht meinen Sie ja, daß ein Herzen und ein >Wie geht's< nichts besonders Bedrohliches darstellt. Doch kennen Sie Massha nicht!
Ich habe nicht das geringste gegen Willkommensumarmungen. Ich habe eine andere Dämonenfreundin namens Tanda (ja, ich habe im Augenblick wirklich eine Menge Dämonenfreunde), deren Willkommensumarmungen Höhepunkte in meinem Leben sind. Tanda ist süß kurvig und knuddelig. Schön, sie ist zwar auch eine Mörderin, aber ihre Umarmungen können selbst eine Statue noch zum Leben erwecken.
Massha ihrerseits ist nicht süß und knuddelig. Massha ist wuchtig ... und noch einiges mehr. Ich zweifelte keineswegs an der Aufrichtigkeit ihrer Begrüßungsfreude. Ich hatte nur Angst, daß ich, sollte sie mich tatsächlich umarmen, Tage brauchen würde, um mich davon wieder zu erholen ... und dabei mußte ich doch schließlich noch einen Fluchtplan entwerfen.
»Äh ... hallo, Massha. Nett, dich wiederzusehen ... so ganz und gar ...«
Als ich Massha das letzte Mal gesehen hatte, war sie als grellbuntes Zirkuszelt verkleidet gewesen — nur war dies bei ihr gar keine Verkleidung. Es entsprach ihrer Art sich so anzuziehen. Diesmal jedoch hatte sie anscheinend alles Überflüssige abgeschüttelt ... zusammen mit ihrer Garderobe und dem letzten verbliebenen Rest an gutem Geschmack. Na gut, sie war nicht völlig nackt. Sie trug immerhin einen Leopardenfellbikini, aber dabei zeigte sie soviel Fleisch wie vier nackte Leute. Ein Bikini, ihre üblichen Wagenladungen Schmuck, ein hellgrüner Lippenstift, der sich mit ihrem orangefarbenen Haar biß, und eine Tätowierung auf dem Oberarm. Das war Massha. Stil und Klasse, vom Scheitel bis zur Sohle.
»Was führt dich nach
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