Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ein Daemon kommt selten allein

Ein Daemon kommt selten allein

Titel: Ein Daemon kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Fox
Vom Netzwerk:
dichtes Haar. Ich konnte nicht umhin, an das erste Mal zu denken, als ich unter deutlich anderen – und ziemlich peinlichen – Umständen der Versuchung erlegen war.
    »Für ihn war es noch dümmer, da runterzugehen, als für dich«, stellte Großmutter fest. »Greife herrschen über die Luft, nicht über die Unterwelt.«
    »Er mag seine Schwestern.«
    »Und dich.«
    Ich strich mit den Fingern über seine breiten Schultern. Dieser Gedanke entlockte mir ein Lächeln. Ich registrierte erst, dass er aufgewacht war, als er seinerseits matt, aber verschmitzt lächelte. Ich küsste ihn sofort. »Wie geht es dir«
    »Das wirst du sicherlich nicht wissen wollen.« Er umfasste meinen Hinterkopf, zog mich zu sich herunter und küsste mich ebenfalls. Seine Lippen waren fest, begierig und drängend. Ich ignorierte das Blut, das an ihm klebte, und konzentrierte mich auf ihn – auf das Saubere, Erdige, Maskuline. Pure Lust durchströmte mich, als er seine Wange an meine drückte.
    »Ich dachte, ich wäre tot«, murmelte er.
    »Das warst du auch«, stellte Großmutter fest.
    »Ein Schleuderstern hat dich gestreift«, fügte ich hinzu und nagte an seinen köstlichen Lippen. »Aber du wirst leben.«
    Großmutter räusperte sich. Keine Ahnung, ob es unsere öffentliche Liebesbekundung war, die sie missbilligte, oder die Lüge. Aber ehrlich gesagt, war mir das auch egal. Ich hatte in den vergangenen vierundzwanzig Stunden so viel durchgemacht, dass es mir zustand, diesen Mann eine ganze Woche lang zu küssen. Vor einem Saal voller Großmütter. Und dem Papst.
    Und wenn sie meine kleine Notlüge infrage stellte, gut, aber ich hatte keine andere Wahl. Wenn er erführe, dass wir auf irgendeine Weise miteinander verbunden waren, würde er mich womöglich niemals mehr gehen lassen. Er hatte mich auf vielerlei Arten berührt, von denen ich nicht einmal gewusst hatte, dass sie existierten, aber ich gehörte genauso wenig weiter in diese Welt, wie er in meine gehörte.
    Aber einen Kuss würde ich mir noch geben lassen.
     
    In dem Moment, in dem wir die Kapitänsbrücke verließen, begrüßten uns mindestens ein Dutzend Hexen und ein freudig erregter Terrier. Pirate stürzte so wild auf mich zu, dass er auf dem hölzernen Deck ausrutschte.
    »Lizzie! Da bist du ja! Ich wusste nicht, ob ich dich je wiedersehen würde, und habe die Sekunden gezählt, seitdem du weg warst. Aber du weißt ja – ich kann nur bis vier zählen. Deshalb musste ich immer ›eins, zwei, drei, vier‹ zählen …« Als ich ihn hochhob, drehte und wand er sich wie ein Hundebaby. »Und dann wieder eins, zwei …«, plapperte er weiter, zwischen den Wörtern jeweils meine Hände, mein Gesicht und jede Stelle leckend, die seine Zunge erreichte.
    »Entspann dich, mein Kleiner. Ich bin doch bei dir«, redete ich auf ihn ein und versuchte, meinen Hund mit einer Hand zu halten, während der andere Arm um Dimitris Taille geschlungen war. In dem blutigen Laborkittel sah er furchterregend aus. Aber es ging ihm gut. Und es mochte reines Wunschdenken sein, aber ich hätte schwören können, dass sein Zustand sich mit jeder Minute, die verging, stabilisierte. Außerdem hatte ihm meine Streicheltherapie sicher auch nicht geschadet. Na gut, abgesehen davon, dass wir einige Minuten hatten warten müssen, bis Dimitri aufgestanden war.
    »Tut mir leid, dass es ein bisschen gedauert hat.« Frieda tätschelte Dimitris Arm, was ihre Armbänder zum Klirren brachte. »Wir haben das Portal hier auf der Kapitänsbrücke eingesperrt, damit es nicht wieder entwischen konnte. Es läutet gern die Glocke.«
    »Es ist doch nicht lebendig«, stellte ich, an sie gewandt, fest.
    »Wie du meinst«, entgegnete sie.
    »Zur Seite!« Sidecar Bob bahnte sich seinen Weg durch die Menge, die uns umringte; zwischen den Knien balancierte er einen Arztkoffer. »Ich muss ihn mir ansehen«, erklärte er und fuhr mir beinahe über die Zehen. »Was ist passiert«
    »Er wurde von einem Schleuder stern gestreift«, erwiderte ich und zog schnell meinen Fuß zurück, als er seine Räder seitwärts drehte, um besser sehen zu können.
    »Lizzie! Das warst doch wohl nicht du!«
    Danke für die Erinnerung an meine Zielgenauigkeit.
    » Nein . Ich bin unschuldig«, stellte ich klar. Womit wieder einmal bewiesen wäre, wie schwer sich erste Eindrücke ignorieren lassen.
    Hexen bevölkerten das Hauptdeck. Von einigen nahm ich Glückwünsche entgegen und von Scarlet eine hornige Kröte (ich hatte sie nicht darum gebeten). Aus

Weitere Kostenlose Bücher