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Ein Daemon kommt selten allein

Ein Daemon kommt selten allein

Titel: Ein Daemon kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Fox
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der alten Stereoanlage des Schiffs dröhnte AC/DCs »Highway to Hell«, als Pirate und ich zu dem schmalen Deck über dem Bug des Schiffs schlenderten. Sollte Großmutter ihren Spaß haben. Ich war nicht so sehr für laute Partys zu haben. Außerdem war es auch ohne das wilde Gelage vor der Kapitänsbrücke schwer genug für mich, von diesem Leben Abschied zu nehmen. Hoffentlich hatte Frieda daran gedacht, die Tür abzuschließen, damit das Portal auch sicher weggesperrt war.
    »Pass auf!«, ermahnte ich Pirate und zerstampfte einen Gier-auf-mexikanisches-Essen-Zauber in der Nähe seines Schwanzes. Wusste der Himmel, was dieser Zauber bei meinem Hund anrichten konnte.
    Ich sah zu, wie sich der Zauber in Staub auflöste und auf das Holzdeck rieselte. Es würde hart werden, von hier wegzugehen, aber ich hatte nie ein Geheimnis aus dem wahren Grund gemacht, weshalb ich mehr über meine Kräfte hatte erfahren wollen. Ich liebte meine Arbeit an der Happy Hands Preschool. Verflixt, ich wollte irgendwann auch mal eigene Kinder haben. Und wenn es mir für mein Selbstwertgefühl und mein Liebesleben auch eine Menge gebracht hatte, mit Motorrad-Hexen und Greifen umherzuziehen, so war dies definitiv nicht der Ort, um eine Familie zu gründen.
    Großmutter trottete zu mir herüber und hatte, typisch für sie, beide Hände voller Steakmesser. »Für den tierischen Festschmaus nach der Zeremonie.« Sie legte die Messer auf der Bank hinter mir ab und ignorierte die, die aufs Deck fielen.
    »Was für eine Zeremonie«
    »Na, die dir gewidmet wird.« Sie steckte sich einen Finger in ihr rechtes Ohr. »Das verdammte Ding summt die ganze Zeit. Aber ich habe wohl keinen Grund zu meckern, oder«
    »Braucht ihr Hilfe« Vielleicht konnte ich ja zumindest dafür sorgen, die Eichhörncheninnereien aus dem Zeremonienkelch herauszuhalten.
    »Ach was. Das erledigen die Hexen. Ich muss sie zusammentrommeln, bevor sie das Fass anstechen.« Sie bedachte mich mit einem schiefen Grinsen und zog ihren Gürtel fester. »Ich bin nicht gut in so etwas, also halt jetzt den Mund, und hör mir zu. Ich war total baff, wie du deine Sache da unten gedeichselt hast. Versteh mich nicht falsch. Ich wusste immer, dass du es schaffen könntest. Schließlich bist du ja zum Glück mein Enkelkind. Aber wie dem auch sei – ich bin stolz auf dich. Und deine Mutter wäre es auch.«
    »Apropos meine Mutter«, sagte ich und behielt mit einem Auge Pirate im Blick, der an den Messern schnüffelte.
    »Scarlet hat es mir erzählt. Ich hätte dich warnen sollen, aber, verdammt, ich dachte eben, ich hätte mehr Zeit. Während meiner Meditationssitzung in dem Yardsaver-Schuppen neben der Red-Skulls-Kneipe habe ich genau gesehen, was Vald mit dir vorhatte. Leider hat Vald mich ebenfalls gesehen.«
    »Ist schon gut«, beruhigte ich sie. »Ich wünschte nur …« WasDass meine Mutter sich für mich interessieren mögeDass sie mutig oder stark gewesen wäre oder dass sie mich vielleicht gewarnt hätte, bevor sie mir ihre Kräfte aufgedrängt hatte»Ich habe doch keine Zwillingsschwester, oder«
    Sie dachte über die Frage nach. »Falls ja, habe ich sie nicht gespürt.«
    Hm, das klang deutlich anders als das klare Nein, das ich eigentlich hatte hören wollen. Wenn ich womöglich eine Zwillingsschwester hatte, die über die gleichen Kräfte verfügte wie ich, musste ich ihr helfen. Oder – mein Magen verkrampfte sich bei dem Gedanken – vielleicht war es auch besser für sie, es nicht zu wissen.
    »Ich schlage dir vor, mal eine Weile nicht an deine Mutter zu denken«, sagte Großmutter. »Ganz gleich, was du von ihr halten magst – es war nicht so einfach für sie, dich aufzusuchen, wie du vielleicht denkst.« Sie neigte den Kopf und betrachtete mich nachdenklich. »Eines musst du jedoch wissen: Deine Mutter liebt dich auf ihre eigene Art.«
    »In Ordnung.« Ich beschloss, ihr zu glauben, zumindest fürs Erste.
    »Es war ehrlich gemeint, was ich dir in dem Müllcontainer gesagt habe. Ich freue mich darauf, deine Großmutter zu sein. Nicht dass ich die Absicht habe, dich mit Schokoladenkeksen vollzustopfen oder dir Zucker in den Arsch zu blasen.« Sie schob ihre Hände in die Taschen ihrer mit Glitzersteinen besetzten, hautengen Jeans.
    »Ich gehe nach Hause«, verkündete ich ihr.
    Sie nickte und betrachtete den Vollmond. »Ich habe Scarlet erzählt, was du getan hast. Ich meine, dass du deine Seele in zwei Hälften gerissen hast. Du hättest ihren Gesichtsausdruck sehen sollen.«

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