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Ein Daemon kommt selten allein

Ein Daemon kommt selten allein

Titel: Ein Daemon kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Fox
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würden.
    Er war einfach zu lebendig, zu sexy und zu stur gewesen. »Zumindest hat er seine Schwestern gerettet«, stellte Großmutter fest.
    Ich nahm den blutigen Laborkittel von seiner Brust und breitete ihn über seinem Körper aus. Wenn er noch leben würde, hätte er mir gesagt, dass es die Sache wert gewesen war. Aber das stimmte nicht. Nicht für mich.
    »Er wollte, dass dieses wie auch immer geartete Verhältnis zwischen uns funktionierte«, sagte ich und fuhr mit einem Finger über sein Gesicht. »Ich habe ihm geantwortet, dass das vielleicht der Fall sein würde, wenn die Hölle zufriert. Wir lagen wohl beide falsch.« Ich strich mit den Fingern über die Lippen, die mir die Spuren der schwarzen Seelen weggeküsst und mich in einer Art liebkost hatten … äh, auf unzählige Arten. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Er hatte mir vieles beigebracht über chleudersterne, über mich selbst und, jawohl, verdammt noch mal, auch darüber, was für ein Gefühl es war, begehrt zu werden.
    »Verfluchte Scheiße!«
    »Wie bitte«, hakte ich nach und musterte durch einen Tränenschleier Großmutters aufgebrachten Gesichtsausdruck.
    »Du machst mich zu einem verdammten Weichei«, entgegnete sie und strich sich mit blutigen Fingern das Haar aus dem Gesicht. Sie blies ihre Wangen auf und atmete geräuschvoll aus. »Also gut, wir können ihn retten, wenn wir jetzt handeln. Es ist bescheuert und sinnlos«, fügte sie schnaubend hinzu, »und es gibt kein Zurück.«
    »Wie denn«, fragte ich. Ein Hoffnungsschimmer kribbelte in meinem Magen. Ich würde jede auch nur erdenkliche Chance ergreifen.
    »Du wirst dich ihm auf eine Art öffnen, wie du es dir nicht vorstellen kannst.«
    »Nein«, entgegnete ich. »Ich meine, wie stellen wir es an« Großmutter runzelte die Stirn, dann schob sie ihre Hand unter mein Top.
    »Huh!« Sie hatte eisige Hände. »Eine kleine Vorwarnung wäre nicht schlecht.«
    »Als ob ich Zeit hätte, dir Blumen zu kaufen«, murmelte sie, während ihre Fingernägel über die glatte Haut unterhalb meines Schlüsselbeins kratzten. »Mist!« Ein Surren schoss durch sie hindurch, und sie riss ihre Hand zurück. »Ich hatte gehofft, ich könnte es berühren. Du musst es selbst machen.«
    »Gut. Wonach soll ich suchen«
    Ich hob meine Bluse hoch, und mir blieb beinahe die Luft weg, als ich es sah.
    »Wir müssen an deinen Tastfähigkeiten arbeiten«, murmelte Großmutter, während ich das strahlend weiße Licht anstarrte, das in meiner Brust leuchtete. Ich konnte es nicht fühlen, aber es war ein Teil von mir.
    Ich griff nach unten und berührte es, spürte, wie es an meinen Fingern vibrierte. Es summte kontinuierlich und kraftvoll – meine Lebensessenz, das, was Vald mir so unbedingt hatte rauben wollen, war dabei, sich zu Dimitri auszustrecken.
    »Wenn du es zulässt, gibt es kein Zurück«, warnte Großmutter mich.
    Also gut, das Ganze würde Konsequenzen haben, aber das war mir egal. Das Einzige, was für mich zählte, war, Dimitri zurückzubekommen – lebendig.
    Ich zwang mich dazu, hinzusehen, als meine Finger in den von meiner Brust aufsteigenden Schimmer eintauchten. Das Blut rauschte mir in den Ohren. Meine Essenz klammerte sich an mich, warm und kraftvoll. Ich nahm, was meines war, und ließ es in die klaffende Wunde in Dimitris Brust gleiten. Dabei versuchte ich, nicht daran zu denken, wie kalt er sich anfühlte. Großmutter murmelte eine Reihe von Beschwörungen, während ich zusah, wie meine Kräfte in ihn hineinsurrten.
    Freiwillig gegeben, freiwillig genommen.
    Seine Brust heilte vor unseren Augen; die Muskeln fügten sich aneinander, die Haut wuchs zusammen. Ich tastete nach seinem Puls. Nichts. Meine Hoffnung schwand. Aber ich musste daran glauben, dass er es schaffte. Gib nicht auf. Bitte, Dimitri. Ich tat das Einzige, was zu tun ich mir vorstellen konnte. Ich hielt seinen Kopf in meinen Händen, beugte mich hinunter und drückte meine Lippen auf seinen kalten Mund. Tränen brannten mir in den Augen.
    Er rang nach Luft.
    Ich musterte sein Gesicht. Seine Augen waren immer noch geschlossen, aber seine Brust hob und senkte sich in einem ruhigen Rhythmus. Ich wollte alle umarmen, ihn, Großmutter, das Portal. Er lebte. Er hatte mich gerettet, und im nächsten Moment hatte ich ihn gerettet.
    Sein Smaragd glühte heiß an meinem Hals.
    Die knallharte Dämonenkillerin, die ich ja eigentlich war, brach in Tränen aus. »Danke, Großmutter«, sagte ich und fuhr mit meinen Fingern durch sein

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