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Ein Daemon kommt selten allein

Ein Daemon kommt selten allein

Titel: Ein Daemon kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Fox
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Hand und Friedas kalte, während die versammelte Meute von etwa zwanzig Hexen zurückwich. In der Mitte des Raums knisterte ein Feuer. Flammen züngelten um den rauchgeschwärzten Brenner eines Camping-Gaskochers. Darauf brodelte ein abgenutzter silberner Topf. Mein Mund wurde trocken. Wenn Bob oben einen Biber in Portwein schmorte, wollte ich mir lieber nicht vorstellen, was sie in diesem Topf versenkt hatten.
    Die Hexen standen gebannt da und schlossen die Augen. Ich spürte, wie sich die Magie aufbaute. Das einzige Geräusch im Raum war das Blubbern im Topf. Die Luft wurde von Sekunde zu Sekunde wärmer und dicker, die Kerzen warfen lange Schatten auf die Wände hinter uns.
    Großmutter senkte den Kopf, die anderen taten es ihr gleich. »Wir, die Hexen des Red Skull, sind der Magie verpflichtet, die unsere Linie seit mehr als zwölfhundert Jahren aufrechterhält. In ihr finden wir Wärme, Licht und ewige Güte. Ohne sie gehen wir zugrunde. Heute Nacht heißen wir im Schoß unserer Gemeinschaft eine Schwester willkommen, die uns verloren gegangen war. Wir schwören ihr unsere Treue, und sie schwört uns ihre.«
    Meine Hände wurden feucht. O Mann. Was diesen letzten Satz anging, war ich mir nicht so sicher. Was bedeutete es, wenn ich ihnen meine Treue schworNatürlich wollte ich Antworten, aber ich war nicht bereit, mich den Red Skulls anzuschließen .
    Großmutter trat in den Kreis; sie hielt eine riesige Ziploc-Tüte in den Händen, die mit einem rostfarbenen Brei gefüllt war. Ant Eater griff nach meiner freien Hand. Die Hexen beobachteten Großmutter mit angehaltenem Atem, als sie den Verschluss öffnete und ihre Finger in die Pampe tauchte. Sie stand da und sah mich an, ihr schwerer Atem wehte in meinen Pony und kitzelte mich.
    »Aus dem Tod entsteht neues Leben.« Sie rieb den Brei auf meine Stirn. Er fühlte sich klebrig und feucht an und roch nach totgefahrenem Tier. Sie tauchte ihre Finger erneut ein und beschmierte mich ein zweites Mal mit der feuchten, klumpigen Masse. »Mögest du mit neuen Augen sehen.« Sie rieb den Brei in meine gepflegten Augenbrauen.
    »Mögest du auf dein Herz hören.« Sie rieb den Brei auf meine Ohren, und ein wenig davon sickerte in meinen Gehörgang.
    »Mögest du die Stimme gegen das Böse erheben, das uns umgibt.«
    O nein. Ich presste die Lippen zusammen, und sie klatschte mir die breiige Masse auf den Mund und verteilte sie von einer Seite zur anderen. Die süßlichen, fleischartigen Dünste stiegen mir in die Nase, und ich musste würgen.
    »Mögen wir für immer zusammen reisen – als Hüter des Lichts.«
    Sie ging zu jeder einzelnen Hexe und rieb ihr eine Portion von der Masse auf die Stirn. Ich fragte mich, ob es mir gestattet war, den Brei abzuwischen. Die Luft in dem kleinen, vollen Raum wurde allmählich stickig. Die Tiger-Lederhose klebte mir am Leib, und meine Haut fing an zu jucken. Ein Tropfen rann an meiner linken Augenbraue hinunter und nahm Kurs auf mein Auge.
    Großmutter stand in der Mitte des Kreises. »Mögen wir uns künftig als einen Hexenzirkel begreifen, vereint in unserem gemeinsamen Streben.« Die Hexen huschten zu den Kisten, die hinter ihnen standen. Eine nach der anderen hielten sie die Felle toter Tiere hoch. Füchse, Kojoten, Hirsche. Oje.
    Die Tiere waren gehäutet worden, sodass ihre Beine und Schwänze herabbaumelten. Die Hexen zogen sich die Tierköpfe über ihre Köpfe und schauten durch die leeren Augenhöhlen.
    Frieda drückte mir einen Fingernagel in den Arm. »Hier.« Sie reichte mir einen feuchten Sackleinenlappen. »Wisch dir die Waschbärenleber aus dem Gesicht. Wir wollen schließlich nicht, dass sie dein Hirschfell besudelt.«
    »Örrgh.« Ich rieb mir mit dem Lappen den Mund und das Gesicht ab, bis sich meine Haut wund anfühlte. Für so etwas war ich nicht geschaffen. »Was soll das mit den toten Tieren« Ich duckte mich, als Frieda einen Hirschkopf auf meinen Kopf steckte.
    »Das ist der Kreislauf des Lebens, meine Süße.« Frieda zerrte so lange an den leeren Augenhöhlen des Hirschs herum, bis ich sehen konnte, na ja, zumindest notdürftig. Durch das Teil hatte man in etwa eine so gute Sicht wie durch eine Halloween-Maske, und es roch nach altem Leder und Mottenkugeln.
    »Keine Sorge«, flüsterte sie und legte mir die Vorderläufe des toten Tiers um die Schultern, während mir die Hinterhufe gegen die Brust schlugen. »Das ist nur zur Show. Für das Zeremoniell und so.«
    Was sie nicht sagte.
    »Deine Großmutter liebt es,

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