Ein Daemon kommt selten allein
wie möglich von mir weg. »Wo sind meine alten Sachen«
Sie hob die Arme hoch, als wäre ich die Verrückte von uns beiden. »Draußen auf dem Müllhaufen, vergraben unter Rehinnereien und diversen anderen Eingeweiden.«
»Ist mir egal. Geh und hol sie mir!«
»Niemals«, erwiderte sie und hielt meinem Blick stand. »Mann, Lizzie, hör endlich auf, so ein Theater zu machen! Du hattest einen harten Tag, ich weiß. Verdammt, und ich habe meine Harley zu Schrott gefahren. Aber diese Leute hier sind extra aufgeblieben, weil sie auf uns gewartet haben, und jetzt bleiben sie noch länger auf, um dir den mystischen Schutz zukommen zu lassen, den du brauchst, um die Nacht zu überleben. Also, beweg deinen Hintern!«
Um die Nacht zu überleben Wer machte hier eigentlich Theater
Als ich mich nicht rührte, kam sie näher und inspizierte die Anziehsachen. »Die Klamotten sind doch nicht schlecht. Freu dich, dass sie dir nicht die Zebrahose hingelegt hat. Die habe ich schon in Aktion erlebt.«
Ich warf Großmutter den anzüglichen Slip hin, der – seien wir ehrlich – mit einem Warnhinweis hätte versehen sein müssen. Ich wollte nicht wissen, welche Vorgeschichte diese Klamotten hatten, insbesondere dieser Slip. Nicht mit mir. Ohne Unterwäsche kam natürlich schon gar nicht infrage, also sollte mir Großmutter besser irgendeine Lösung anbieten oder zumindest Unterwäsche, die nicht in braunen Packpapiertüten verkauft wurde. »Da liegt nicht mal ein BH. Ich trage aber BHs. Die meisten normalen Frauen tragen BHs. Und ich werde auf keinen Fall fremde Unterwäsche tragen.«
»Und warum quengelst du dann wegen eines BHs herum«
»Großmutter!«
Sie nahm den schwarzen Slip und hielt ihn pfeifend ins Licht. »Ja, ist unsere Frieda nicht ein PrachtstückSie hat sich diesen speziellen Fummel in Lubbock gekauft. Und für eine besondere Gelegenheit aufgespart.« Sie hielt mir den Tanga hin. »Sie muss dich wirklich ins Herz geschlossen haben, sonst hätte sie dir diese Klamotten nicht überlassen. Untersteh dich, sie zu beleidigen, indem du sie nicht anziehst.«
O Herr im Himmel! »Aber das bin nicht ich!«
»Blitzmeldung, Lizzie: Um dich geht es bei dem Ganzen auch gar nicht.« Sie wühlte in der Kiste neben der Tür herum. »Hier.« Sie warf mir einen einfachen weißen Sport-BH zu. »Mach jetzt! Immerhin konntest du duschen.«
Das war nicht der Punkt. »Großmutter, hör mir zu. Bevor wir irgendetwas anderes tun, müssen wir reden.«
»Du willst AntwortenDie wirst du kriegen.« Die Hände in die Hüften gestemmt wie eine ungeduldige Mutter, betrachtete sie mich. »Diese Zeremonie ist für alle Beteiligten ungeheuer wichtig. Sei in zwei Minuten unten, oder ich schicke dir Ant Eater hoch, dann wirst du deinen Arsch schon in Bewegung setzen.«
Während ich mich in die schwarze Lederhose zwängte, zog sich der Tanga irrsinnig straff. »Oje, Lizzie«, murmelte ich mir selbst zu. »Gibst dein Zuhause auf, gibst deinen Job auf, gibst deine Familie auf – so gestört sie auch sein mag -, damit du dich auf eine Harley schwingen und mit Oma Tanga zur Freak-Show des Jahrhunderts düsen kannst.« Der zu enge Sport-BH quetschte meine Brüste ein und wurde durch den rautenförmigen Ausschnitt des orangen Tanktops zur Schau gestellt. Gott sei Dank. Das war auf jeden Fall besser, als noch mehr Haut zu zeigen.
Da offenbar noch ein wenig Glück in der Welt übrig geblieben war, hatten die Hexen meine Oxfords bei ihrer Entsorgungsaktion verschont, auch wenn sie total verschmiert waren und stanken. Ich ignorierte den nassen Matsch und schlüpfte in die Schuhe, die eigentlich als herrlich bequem galten.
Dann eilte ich hinunter in die Kneipe und fand Großmutter neben einem Loch im Boden, das sich an der Stelle befand, wo die Pop-A-Shot-Basketballwurfmaschine gestanden hatte. Ich wünschte, diese Hexen würden nicht alles so abartig wörtlich meinen. Der Eingang zu ihrem Zeremonieraum bestand im Wesentlichen aus einem mit Ziegelsteinen verkleideten Loch mit einer nach unten führenden, rostigen Leiter. Aus den Tiefen der Höhle unter dem Loch hallten Stimmen herauf. Ich beugte mich vor, doch es fiel mir schwer, die einzelnen Wörter zu verstehen. Modrige Luft stieg mir in die Nase. Ich hielt inne und nahm all meinen Mut zusammen, als ein gut siebzig Jahre alter Mann in einem aufgemotzten Rollstuhl auf mich zugerollt kam. Pirate fuhr auf seinem Schoß mit, seine Zunge hing ihm seitlich aus dem Maul.
Sidecar Bob hatte beide Beine bei
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