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Ein Daemon kommt selten allein

Ein Daemon kommt selten allein

Titel: Ein Daemon kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Fox
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alles ein bisschen aufzumotzen.« Sie trat zurück. »Na bitte.«
    »Frieda!«, wies Großmutter sie zurecht.
    Frieda stellte sich wieder neben mich. Großmutter schnupperte an dem Feuer unter dem großen Topf. Eine große, rothaarige Hexe mit Rubinringen an ihren beiden kleinen Fingern eilte mit einer großen Servierplatte nach vorn. Darauf stand ein Kristallkelch mit Seitengriffen. Großmutter schöpfte eine Portion der kochenden Flüssigkeit in den Kelch. Sie dampfte vor Hitze. Das bernsteinfarbene Gebräu köchelte noch ein paar Minuten weiter, und es stiegen Brocken von etwas an die Oberfläche, das aussah wie Fleisch. Totgefahrene Tiere und Kristall. Wie ausgesprochen … typisch für sie.
    Ich konnte das unmöglich trinken.
    Ich presste vor Grauen meine Knie zusammen und fragte mich, wie um alles in der Welt ich es schaffen konnte, von hier zu entkommen.
    Großmutter hielt der versammelten Hexenschar den Kelch hin. »Wenn wir trinken, sind wir eins.« Sie atmete die Dämpfe ein, die von dem Kelch aufstiegen, und nahm den ersten Schluck.
    Frieda war als Nächste dran. Sie nahm den Kelch von Großmutter entgegen und hob ihn an ihre Lippen. Igitt! Von Nahem sahen die Brocken noch größer aus; Hautfetzen und weiß der Kuckuck was schwammen in der Brühe umher.
    Ich hätte Frieda umarmen können, als sie den Kelch an die Hexe weiterreichte, die auf der anderen Seite neben ihr stand. Sie sah in aller Seelenruhe zu, wie die anderen Hexen aus dem Kelch tranken.
    Für sie mochte dieses Zeremonie-Getue keine große Sache sein. Soweit ich wusste, veranstaltete sie diese Zeremonie jeden Samstagabend. Ich hingegen nicht. Ich hatte für einen Tag genug Aufregendes erlebt – ich hatte mit einem Dämon gekämpft, meinen mysteriösen Beschützer getroffen und mich einem Hexenzirkel angeschlossen. Jetzt war nicht die Zeit, aus einem Kelch voller Überraschungen in Form von totgefahrenen Tieren zu trinken. Ich wusste ja zu schätzen, was diese Leute für mich taten. Und natürlich würde ich nie irgendetwas tun, womit ich sie beleidigen oder ihre Traditionen entehren würde. Doch auch ich hatte meine Grenzen.
    Als der Kelch bei mir angekommen war, zwang ich mich, ihn entgegenzunehmen. Von dem wabernden Gebräu stieg Hitze auf. Ich wünschte, es würde aufhören, sich zu bewegen. Ich hielt die Luft an und hob den Kelch an meine Lippen. Intensiver Minzegeruch stieg mit dem Dampf auf.
    Ich kann es nicht. Ich kann es einfach nicht.
    Ich kippte den Kelch und tat so, als nähme ich einen Schluck. Ich spürte, dass die versammelte Schar kollektiv aufatmete. Wie es schien, zweifelten sie ebenfalls an mir. Ich wischte meine Lippen ab und reichte Großmutter den Kelch, die feierlich den Rest trank.
    Am liebsten hätte ich vor Erleichterung geseufzt. Vielleicht konnte ich ja jetzt mit meinem Schutz ausgestattet werden und zu Bett gehen.
    Die Lampen über uns wurden angeknipst, und ich blinzelte.
    »Ey!« Frieda riss eine Hand hoch und bedeckte ihre Augen. »Ich hasse es, wenn sie das tun.«
    Allgemeines Stimmengewirr erhob sich. Wie es schien, war die Zeremonie beendet, ohne dass ich mit einem Schutz ausgestattet worden war.
    »Moment mal«, sagte ich und packte Friedas Handgelenke bei den Armbändern. »Es kann doch noch nicht vorbei sein.« Es durfte nicht vorbei sein. »Was ist mit meinem SchutzBin ich jetzt geschützt« Während der Zeremonie hatte Großmutter nichts dergleichen erwähnt, und ich hatte gewiss nichts Magisches empfunden, nachdem sie die Falltür geschlossen hatten. »Sag mir nicht, dass ich mich für nichts und wieder nichts mit Waschbärenleber einschmieren lassen musste.«
    Frieda kicherte. »Entspann dich, Süße. Du bist beschützt. Und zwar gerade noch rechtzeitig. Da, sieh nur, deine Großmutter geht jetzt zum Meditieren.« Wir sahen zu, wie Großmutter den Verschluss öffnete und in die Kneipe über dem Zeremonieraum hinaufstieg. »Vald, der Dämon, der hinter uns her ist – wir glauben, dass er über dich Bescheid weiß.« Frieda zitterte. »Er kommt.« Angst huschte über ihr Gesicht. »Aber mach dir keine Sorgen. Wir haben ja dich. Dieser Trank hat dich mit uns zusammengeschweißt. Du musst nicht mehr allein sein. Unser aller geballte Magie arbeitet jetzt für dich.«
    Mein Magen machte einen Rückwärtssalto. »Der TrankMeinst du etwa den mit den Brocken drin« Ich hatte nichts davon getrunken. Warum hatte ich bloß nichts davon getrunkenWeil ich eine Idiotin bin, deshalb.
    »Was soll ich sagenWir mögen

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