Ein Daemon kommt selten allein
ich könnte mich an die Augenfarbe des Greifs erinnern.
Eine weitere Frage auf meiner Fragenliste für Großmutter. Ich wusch mir zweimal die Haare mit dem Inhalt einer halb vollen Geschirrspülmittelflasche, auf deren Etikett stand Wildesel Gerties hausgemachtes Beifuß-Shampoo . Was würde Dimitri tun, wenn ich mich weigerte, mich heute Nacht mit ihm zu treffenOder – meine Wangen erröteten – was würde er tun, wenn ich ihn durch mein Schlafzimmerfenster einsteigen ließe
Wow.
Als meine schmerzenden Glieder genug hatten, griff ich nach dem Handtuch, das Frieda für mich an dem Haken neben der Tür hinterlassen hatte. Da ich so dermaßen schmutzig gewesen war und so entsetzlich gestunken hatte, fühlte es sich herrlich an, sauber zu sein.
»Hey, Baby!«
Ich fuhr beinahe aus der Haut, als Frieda ihren Kopf um den geblümten Vorhang herumschob. »Gertie sagt, du hättest dein Gepäck verloren. Wir dürften in etwa die gleiche Größe haben, also habe ich dir ein paar Sachen auf dein Bett gelegt. Dritte Tür rechts.«
Ein Windhauch zog an Frieda vorbei und kühlte meine feuchte Haut. Na super! An meinen Rucksack hatte ich nicht einmal einen Gedanken verschwendet, seit wir ihn in eine der Satteltaschen der Harley gestopft hatten. Ich hüllte mich in das Handtuch. Ich hatte alles verloren. Mein Portemonnaie, meine Kreditkarten. Jeden Fetzen Kleidung, der sich nicht in meinem dämonenverseuchten Haus befand. »Ich muss dringend telefonieren. Wenn jemand meine Visa findet, kann er den Einkaufstrip des Jahrhunderts machen.« Ich selbst benutzte die Karte kaum.
»Keine Sorge. Gertie hat alles gesperrt.« Frieda registrierte meinen Gesichtsausdruck und zuckte mit den Schultern. »Wir haben sofort deinen Hintergrund abgecheckt, als wir dich entdeckt haben. Sozialversicherungsnummer, Kreditgeschichte, Bildung, krimineller Hintergrund, außerdem jegliche Phobien oder sonstige Komplikationen, die die Mission gefährden könnten. Standardpraxis.«
Wie konnten diese Leute eingehende Hintergrundrecherchen anstellen, wenn sie nicht einmal in der Lage waren, eine Duschtür zu kaufen
Jeder hatte seine Prioritäten, nahm ich an. Zweifel machten sich in meiner Magengrube breit. Zum Glück vertraute ich Großmutter, ansonsten wäre ich jetzt sehr, sehr ängstlich gewesen.
Frieda nestelte an ihrem Haar herum. Der Duschdampf tat ihrer Frisur nicht gut. »Ich weiß wirklich nicht, was Gertie da gequasselt hat. Du redest ja weniger als ein Zeuge, der die Aussage verweigert.« Sie schob sich ein paar Haarsträhnen hinter die Ohren. »Aber, egal. Zieh dich einfach nur an. Ich verzieh mich mal und kümmere mich um den ganzen Zeremonie-Krimskrams. Wir wollen Niblet ja nicht davonkommen lassen.«
Niblet. Meine Fingernägel krallten sich in das feuchte Handtuch.
Konzentrier dich auf das, was du unter Kontrolle hast.
Bevor ich auf Zehenspitzen in mein Zimmer huschte, vergewisserte ich mich, dass auch niemand auf dem Flur war. Zumindest hatte dieses Zimmer eine Tür. Der Raum hatte die Größe, die manche Leute für ihre begehbaren Kleiderschränke zur Verfügung hatten, und war nahezu leer. Trotzdem schaffte ich es, über einen Karton zu stolpern, der den Eingangsbereich verstellte. Ich schob ihn mit einem Fuß zur Seite. Am Fenster stand eine ramponierte, weiß angemalte, mit einem Goldrand dekorierte Kinderkommode.
Meine neuen Anziehsachen waren ordentlich auf einer auf dem Boden liegenden Matratze zurechtgelegt: eine schwarze Lederhose mit Tigerstreifen und ein orangefarbenes Tanktop mit einem rautenförmigen Ausschnitt zwischen den Brüsten. Super. Was noch schlimmer war – es lag nirgends ein BH bereit. Stattdessen hatte Frieda einen schwarzen Slip auf das Tanktop gelegt. Der winzige Stofffetzen sah aus, als wäre er für einen Zwerg entworfen worden. Ich presste das Handtuch an mich und beugte mich über die Sachen. Auf dem Höschen stand irgendetwas. Ich hob den Slip vorsichtig an den schwarzen Seitenbändchen hoch. Ha, ha. Mein erster Stringtanga. Auf der Vorderseite stand in pinkfarbenen, fortlaufenden Buchstaben die delikate Ankündigung: Mein Vibrator hat zwei Räder .
Nie und nimmer.
Was auch immer.
Nein.
Großmutter platzte durch die Tür und betrachtete stirnrunzelnd meinen in ein Handtuch gehüllten Körper. »Ah! Frieda hat mir gesagt, dass sie dich hat duschen lassen. Verdammt, Lizzie! Wir müssen dich in die Höhle schaffen. Jetzt!«
»O nein, das glaube ich kaum«, widersprach ich und hielt den Slip so weit
Weitere Kostenlose Bücher