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Ein Daemon kommt selten allein

Ein Daemon kommt selten allein

Titel: Ein Daemon kommt selten allein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angie Fox
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einem Motorradunfall verloren; so hatte Großmutter es jedenfalls erzählt. Sein silberner Spitzbart war perfekt getrimmt, im Gegensatz zu seinem Haar. Das ragte büschelweise aus seinem Pony hervor und rebellierte gegen das schwarze Haarnetz, das er trug. Bob kam rutschend zum Stehen und stieß einen schrillen Schrei aus, während ich nach hinten springen musste, um meine Zehen in Sicherheit zu bringen.
    »Siehst duDas ist es, wovon ich rede!« Pirate steppte förmlich auf Bobs Schoß. Ich war froh zu sehen, dass Pirate seinen Verband nicht weggerissen hatte. Genau genommen schien er ihn vollkommen vergessen zu haben.
    »Ich verspüre den Drang …«, verkündete Bob.
    »Den Drang, auf die Tube zu drücken!«, brüllten Pirate und Bob im Chor.
    Pirate konnte sogar mit einem Türknauf Freundschaft schließen, doch in diesem Fall hatte er guten Geschmack bewiesen. Ich mochte Bob sofort. »Du musst mir sagen, wenn dir dieses Köterchen zu viel wird«, stellte ich klar. »In dem Fall – schick ihn einfach weg.«
    »Nein!« Pirate vergrub sich unter Bobs Arm. »Wir haben in der Küche zusammen gekocht. Und gegessen. Leckeres Eichhörnchen. Und die Grillsoße ist auch nicht schlecht.«
    Ich widerstand dem Drang, Pirate eine Standpauke über seine Essgewohnheiten zu halten. Der kleine Kerl hatte eine Menge durchgemacht und eine Pause verdient. »Und, Bob, willst du auch runter zur Zeremonie«
    Er warf den Kopf zurück und brach in schallendes Gelächter aus. »Meine Alte würde mir den Kopf abreißen.« Sein Bauch ragte aus seinen marineblauen Sport-Shorts heraus, die so ganz und gar nicht zu seiner schwarzen Lederweste passten. »Nein. Ich schüre die Feuer und halte den tierischen Festschmaus warm – für später, wenn ihr da unten fertig seid.« Er kratzte sich an der Nase. »Aber ich wollte dir etwas geben.« Er warf Großmutter einen Blick zu. »Keines der Mädels wird es zugeben, aber du brauchst es unbedingt.«
    »Äh, danke«, entgegnete ich, bemüht, lässig zu klingen, obwohl ich mich alles andere als lässig fühlte. Ich zerrte an dem hautengen Tanktop, das mir über den Bauch hochrutschte.
    Bob angelte nach einem Gummiband, das in der seitlich an seinem Rollstuhl fixierten Gürteltasche steckte. »Hier, bitte! Binde dein Haar zusammen. Da unten wird es ziemlich wüst zugehen.«
    »Klar, mach ich.« Ich rang mir ein Lächeln ab.
    »Wir kümmern uns darum, dass die Eichhörnchen-Feuer nicht ausgehen!«, rief Pirate, als ich mich an den kühlen Metallsprossen der Leiter festkrallte und hinabstieg. Unten hatte sich bereits eine ganze Schar von Leuten versammelt, deren lautes Gejohle und Geschrei von den unterirdischen Wänden widerhallte.
    »Willkommen im Rattenbau!« Ant Eater klopfte mir auf den Rücken; ihr Goldzahn funkelte im Licht Dutzender von Kerzen. Die Decke war so niedrig, dass ich hätte hinaufgreifen und sie anfassen können. Der Geruch von Paraffin und brennenden Kerzen stieg mir beißend in die Nase, außerdem roch es nach alten iegelsteinmauern und Schimmel.
    Der Raum bedurfte dringend einer gründlichen Reinigung. Kisten, weggeworfener Kneipenkram und eine alte CB-Funk-Ausrüstung sorgten in dem winzigen Raum für ein heilloses Durcheinander. Auf jeder Oberfläche standen dicht aneinandergedrängt Kerzen in allen nur erdenklichen Formen und Farben. Das Ganze sah nicht besonders erbaulich aus. Ich zuckte zusammen, als Frieda an einer mit Kerzen vollgestopften Kiste vorbeihuschte und diese um ein Haar gegen eines der alten Bierwerbungsplakate gekippt wäre, mit denen die Wände zugekleistert waren.
    »Wow!« Frieda kam hüftschwingend auf mich zu. »Oh, Lizzie, du bist ja schärfer als eine Zwei-Dollar-Pistole. Hast du Ant Eater schon kennengelernt« Frieda zeigte auf ihre Freundin mit dem Goldzahn. »Mann, die hat echt ein paar gute Geschichten auf Lager. Diese Frau …« Sie hielt inne, während Ant Eater schallend lachte. »Diese Frau wird irgendwann alles ausprobieren.« Sie neigte ihren Kopf zur Seite und beugte sich näher an sie heran. »Und damit meine ich wirklich alles.«
    »Okay, Leute, jetzt haltet mal alle die Klappe!«, rief Großmutter hinter mir. Sie hob ihren Kopf in die Richtung des offenen Lochs in der Decke. »Bob, du kannst zumachen!« Die Falltür über uns zischte wie eine Luftschleuse. Die Kerzen flackerten, als das Licht aus der Kneipe verblasste, und wir blieben im Halbdunkel zurück. »Reicht euch die Hände«, wies Großmutter uns an.
    Ich nahm Großmutters kräftige

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