Ein Dämon macht noch keinen Sommer
finde, du solltest mich mal ein bisschen aufklären, damit ich wenigstens ungefähr weiß, was hier los ist.«
So knapp ich konnte, brachte ich sie auf den neuesten Stand, was die Ereignisse des Tages betraf, und ich erklärte ihr auch, weshalb Aahz und ich nichts von unserer Entdeckung der mysteriösen Hintertür verraten hatten. Da sie selbst eine altgediente Dimensionsreisende war, begriff sie weitaus schneller als Guido und Nunzio, wie gefährlich eine nicht kartographierte Dimension war.
»Was ich nicht verstehe, ist: Wenn er dich schon nicht dabeihaben wollte, warum hat er denn dann nicht jemand anders zur Unterstützung mitgenommen?«
»Wen denn?« fragte ich und verzog das Gesicht zu einer Grimasse. »Wir haben doch schon deutlich klargemacht, dass du mein Lehrling bist, und dass er dir keine Befehle gibt, ohne dass ich sie vorher absegne. Von Guido und Nunzio ist er nie besonders beeindruck gewesen. Tanda und Chumly sind in eigenen Aufträgen unterwegs und kommen erst in einigen Tagen zurück. Selbst GUS gönnt sich im Moment einen wohlverdienten Urlaub mit Belfert. Außerdem weiß er nur zu genau, dass es einigen Ärger geben würde, wenn er versuchen sollte, eine Mannschaft zusammenzustellen, ohne mich mit einzubeziehen. Wenn so was passiert, lege ich mich schließlich nicht einfach kommentarlos aufs Ohr und schlafe ein!«
»Sei mir nicht böse, aber genau das hast du gerade getan«, bemerkte mein Lehrling trocken, »obwohl ich zugeben muss, dass er es dir gewissermaßen aufgezwungen hat.«
Mit diesen Worten schob sie ihre Hände in meine Achselhöhlen und hob mich auf, um mich wieder sanft auf die Beine zu stellen.
»So, und jetzt? Was nun? Ich nehme an, dass du vorhast, mit gebleckten Zähnen hinter ihm herzujagen. Hast du was dagegen, wenn ich mitkomme? Oder bist du wild entschlossen, dich genauso dämlich zu verhalten wie er?«
Tatsächlich hatte ich ebendies vorgehabt. Doch der unverhüllte Sarkasmus in ihrer Stimme und meine noch etwas unbeholfenen Beine ließen mich zögern.
»Nein«, sagte ich vorsichtig. »Es genügt, wenn einer von uns da draußen herumstolpert ... genaugenommen ist das sogar einer zuviel, je nachdem, wie man das sieht. Ich meine zwar immer noch, dass ich hätte mitgehen sollen, aber nun hat Aahz sein Blatt ausgereizt, so dass es auch seine Sache ist, es zu Ende zu spielen. Meine Aufgabe ist es, auf den Laden aufzupassen, bis er wieder zurück ist.«
Massha blickte mich mit hochgezogener Augenbraue an.
»Das klingt vernünftig«, meinte sie, »auch wenn ich zugeben muss, dass es mich ein bisschen erstaunt, so etwas aus deinem Mund zu hören.«
»Ich bin jetzt ein Geschäftsmann mit gewissen Verpflichtungen«, erwiderte ich achselzuckend. »Ich kann es mir nicht mehr leisten, wie ein unbesonnenes Kind einfach loszupreschen. Außerdem habe ich volles Vertrauen in die Fähigkeiten meines Partners, die Sache in den Griff zu bekommen.«
Das waren mutige Worte, und sie waren sogar ehrlich gemeint. Zwei Tage später jedoch war dieser >Geschäftsmann mit gewissen Verpflichtungen< drauf und dran, besonnen loszupreschen. Guido und Nunzio stellten ihre Klagen darüber ein, dass ich immer allein davonschlich ... vor allem deswegen, weil ich das Haus überhaupt nicht mehr verließ! Tatsächlich verbrachte ich die meisten Stunden, in denen ich wach war, und alle, in denen ich schlief (wenngleich ich zugebe, dass ich nicht sonderlich viel schlief) im Empfangsraum in der vagen Hoffnung, Aahz nach seiner triumphalen Wiederkehr begrüßen zu können.
Leider wurden meine Mühen nicht belohnt.
Ich versuchte mein Bestes, meine Sorgen vor den anderen zu verbergen, doch das hätte ich mir sparen können. Als die Stunden verstrichen, wuchs die Sorge meines Gefolges so sehr, dass ich den größten Teil meiner Zeit damit verbrachte, ihnen zu versichern: »Nein, er ist noch nicht zurück. Wenn er wiederkommt, sage ich Bescheid.« Selbst Guido, der eigentlich noch nie besonders gut mit Aahz ausgekommen war, kam mindestens einmal in der Stunde vorbei, um sich vom mangelnden Fortschritt der Dinge zu überzeugen.
Endlich rief ich, um meine eigenen Nerven zu beruhigen, alle zu einer Lagebesprechung im Empfangsraum zusammen.
»Ich möchte nur eins wissen, nämlich wie lange wir hier noch rumsitzen wollen, bis wir endlich zugeben, dass was schiefgelaufen ist«, knurrte Guido schon zum fünftenmal.
»Wie lange, glaubst du, braucht man wohl, um einen Flüchtling in einer fremden Dimension
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