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Ein Dämon zuviel

Ein Dämon zuviel

Titel: Ein Dämon zuviel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Übung zugebracht haben. Es ist schwieriger, als es sich anhört, da man seine Kraft von einem festen Standort aus aufbieten muß.
    Gerade als ich dachte, ich hätte es nun im Griff, änderte Aahz seine Taktik. Er hatte mich in ein Gespräch verwickelt und mich absichtlich weiterreden lassen, um mich dann mitten im Satz mit seinem Signalruf zu unterbrechen. Es ist wohl kaum nötig zu erwähnen, daß ich schrecklich versagt habe.
    »Entspann dich, Kerlchen. Schau, versuch es mal folgendermaßen. Anstatt jedesmal von neuem Kraft zu sammeln, solltest du in deinem Innern einen kleinen Raum schaffen, wo du einige Energie ansammelst.«
    Mit dieser kleinen Sonderbelehrung klappte die Übung schon merklich besser.
    Schließlich brach Aahz die praktische Sitzung ab und ließ mich ihm bei der Arbeit an den Messern helfen. Das machte mir ziemlichen Spaß. Ich levitierte eine der Früchte und ließ sie um die Lichtung kreisen, bis Aahz sein Messer hineinschleuderte. Als besondere Raffinesse zog ich manchmal das Messer heraus und warf es ihm zurück für einen zweiten Versuch.
    »Halt es fest, Skeeve!«
    Aahz' Ruf riß mich aus meiner Träumerei. Ohne nachzudenken griff ich mit meinem Geist zu, und ... das Messer verharrte mitten in der Luft! Ich blinzelte, hielt es aber fest, und da schwebte es dreißig Zentimeter von der Frucht entfernt, die ebenfalls auf der Stelle stand.
    »Hal-lo! Das ist es, Skeeve! Jetzt hast du einen Grund zum Selbstvertrauen!«
    »Ich hab's geschafft!« sagte ich und traute meinen Augen nicht.
    »Und ob du's geschafft hast! Dieses kleine Zauberkunststückchen wird eines Tages dein Leben retten.«
    Anders als sonst ließ ich das Messer zu ihm zurückschweben. Er packte es aus der Luft und steckte es in seinen Gürtel, hielt plötzlich inne und neigte den Kopf zur Seite.
    »Und gerade rechtzeitig. Da kommt jemand.«
    »Wie kannst du das behaupten?«
    »Das ist nichts Besonderes. Mein Gehör ist besser als eure hier alle zusammen. Dreh nicht durch. Es ist kein Imp. Dem Klang nach irgendein Huftier. Wilde Tiere laufen niemals so gerade auf einer Linie und so ohne jeden Schutz.«
    »Was meinst du mit >gerade rechtzeitig    »Diesmal nicht.«
    Er grinste mich an. »Du entwickelst dich schnell. Es ist an der Zeit, daß du einen neuen Zauber lernst. Es stehen uns ein paar Tage zur Verfügung, ehe wer immer es auch ist, hier ankommt.«
    »Tage?«
    Aahz gewöhnte sich rasch an unsere Dimension, die Zeiteinheiten machten ihm jedoch noch Schwierigkeiten.
    »Sag mir noch mal eure Einheiten«, befahl erbrummelnd.
    »Sekunden, Minuten, Stunden ...«
    »Minuten. Wir haben noch ein paar Minuten!«
    »Minuten! Ich kann doch einen neuen Zauber nicht in ein paar Minuten lernen!«
    »Klar kannst du. Der ist leicht. Alles was du zu tun hast, ist meine Züge so zu verkleiden, daß ich wie ein Mensch aussehe.«
    »Und wie mache ich das?«
    »Genau wie alles andere, mit deinem Denken. Zuerst schließ die Augen ... mach sie zu ... so, nun stell dir ein anderes Gesicht vor ...«
    Das einzige, das mir einfiel, war das von Garkin, also stellte ich mir die beiden Gesichter nebeneinander vor.
    »Nun schieb das andere Gesicht über das meine und laß die Züge verfließen und bilde die richtigen heraus. Wie aus Ton ... behalte das in deinem Kopf und öffne wieder die Augen.«
    Ich sah hin und war enttäuscht.
    »Es hat nicht funktioniert!«
    »Klar hat es das.«
    Er sah in den dunklen Spiegel, den er aus seinem Beutel gezogen hatte.
    »Aber du hast dich nicht verändert!«
    Doch, das habe ich. Du kannst es nicht sehen, weil du den Zauber bewirkt hast. Es ist ja ein Trugbild, und da du die Wahrheit weißt, wirst du nicht getäuscht, wohl aber jeder andere. Garkin, wie? Na, das wird es vorläufig tun.«
    Der Reiter war nun in Sichtweite. Es war ein großer, muskulöser Mann, der nach einem Krieger aussah. Dieser Eindruck wurde noch durch das riesige Schlachteinhorn verstärkt, das er vollbeladen mit Waffen und Rüstungen ritt.
    »He, Aahz. Sollten wir nicht ...«
    »Locker bleiben, Kind. Paß auf.«
    Er trat nach vorn und hob den Arm.
    »Sei gegrüßt, Fremder! Wie weit ist es zur nächsten Stadt?«
    Der Mann drehte sein Einhorn zu uns her. Er hob den Arm zum Gruß. Als er auf halber Höhe war, erstarrte er jedoch. Er beugte sich vor, blinzelte Aahz argwöhnisch an und zuckte dann entsetzt zurück.
    »Bei den Göttern! Ein Dämon!«

6
Beachtung von Einzelheiten heißt die Parole, will man ahnungslosen

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