Ein Dämon zuviel
...«
»Das kann ich nicht.«
»Also gut, Kerlchen«, sein Lächeln war nun eher gezwungen. »Ich bleibe hier, bis du dich wieder gefangen hast. Wofür sind Freunde schließlich da?«
»Darum geht's mir nicht.«
»Was willst du denn? Blutvergießen?«
Aahz'
Lächeln war verschwunden. »Wenn du versuchen willst, mich aufzuhalten, dann ...«
»Du verstehst es nicht!« unterbrach ich ihn verzweifelt. »Ich kann das nicht, weil ich es nicht kann! Ich weiß nicht, wie es geht!«
Dies brachte ihn zur Vernunft.
»Hmm. Das könnte natürlich problematisch werden. Weißt du was? Anstatt den Bann hier aufzuheben, wie war's, wenn du mich in meine eigene Dimension zurückschießt, und ich suche mir dort einen, der ihn aufhebt?«
»Das kann ich auch nicht. Erinnere dich doch, ich habe dir doch gesagt, daß ich noch nie etwas von ...«
»Was kannst du denn überhaupt ?«
»Ich kann Gegenstände levitieren ... leichte Gegenstände.«
»Und ...«, forderte er mich zum Weitersprechen auf.
»Und ... äh ... eine Kerze zum Brennen bringen.«
»Eine Kerze zum Brennen bringen?«
»Also ... fast.«
Aahz ließ sich schwer in einen Sessel fallen und barg für einige Minuten sein Gesicht in den Händen.
»Kind, hast du in diesem Loch irgend etwas zu trinken?« fragte er schließlich.
»Ich kann dir etwas Wasser holen.«
»Was zum Trinken habe ich gesagt, nicht zum Waschen!«
»Oh. Aber ja.«
Ich beeilte mich, ihm von Garkins kleinem Weinfaß einen Krug abzufüllen in der Hoffnung, er würde nicht bemerken, daß der Becher nicht besonders sauber war.
»Wozu ist das gut? Bringt es dir deine Kräfte zurück?«
»Nein, Aber ich fühle mich danach vielleicht etwas besser.«
Er stürzte den Wein in einem Zug hinab und betrachtete verächtlich das Gefäß. »Ist das euer größtes Behältnis?«
Ich suchte mit meinen Augen den Raum ab, doch Aahz kam mir zuvor.
Er stand auf, trat in das Pentagramm und hob den Kessel auf. Ich wußte von meinen früheren Experimenten, daß er entsetzlich schwer war, aber er trug ihn zum Faß, als wiege er gar nichts. Ohne sich erst die Mühe zu machen, den Rest von Garkins Gebräu auszuschütten, füllte er den Kessel bis an den Rand und nahm einen tiefen Zug.
»Ahh! Jetzt geht es schon besser«, seufzte er. Ich fühlte mich ein wenig unbehaglich.
»Also, Kerlchen«, sagte er und streifte mich mit abschätzendem Blick. »Es sieht so aus, als müßten wir miteinander zurechtkommen. Die Umstände sind nicht ideal, aber damit müssen wir uns nun einmal abfinden. Wir müssen halt in den sauren Apfel beißen und mit den Karten spielen, die auf dem Tisch liegen. Was Karten sind, weißt du doch?«
»Natürlich«, sagte ich leicht verletzt.
»Schön.«
»Von welchem Apfel hast du denn gesprochen?«
Aahz schloß die Augen und hatte gegen irgendeine innere Unruhe anzukämpfen.
»Kerlchen«, sagte er schließlich, »es besteht eine gute Chance, daß diese Partnerschaft einen von uns um den Verstand bringt. Ich fürchte, daß ich das sein werde, wenn du dich nicht dazu entschließen kannst, deine großkalibrigen Fragen nach jedem zweiten Satz aufzugeben.«
»Aber die Hälfte dessen, was du sagst, kann ich überhaupt nicht verstehen.«
»Hm. Ich werde dir etwas sagen. Versuch deine Fragen zu sammeln und sie mir alle auf einmal zu stellen. Einverstanden?«
»Ich werde es versuchen.«
»Gut. Die Situation stellt sich meiner Ansicht nach folgendermaßen. Wenn Isstvan Imps als Killer engagiert ...«
»Was ist ein Imp?«
»Kind, soll ich aus der Haut fahren?«
»Tut mir leid, Aahz. Mach weiter.«
»Also wenn er Imps anheuert und sie mit modernen Waffen ausrüstet, kann das nur bedeuten, daß er auf seine alten Schliche aus ist. Da ich nun aber nicht über meine Kräfte verfüge, kann ich nicht hier weg und Alarm geben. Hier kommst du nun ins Spiel, Kerlchen ... Kerlchen?«
Er sah mich erwartungsvoll an. Ich stellte fest, daß ich mein Elend nicht länger für mich behalten konnte.
»Es tut mir leid, Aahz«, sagte ich mit leiser, kläglicher Stimme, die ich kaum als meine eigene erkannte. »Ich verstehe keinen Funken von dem, was du erzählst.«
Ich merkte plötzlich, daß ich den Tränen nahe war und wandte mich schnell ab, daß er es nicht sehen würde. Da saß ich, Tränen liefen mir die Wangen hinab, focht abwechselnd mit dem Drang, sie wegzuwischen und dem Gedanken, was es mir eigentlich ausmachte, ob ein Dämon mich weinen sah. Ich weiß nicht, wie lange ich so verharrte, eine Hand auf
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