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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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ich bekomme wirklich ein Kind von Miles. Er wollte nämlich unbedingt einen Erben.«
    »Das weiß ich«, beeilte sich Darby zu versichern.
    »Also haben wir beschlossen, uns zu versöhnen«, erklärte Esme, wobei sie unwissentlich denselben Ausdruck wählte, den Darby vor Gerard Bunge ausgesprochen hatte. »Ich hatte jedoch keine Ahnung – absolut keine Ahnung! – von Miles’ schwachem Herzen.« Plötzlich standen Tränen in ihren Augen. »Sie müssen mir glauben. Ich hätte mich niemals dazu bereit erklärt, einen … Erben zu zeugen, wenn ich gewusst hätte, dass es Miles’ Gesundheit gefährdet.«
    Darby blinzelte verwirrt. Vielleicht lag er ja falsch und das Kind war doch ehelich.
    Währenddessen fuhr seine Tante fort. »Selbst wenn es ein Knabe werden sollte, werde ich Sie nicht enterben. Wir werden die rechtliche Seite schon irgendwie regeln. Miles hätte das sicherlich nicht anders gewollt.«
    Plötzlich sah Darby durch die Aura der Sinnlichkeit hindurch, die seine Tante immer wie eine Rüstung getragen hatte. Er sah die Angst in ihren Augen, hörte ihre Worte und begriff, dass er gar nichts über die Ehe seines Onkels gewusst hatte. Und die nackte schlichte Wahrheit lautete, dass ihr Kind höchstwahrscheinlich von Miles war.
    Er setzte sich und sagte ruhig: »Ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, Lady Rawlings. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich herkam, weil ich Miles’ Vaterschaft in Zweifel gezogen hatte. Es tut mir zutiefst leid, dass ich je an Ihnen gezweifelt habe.«
    »Bitte nennen Sie mich Esme«, sagte sie und legte ihre Hand auf seine. »Ich verstehe vollkommen, dass Sie Zweifel hegten. Ich hätte selbst nicht anders gehandelt. Miles und ich haben uns ja erst vor Kurzem wieder versöhnt. Aber ich verstehe einfach nicht, warum er mir sein Herzleiden verschwiegen hat. Ich weiß ja, dass wir uns einander entfremdet hatten, aber dass er sein Leben in einer solchen Weise aufs Spiel setzte …«
    »Er hat sich verzweifelt ein Kind gewünscht«, unterbrach Darby. »Falls Miles der Meinung war, dass er so endlich zu einem Erben kommen würde, hätte er wohl kein Risiko als zu hoch erachtet.«
    Esmes Händedruck verstärkte sich. In ihren Augen standen tiefer Schmerz und, wie Darby alarmiert vermerkte, immer noch Tränen. »Glauben Sie das wirklich? Ich muss immer daran denken: Wenn er mir einfach gesagt hätte, wie es um ihn stand, dann wäre er heute noch bei mir.« Nun quollen die Tränen hervor.
    Darby tätschelte ihre Schulter. »Ist ja schon gut.«
    »Nein, nichts ist gut«, gab sie mit erstickter Stimme zurück. »Es ist nicht gut! Ich bin mir sicher, dass er sein Herz in jener Nacht überanstrengte, und deshalb hat es versagt, als …«
    »Es war ein unglücklicher Zufall, dass der Marquis Bonnington sich in der Zimmertür irrte und in Ihr Gemach eingedrungen ist. Der Schock scheint den Herzanfall meines Onkels ausgelöst zu haben. Miles selbst hat mir jedoch gestanden, dass der Arzt ihm nur noch eine gewisse Frist eingeräumt hatte.«
    »Ich weiß!«, schluchzte Esme. »Ich bin nämlich nach Miles’ Tod zu ihm gegangen, und er sagte, dass Miles eigentlich nicht … dass er lieber nicht … aber Miles hat mir nichts davon gesagt!« Weinend sank sie gegen Darbys Schulter.
    Es war äußerst seltsam, ihren angeschwollenen Bauch an seiner Seite zu spüren. »Selbst wenn er es Ihnen gesagt hätte, hätte es keinen Unterschied gemacht. Der Arzt hatte ihm nur noch bis Ende des Sommers gegeben.«
    »Das hat mir der Arzt auch gesagt. Ich kann einfach nur nicht verstehen, warum Miles mir das nicht gesagt hat.«
    »Miles doch nicht!«, wehrte Darby ab. »Er hasste es, andere traurig zu machen. Er hat es Ihnen nicht gesagt, weil er Sie nicht unglücklich machen wollte.«
    Seine tröstenden Worte lösten einen neuerlichen Tränenstrom aus. Esmes Stimme brach, und Darby konnte nur noch Wortfetzen verstehen: Miles sei zu gut für sie gewesen, wirklich, und sie würde niemals, niemals … und …
    Sanft strich er ihr über die Schulter. Darby hätte stets ohne Zögern behauptet, dass sein Onkel und seine Tante keine richtige Ehe geführt haben, dass sie kaum miteinander gesprochen haben und die Gesellschaft des anderen kaum ertragen konnten. Aber er hatte sich eindeutig geirrt.
    Esme trauerte um Miles, selbst wenn die beiden nicht in üblicher Weise zusammengelebt hatten. Und obwohl sie mit jedem gut aussehenden Mann in London geflirtet hatte und Miles’ Affäre mit Lady Childe allgemein bekannt

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