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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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hätte, wären ihr die Knie weich geworden.
    Mittlerweile hatte Darby sich höflich von dem grauhaarigen Gentleman verabschiedet und steuerte auf ihren Tisch zu. Es ist ja beinahe so, als hätte ich ihn gerufen, dachte sie verwirrt.
    Als ob sie – sie! – über Selinas Anziehungskraft verfügte! Fast hätte sie auf ihr Kleid hinabgeblickt, obgleich sie wusste, dass ihre Brüste genau so saßen wie am Morgen. Ganz hübsch auf ihre Weise, aber nichts im Vergleich zu der Üppigkeit, die Selina vorzuweisen hatte.
    Darby durfte nie etwas von ihrer Hüfte erfahren. Wenn er die Biene war, dann hatte er sich die falsche Blume ausgesucht. Diese Blume hatte keinen Pollen zu verschenken.

9
    Die edle Kunst der Fuchsjagd … und andere Jagden
    »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    »Sie dürfen tun, was immer Ihnen beliebt.«
    Darby war erstaunt über sich selbst, welches Bild ihm bei ihrer Antwort als Erstes in den Sinn kam. Das war doch wohl nicht wahr! Er pflegte derjenige zu sein, den die Frauen verfolgten, nicht umgekehrt. Und ganz gewiss lag ihm nichts daran, einer Jungfer von unzweifelhafter Ehrbarkeit und leidenschaftlichem Temperament zu imponieren.
    Es musste an den ungewöhnlichen Ereignissen des Tages liegen. Das Gespräch mit seiner Tante hatte ihn zutiefst verstört. Er sollte sich lieber zu Bett begeben.
    Allerdings würde er sich auf diese Weise die nähere Bekanntschaft mit mindestens fünfzehn Gutsherren entgehen lassen, die über heiratsfähige Töchter verfügten. Töchter, die er auf ihre mütterlichen Fähigkeiten überprüfen konnte. Henrietta Maclellan war keine geeignete Kandidatin für die Ehe, da sie die Neigung besaß, kleine Kinder mit Wasser zu überschütten. Dieser besondere Charakterzug erinnerte Darby an seine Mutter.
    Nichtsdestotrotz setzte er sich zu ihr.
    Dabei war Henrietta keineswegs unfreundlich. Sie blickte ihn so heiter an, als wäre er eine alte Tante, die sich an ihren Tisch gesetzt hatte. In ihrem Blick lag nur eine Spur von Ironie, eine wortlose Aufforderung für Darby, ihre Erwartungen an die Männerwelt zu bestätigen. Auf jeden Fall betrachtete Henrietta Maclellan ihn nicht mit dem leicht hungrigen Ausdruck, an den er gewöhnt war.
    Hier sitzt dir ein ebenbürtiger Gegner gegenüber, sagte er sich leicht belustigt.
    »Gefällt es Ihnen in Limpley Stoke?«, eröffnete Henrietta das Gespräch. Vielleicht wirkten ihre blauen Augen nur deswegen so klar, weil sie durch keinerlei Begierde verschleiert waren. Henriettas Blick drückte nichts weiter aus als wache Neugier.
    »In Ihrer Gesellschaft um einiges besser«, gestand Darby, der zu seiner Überraschung feststellte, dass es sich tatsächlich so verhielt.
    »Ich nehme an, Sie halten uns für rückständig oder gar Schlimmeres.«
    »Bis zu einem gewissen Grad.« Die Tapete hatte ein heiteres Muster aus Blumensträußen, doch keine Blume konnte so heiter strahlen wie die Gesichter der Gäste. Die Menschen in Wiltshire waren kernig und fröhlich, sie interessierten sich für den Ackerbau und die Jagd und – in geringerem Maße – für London und Londoner Angelegenheiten. Für sie war London ein Maßstab für Frivolitäten, mochten sie nun das Parlament oder sogar den Prinzregenten persönlich betreffen.
    »Nun, immerhin sind wir gastfreundlich«, betonte Henrietta leicht gereizt nach seiner nüchternen Zustimmung zu ihrem Urteil. »Wie ich gehört habe, ist dergleichen in der Stadt nicht unbedingt weit verbreitet.«
    »Nicht jeder hier hat mich gastfreundlich aufgenommen«, konterte Darby. »Ich habe nicht das geringste Interesse an Entwässerungsgräben und Ackerland und ich fürchte, dass einige der würdigen Gentlemen meine Haltung unverständlich … ja sogar verachtenswert fanden.«
    »Dies ist gewiss eine zu harsche Bezeichnung«, sagte Henrietta, obwohl sie den starken Verdacht hegte, dass er vollkommen recht hatte.
    »Ein gewisser Mr Cable zeigte sich besonders erschrocken, weil ich seine Weste bewunderte.«
    Henrietta lächelte leise. »Mr Cable leidet an der Gelbsucht und dieser Umstand mag sein Urteilsvermögen beeinträchtigen. Überdies ist seine Frau kürzlich von einem reisenden Methodistenprediger zu einer besonders radikalen Form des Christentums bekehrt worden und spricht seither vornehmlich in Bibelversen. Ich fürchte, sein häusliches Leben kann derzeit als eher unangenehm bezeichnet werden.«
    »Ich werde in Zukunft kein Wort mehr über seine Kleidung verlieren«, versprach Darby.
    Henrietta stellte fasziniert

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