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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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und ist es gewöhnt, mir zu helfen.«
    Jem hob seine schlanke Herrin hoch und setzte sie auf den Kutschbock. Nachdem sie ihre Röcke geordnet hatte, reichte er ihr eine lange Peitsche.
    »Meine Pferde sind sehr schnell, Mr Darby. Sagt Ihnen Geschwindigkeit zu?«
    Darby kletterte neben ihr auf den Sitz. »Durchaus.«
    Einen Augenblick später bereute er seine Antwort bereits. Die Pferde hatten entweder zu lange im Stall gestanden oder sie waren mit dem Teufel im Bunde. Mit unruhigen Köpfen galoppierten sie die Auffahrt hinunter auf die Landstraße zu.
    Kein Wunder, dass Henrietta hinkte. Es war ein wahres Wunder, dass sie überhaupt noch am Leben war. Dass ihre Pferde jeden Moment durchgehen konnten, schien sie nicht zu stören. Unbekümmert ließ sie die Tiere in hohem Tempo die Kurve zur Landstraße nehmen, als kutschierte sie einen Ponywagen.
    Irgendwann auf der Landstraße merkte Darby, dass er wie ein Idiot grinste. Sein Hut drohte vom Fahrtwind fortgeweht zu werden, deshalb nahm er ihn ab. Sein Haar löste sich aus dem Band, das es im Nacken zusammenhielt, und er war darauf gefasst, dass sie jeden Moment im Graben landen würden – doch er grinste wie ein Honigkuchenpferd.
    Und Lady Henrietta Maclellan? Nun, sie saß vollkommen aufrecht und ungerührt auf dem Kutschbock. Doch während Darby sie von der Seite beobachtete, ließ sie die Peitsche knallen und fing deren Spitze auf – so geschickt wie nur irgendein Hasardeur mit einer gestohlenen Postkutsche und einer schwebenden Wette im White’s Club .
    »Wo zum Teufel haben Sie so fahren gelernt?«, rief er ihr über den Fahrtwind hinweg zu.
    Lady Henrietta wandte ihm das Gesicht zu und lächelte, während sie geschickt eine Kurve schnitt. »Mein Vater war Mitglied im Four-in-Hand-Club . Da er keinen Sohn hatte, brachte er mir das Fahren bei.«
    »Höchst ungewöhnlich«, urteilte Darby.
    Henrietta verlangsamte das Tempo ein wenig, um einem dahinzockelnden Landauer zu ihrer Linken einen oder zwei Zoll mehr Raum zu lassen. Der Kutscher winkte vergnügt herüber, offenbar war man hier an Lady Henrietta in ihrem Zweispänner gewöhnt. »Mein Vater gehörte zu jenen Männern, die einen Postkutscher bestechen, damit er wie ein Verrückter fährt und die Passagiere das Fürchten lehrt. Jedenfalls denke ich es mir so. Er liebte die Geschwindigkeit.« Sie warf Darby ein entschuldigendes Lächeln zu. »Ich fürchte, ich habe diese Liebe geerbt. Meine Familie ist der Meinung, ich würde nur zu gern Risiken eingehen.«
    Wieder musste Darby lachen. Sie war so ein adrettes kleines Persönchen, dem man seine Liebe zu riskanter Fahrweise beileibe nicht ansah.
    Henrietta zügelte die Pferde und sie fielen in Schritt. »Wir nähern uns Limpley Stoke«, erläuterte sie, »und ich versuche alles zu vermeiden, was die Gemüter erregen könnte. Manche Dörfler sind so engstirnig in ihrem Denken, was sich für eine Frau schickt und was nicht. Meistens mache ich es so, dass Jem außerhalb des Dorfes mit der Kutsche auf mich wartet.«
    »Hatten Sie mir gegenüber nicht behauptet, dass Sie nicht sportlich seien, Lady Henrietta?«, bemerkte Darby und wünschte, sie möge ihn noch einmal anschauen.
    Sie hatten die ersten Häuser des Dorfes erreicht, die Straße wurde schmaler und war mit Kopfsteinen gepflastert. Henrietta zog die Bremse ihres Zweispänners, weil ihnen mitten auf der Straße eine Reisekutsche entgegenkam. »Wie schon gesagt, ich habe keinerlei Talent für jegliche Art von Leibesübungen.«
    »Haben Sie es jemals mit Bogenschießen versucht?«
    Sie nickte lächelnd. »Ich kann nicht geradeaus schießen. Wären Sie bei Schießübungen in meiner Nähe, dann müssten Sie um Ihr Leben fürchten.«
    »Das bedeutet demnach, dass ich jetzt und hier nicht um mein Leben fürchten muss«, sagte er mit einem schiefen Grinsen.
    Sie mussten warten, da auf die Reisekutsche mehrere mit Koffern und Truhen beladene Gefährte folgten. Darby drehte den Kopf und warf Jem einen auffordernden Blick zu.
    Jem blinzelte verständnisvoll, dann rief er: »Soll ich die Pferde jetzt führen, Miss?«
    Auf Henriettas Nicken hin sprang Darby ab und kam um den Wagen herum auf ihre Seite. Er streckte ihr die ausgebreiteten Arme entgegen. »Darf ich?«
    Sein Lächeln war geradezu teuflisch. Da stand er in der Sonne mit seinen goldbraunen Locken, die sein Gesicht umrahmten, und schaute sie mit diesem Blick an!
    Doch leider war es unmöglich, ohne Hilfe von dem hohen Kutschbock herunterzugelangen. Henrietta

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