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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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Darby und Rees. Rees’ Haltung in der ganzen Angelegenheit war freilich schwer vorherzusagen: Ein Mann, der schon vor Jahren seine Frau verlassen hatte und nun mit einer Sängerin zusammenlebte, konnte wohl kaum als Ikone des Anstands bezeichnet werden oder besondere Sympathien für den Stand der Ehe hegen. Doch im Laufe ihres vergeudeten Lebens hatte Esme festgestellt, dass die ausschweifendsten Charaktere zuweilen sehr spießig reagierten. Und umgekehrt war dies auch der Fall: Man musste sich ja nur vergegenwärtigen, wer zurzeit ihre Gärtnerstelle innehatte …
    Der Einzige, der an der Tafel fehlte, war Sebastian. Oh, wie gut hätte er seine Rolle spielen können … zumindest der neue Sebastian, der imstande war, über sich selbst zu lachen. Er, mit seinem unbeugsamen Sinn für das Korrekte und seiner strikten Beachtung gesellschaftlicher Regeln … Es war wirklich eine Schande, dass er draußen in der Gärtnerkate hauste. Obschon es ihm im Vergleich zu ihr in diesem Moment sicherlich besser ging, ausgestreckt auf seiner Bank, mit einem guten Whisky und in seinen Homer vertieft.
    Esme fühlte schon wieder den Drang, das Wasserklosett aufzusuchen – es war an diesem Abend erst das vierzehnte Mal. Sie war doch nervöser, als sie es Henrietta gegenüber hatte zugeben wollen. Ein Plan dieser Größenordnung war schwierig in der Durchführung. Viel leichter war es gewesen, Carola damals zu einem Betttrick zu überreden, denn da hatte Carola die Schmutzarbeit zu verrichten gehabt.
    Aber diesmal würde es wahrlich ein Kunstwerk werden.
    Sie klatschte leicht in die Hände. »Darf ich Sie nun bitten, mir in den Speisesaal zu folgen?«
    Die Vorstellung konnte beginnen.

27
    Elegante Kleidung löst nicht alle Probleme
    Darby langweilte sich. Zudem fühlte er sich unwohl, als ob ihm seine Haut zu eng geworden wäre. Dabei war der Gedanke lächerlich, denn ein prächtiger Anzug, wie er ihn anhatte, sollte das körperliche Befinden seines Trägers doch eigentlich verbessern.
    Zum einen musste er sich mit Rees abgeben, der als Antwort auf Darbys Brief nichts Besseres zu tun gehabt hatte, als schnurstracks nach Limpley Stoke zu reisen. Zwar hatte Darby nicht im Mindesten den Wunsch nach Gesellschaft zum Ausdruck gebracht, doch Rees hatte nur lakonisch erklärt, ein Mann, der Heiratsabsichten äußerte, müsse von seinen Freunden davon abgehalten werden, einen Antrag zu machen. Nun, Rees’ Einmischung kam zu spät, da eine Heirat ohnehin nicht mehr infrage kam.
    Zum zweiten war er sich Henriettas Anwesenheit geradezu schmerzlich bewusst. An diesem Abend war sie dem Anlass entsprechend gekleidet, obwohl Blassgrün entschieden nicht zu ihrer Haarfarbe passte. Darby brütete eine Weile über diesen interessanten Umstand und entschied dann, dass ihr Weinrot sicher am besten stehen würde.
    Das grüne Kleid fiel schnurgerade zu Boden und erweckte den Eindruck, als verfügte Henrietta über keinerlei Kurven, während Darby doch genau wusste, dass das Gegenteil der Fall war. Allein der Gedanke an ihre Rundungen bewirkte, dass er ein Glas Wein viel zu hastig hinunterstürzte, um die Bilder von ihrem honigfarbenen Haar zu verscheuchen, das über einen nackten Rücken oder einen zarten Busen fiel.
    »Morgen kehre ich mit dir nach London zurück«, teilte er Rees mit. »Ich muss meinen Verwalter sprechen.«
    »Nimmst du die Kinder mit?«, fragte Rees und machte damit nur allzu deutlich, dass er in dem Falle auf die Gesellschaft seines Freundes verzichten könnte.
    »Esme hat angeboten, sie hierzubehalten. Ich werde sehen, ob ich in London ein tüchtiges Kindermädchen engagieren kann, das ich bei meiner Rückkehr mitbringe. In der Zwischenzeit können Josie und Anabel unter der Obhut von Esmes Kinderfrau bleiben, die mir eine gute Seele zu sein scheint. Das Spiel mit Zinnsoldaten weckt zwar blutrünstige Neigungen bei Josie, aber immerhin hat sich die Zahl ihrer Wutanfälle verringert.«
    Rees erhob sich. »Mir kann die Abreise nicht früh genug sein. Warum habe ich nur nicht daran gedacht, dass Helene hier sein könnte? Herrgott.«
    Die Blicke der beiden Männer richteten sich auf das Piano am anderen Ende des Salons, vor dem Helene saß. Sie spielte aber nicht, sondern blätterte in den Noten. Selbst aus der Entfernung wirkte sie ungesund dünn und ihre Wangenknochen warfen Schatten. Auf ihrem Kopf thronte eine kunstvolle Zopffrisur.
    »Vielleicht spielt sie ja später noch«, brummte Rees. »Das wäre auf jeden Fall amüsanter als

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