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Ein delikater Liebesbrief

Ein delikater Liebesbrief

Titel: Ein delikater Liebesbrief Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eloisa James
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dem Boden zwischen den Sitzbänken und schluchzte untröstlich. Henrietta konnte nur hier und da ein Wort verstehen, doch ein gelegentliches mutterlos war deutlich herauszuhören und hielt sie davon ab, die Kleine anzusprechen.
    Anabel hingegen saß vergnügt auf der anderen Sitzbank. Ihre Beinchen ragten über die Sitzfläche hinaus und sie verspeiste mit Genuss eine Fleischpastete. Das ganze Gesichtchen war mit der Füllung beschmiert. Esmes Kinderfrau setzte einen gewaltigen Korb auf den Boden und wandte sich an Henrietta, die beunruhigt war, Mitleid in dem Blick der anderen Frau zu entdecken.
    »Hier haben Sie einen hübschen Essenskorb, Mylady.« Sie senkte die Stimme. »Nachdem Miss Anabel ihr Mittagessen von sich gegeben hat, wird sie ein Nickerchen machen. Und danach hat sie gewiss wieder Hunger. In dem Korb da sind Handtücher, ganz viele Windeln und zwei Garderoben zum Umziehen für die Kleine.«
    » Zwei? «
    »Mr Darby hat erzählt, dass sie sich auf der Reise von London hierher mehrmals übergeben hat, Mylady. Natürlich kann es auch sein, dass er übertreibt, wie Männer das ja oft tun.« Sie lächelte Henrietta ermutigend zu. »Es ist wahrlich eine Schande, dass Sie noch kein Kindermädchen für die Kleinen haben.«
    Laut Bartholomew Batt sollten Kinder konsequent, aber mit Liebe behandelt werden. Deshalb war es dringend geboten, dass Henrietta sich um das durchweichte Bündel kümmerte, das auf dem Boden zwischen den Sitzbänken lag.
    Die Kutsche schaukelte und ratterte nun die kiesbestreute Zufahrt entlang. Sie fuhr sogar langsamer, als Henrietta gedacht hatte. Im Geiste sah sie die Pferde nicht traben, sondern gemütlich dahinzockeln.
    Josie, die eine bemerkenswerte Ausdauer an den Tag legte, fuhr fort zu schluchzen. Henrietta beugte sich vor. »Möchtest du nicht neben mir sitzen?«
    Josie hob ihr tränenfleckiges Gesicht und quengelte mit leicht kratziger Stimme: »Ich will … ich will … ich will wieder zurück! Zurück in die Kinderstube. Ich liebe Nanny, ich will dableiben.«
    »Das tut mir leid. Ich mochte Esmes Kinderfrau auch sehr gern. Sollen wir versuchen, ein Kindermädchen zu finden, das so nett ist wie sie?«
    Josie bedachte Henrietta mit einem Blick, aus dem abgrundtiefe Verachtung sprach. »Tante Esme hat gesagt, so eine wie sie gibt es nur einmal.« Wieder strömten die Tränen. »Ich hasse Reisen. Und ich war so glü-glü-glücklich bei Tante Esme. Ich hasse Simon, weil er uns wieder dort wegholt. Ich will nach Hause!«
    Henrietta wusste nicht einmal, wo sich dieses Zuhause befand. Vielleicht war damit ja Esmes Kinderstube gemeint. Die arme Kleine konnte wohl kaum die Kinderstube im Hause ihrer Mutter meinen, wo die verhasste Miss Peeves über feuchte Kleidung und Schlimmeres geherrscht hatte.
    »Setz dich doch bitte neben mich, Josie«, sagte sie so einschmeichelnd, wie sie konnte.
    Josies Antwort bestand aus einem Schluchzen.
    Henrietta überlegte, was Batt in so einem Falle tun würde. Leider hatten die Dienstmädchen seine Richtlinien und Anleitungen irgendwo in den Tiefen des Gepäcks verstaut. Aber sie wusste ja bereits, dass Batt kein einziges Mittel gegen Wutanfälle beschrieb. Sie hatte weiß Gott gründlich danach gesucht.
    Sie beugte sich tiefer hinab und versuchte Josie auf die Sitzbank zu ziehen, doch deren kleiner Körper erwies sich als überraschend kräftig und widerspenstig. Das Ergebnis ihrer Bemühungen war, dass Josie nur noch lauter heulte.
    Endlich gelang es Henrietta, Josie zu packen und auf den Sitz zu hieven. Dummerweise musste sie dazu die Füße kräftig in den Boden stemmen, und bei dieser Anstrengung schoss ein stechender Schmerz durch ihr Bein, sodass sie nach Luft schnappte. Dennoch ließ sie Josie nicht los. Das kleine Mädchen schien allmählich erschöpft zu sein, kein Wunder nach einer halben Stunde ununterbrochenen Weinens.
    »Ich weiß, dass du Angst hast, wir würden kein liebes Kindermädchen finden«, sagte Henrietta tröstend. »Ich kann dir aber versichern, dass dein Bruder und ich alles tun werden, was in unserer Macht …«
    »Ich mag Sie nicht«, erklärte Josie aus tiefstem Herzen. »Ich mag Sie nicht und ich will nicht, dass Sie meine Mutter werden.«
    Die Kutsche schaukelte gemächlich dahin, während Henrietta Josie im Arm hielt und sich fragte, was sie bloß tun sollte. Josie löste das Problem, indem sie sich aus Henriettas Armen befreite und auf den gegenüberliegenden Sitz kletterte. Henrietta reckte ihr Kinn hoch und

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