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Ein Dicker Hund.

Ein Dicker Hund.

Titel: Ein Dicker Hund. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Sharpe
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fort. »Sie haben ein Motorrad, ne große elfhunderter Suzuki, stimmt’s?«
    »Ja«, sagte Timothy.
    »Haben Sie’n Onkel?«
    »Eigentlich habe ich sogar eine ganze Menge.«
    »Logo haben Sie jede Menge. Aber einer is Richter. Der verdammte Richter Sir Benderby Bright?« fiel ihm Mr. Smith ins Wort. »Stimmt’s?«
    »Aber ja, Onkel Benderby«, sagte Timothy und schluckte trocken. Onkel Benderby machte ihm angst. »Ihr Onkel Benderby hat ein paar Freunden von mir ein paar Riesengefallen getan. Nämlich fünfzehn Jahre«, fuhr Mr. Smith fort. »Wissen Sie das? Scheiße.«
    Timothy wußte es nicht, sah aber, daß sich Mr. Smith soeben leicht in die Nase geschnitten hatte. Die Lage war äußerst unangenehm.
    »Das tut mir leid«, murmelte er. »In der Familie ist er auch nicht sehr beliebt.«
    Mr. Smith betupfte seine Nasenspitze mit einem blauen Seidentaschentuch und schleuderte das Rasiermesser fachmännisch auf den Schreibtisch, wo es eine Zigarre zerteilte. Er stand auf und holte sich etwas Papier aus dem Klo. »Hat er ’ne Yacht, die Lex Britannicus heißt?« fragte er, während er seine Nase mit dem Papier betupfte. »Ja«, bestätigte Timothy, von der Vorführung gefesselt. »Und Ihr Onkel Benderby segelt damit den Winter über in die Nähe von Barcelona und bringt sie für den Sommer zurück nach Fowey. Im September geht’s dann wieder runter. Stimmt’s?«
    »Ganz recht. Unbedingt«, sagte Timothy. »Zum Segeln ist das eine ganz schön rauhe Zeit. Mit den Äquinoktialstürmen, verstehen Sie. Aber Onkel Benderby sagt, nur zu dieser Zeit kann man ein echter Seemann sein.«
    »Und wer wüßte das besser als er, ha?« sagte Mr. Smith mit fiesem Lächeln. Das rotgefleckte Papier auf seiner Nase machte ihn auch nicht gerade vertrauenswürdiger. »Na, Sie und Onkel Benderby sollten sich mal wieder treffen. Und zwar bald. Sie könnten zum Beispiel mit Ihrem schicken Bike und einem Geschenk zu ihm runterfahren.«
    »Ein Geschenk für Onkel Ben ...?«
    »Genau. Ein Geschenk. Sie machen folgendes ...« Die nächsten zehn Minuten lauschte Timothy Bright Smiths Anweisungen. Sie waren glasklar und ergaben, so wie Timothy sie verstand, kein auch nur im mindesten attraktives Gesamtbild. »Ich soll also mit meinem Motorrad die Fähre von Plymouth nach Santander nehmen, von dort weiter nach Llafranc fahren, wo ich jemanden treffe, der mir ein Paket übergibt, das ich ohne Onkel Benderbys Wissen in der Segelkoje auf seiner Yacht verstaue? Ist das so richtig?« fragte er. »Einigermaßen. Außer daß Sie vielleicht was mitbringen, damit Sie sich das Geld auch wirklich verdienen. Damit wir wissen, daß Sie die Arbeit ordentlich erledigt haben.«
    »Aber das hört sich meiner Ansicht nach äußerst fragwürdig an«, wandte Timothy ein, wurde aber sofort unterbrochen. Mr. Smith hatte in eine Schreibtischschublade gegriffen und einen Umschlag herausgeholt.
    »Sehen Sie sich mal Schweinehack an«, sagte er, zog ein Farbfoto raus und schob es über den Tisch. Timothy Bright blickte nach unten auf ein blutiges Etwas, das einmal ein Schwein gewesen sein mochte. Mr. Smith ließ ihn den Anblick auskosten. »Also, wenn Sie nicht wie das Schweinehack hier enden wollen, dann tun Sie einfach das, was ich Ihnen sage. Klar?«
    »Schon möglich«, sagte Timothy, der auf keinen Fall mal so enden wollte wie dieses schauderhafte Schwein. »Ich meine, ja, natürlich. Klar.«
    Mr. Smith steckte das Foto in den Umschlag zurück und griff sich wieder das Rasiermesser.
    »Sie nehmen am Zwanzigsten die Fähre ab Plymouth. Das läßt Ihnen Zeit, Urlaub von der Bank zu nehmen. Sie haben noch welchen gut. So etwa drei Wochen, und die nehmen Sie.«
    »Schon möglich. Ja, natürlich«, sagte Timothy mit schiefem Lächeln. Anscheinend wußte der gräßliche Mann alles über ihn. Es war schrecklich beunruhigend und beängstigend. »Sie machen also, was alle guten Yuppies und Börsenmakler tun. Im Mai verkaufen, dann fortlaufen. Hier ist Ihr Fährticket und etwas Taschengeld. Sonst noch was?«
    »Ich glaube nicht.«
    Mr. Smith nahm wieder das Rasiermesser und lächelte.
    »O doch, und ob«, sagte er und beugte sich vor, das Rasiermesser in der Hand. »Ja nicht vergessen. Was Wichtiges.« Seine linke Hand holte ein in braunes Packpapier geschlagenes, mit einem Bindfaden sorgfältig umwickeltes Päckchen hervor. Er legte es auf den Schreibtisch und ließ Timothy Zeit, es sich anzusehen. »Probieren Sie gar nicht erst, ein größerer Klugscheißer zu sein, als

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