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Ein diebisches Vergnügen

Ein diebisches Vergnügen

Titel: Ein diebisches Vergnügen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Mayle
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verschwendet.
    Elena blieb gerade noch Zeit, ihm ihre Geschäftskarte zu überreichen, als Roth auch schon die Marschrichtung der Besprechung vorgab. »Ich hoffe, Sie verschonen mich mit dem üblichen Versicherungsschrott.«
    Elena hatte sich an die Grobheiten und gelegentlichen Wutanfälle vermögender Klienten gewöhnt. Die Reichen, vom Rest der Sterblichen durch ein dickes finanzielles Polster isoliert und durch Privilegien geschützt, waren von ihrem Wesenskern her nicht gerüstet, mit den harten Realitäten des Lebens umzugehen. Angesichts von Verlusten gleich welcher Art neigten sie dazu, sich wie verzogene Kinder zu gebärden – selbstsüchtig, unverständig, oft geradezu hysterisch. Sie kannte dieses Verhaltensmuster zur Genüge.
    »Welchen Versicherungsschrott meinen Sie, Mr. Roth?«
    »Das wissen Sie genau. Den ganzen kleingedruckten Mist über mildernde Umstände, Modalitäten und Auflagen, begrenzte Haftbarkeit, Lücken im Versicherungsschutz, höhere Gewalt, Schlupflöcher in den Richtlinien, Schutzklauseln
…« Er legte eine Verschnaufpause ein, in der er nach weiteren Beispielen für die unbilligen Gepflogenheiten der Versicherungskonzerne suchte.
    Elena schwieg eisern. Die Erfahrung hatte sie gelehrt, der Natur ihren Lauf zu lassen. Früher oder später pflegte den Klienten sowohl die Luft als auch die verbale Munition auszugehen.
    »Also?«, fügte Roth hinzu. »Hier geht es nicht um Lappalien, sondern um drei Millionen Dollar.«
    Elena warf einen Blick auf die Kopie von Roths Versicherungspolice, die sie mitgebracht hatte. Der Bordeaux war gemäß Roths Anweisung getrennt versichert worden, aber von drei Millionen konnte keine Rede sein. Elena seufzte. »Fakt ist, Mr. Roth, dass sich die Versicherungssumme laut Vertrag auf 2,3 Millionen Dollar beläuft. Doch darüber können wir uns später unterhalten. Ich habe mich bereits mit der zuständigen Dienststelle des Polizeiapparates in Verbindung gesetzt, daher sind mir die meisten Einzelheiten bekannt, obwohl wir in einem solchen Versicherungsfall selbstverständlich unsere eigenen vollumfänglichen Ermittlungen durchführen.«
    »Das kann doch Jahre dauern, oder? Der Wein ist verschwunden. Er war bei Ihnen versichert. Was brauchen Sie sonst noch an Informationen?«
    Elena betrachtete die Ader, die an Roths Schläfe pulsierte, wie ein Wurm, der sich krümmt, wenn er getreten wird. »Bedauerlicherweise ist das ein unumgänglicher Bestandteil unseres Verfahrens zur Schadensregulierung, Mr. Roth. Wir können hohe Versicherungssummen erst dann auszahlen, wenn die Umstände des Diebstahls zu unserer vollen Zufriedenheit geklärt sind. Es tut mir leid, aber das ist die übliche Vorgehensweise. In diesem Fall kommt erschwerend hinzu, dass der Raub eindeutig durch ein Mitglied Ihres Haushalts
ermöglicht wurde. Wir sind schlichtweg verpflichtet, ihn mit der gebührenden Sorgfalt aufzuklären.«
    »Das ist infam!« Roth sprang auf, eilte zu Elena hinüber und maß sie mit funkelndem Blick. »Wollen Sie etwa andeuten, ich hätte etwas mit der Sache zu tun? Unterstellen Sie mir das allen Ernstes?«
    Elena erhob sich und legte die Versicherungspolice in ihren Aktenkoffer zurück. »Ich unterstelle Ihnen gar nichts, Mr. Roth.« Sie schloss den Koffer. »Ich denke, das war’s für heute, so kommen wir nicht weiter. Wenn Sie sich beruhigt haben, sind Sie vielleicht eher im Stande, darüber nachzudenken -«
    »Ich werde Ihnen sagen, wozu ich im Stande bin! Mir wurde Wein im Wert von drei Millionen Dollar gestohlen, und ich denke, Sie versuchen mit Ihren gottverdammten Verfahren und Vorgehensweisen nach Schema F alles daranzusetzen, sich vor Ihren gesetzmäßigen Verpflichtungen zu drücken! Ich will meinen Wein zurück oder einen von einer Bank beglaubigten Scheck in Höhe von drei Millionen Dollar. Ist das klar?«
    Elena eilte in Richtung Tür. »Sonnenklar, Mr. Roth. Unser Ermittler wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen. Ich wünsche Ihnen ein gutes neues Jahr.«
    Die letzte Bemerkung hätte ich mir verkneifen sollen, dachte Elena während der Rückfahrt in ihr Büro. Jetzt bekommt er vermutlich einen Herzanfall. Sie fragte sich nicht zum ersten Mal, ob das Gehalt, das man ihr zahlte, eine Art Schmerzensgeld für die Überheblichkeit und Unehrlichkeit war, mit der sie sich immer wieder konfrontiert sah. Der Kerl hatte Nerven! Versuchte die Versicherungssumme seines Weins um sage und schreibe siebenhunderttausend Dollar in die Höhe zu treiben.

    Ihr Handy

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