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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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machen.
    »Ich bin entspannt«, versicherte ich ihm. »Fragen Sie mich, was Sie wollen. Oder freie Ideenverbindungen, wenn Ihnen das lieber ist.«
    »Lassen Sie sich nur einfach treiben«, sagte er ernsthaft. »Bei zwei Gravos fühlen Sie sich schwer, nicht wahr? Ich bringe die Zeit meistens schlafend zu. Es zieht das Blut aus dem Gehirn und macht mich schläfrig. Man beginnt die Fahrt wieder zu beschleunigen. Wir müssen alle schlafen ... Wir werden uns schwer fühlen ... Wir müssen schlafen ...«
    Ich wollte ihm sagen, daß er doch lieber die Uhr wegstecken solle, sonst würde sie ihm noch aus der Hand fallen. Statt dessen schlief ich ein.
    Als ich aufwachte, lag in der anderen Koje Dr. Capek. »Na, wie ist Ihnen, mein Junge?« begrüßte er mich. »Ich bin müde geworden in diesem verwünschten Kinderwagen, und da beschloß ich, mich hier auszustrecken, um das Gewicht besser zu verteilen.«
    »Sind wir schon wieder auf zwei Gravos zurückgegangen?«
    »Ja, ja. Jetzt sind wir wieder bei zwei Gravos.«
    »Tut mir leid, daß ich abgesackt bin. Wie lange habe ich geschlafen?«
    »Nicht sehr lange. Wir fühlen Sie sich?«
    »Gut. Wirklich wunderbar ausgeruht.«
    »Es hat häufig diese Wirkung. Die Schwerkraft, meine ich. Möchten Sie jetzt noch mehr Filme sehen?«
    »Natürlich, wenn Sie meinen, Doktor ... «
    »Gut!« Er langte nach dem Schalter, und wieder wurde der Raum dunkel.
    Ich sagte mir, daß er mir weitere Bilder von den Marsbewohnern zeigen würde, und ich beschloß, mich nicht zu ängstigen. Schließlich hatte ich es bei vielen Gelegenheiten angebracht gefunden, so zu tun, als wären sie nicht vorhanden. Filmbilder von ihnen sollten mich nicht erschüttern - ich war vorher nur überrumpelt worden.
    Tatsächlich kamen nun plastische Filmbilder von Marsmenschen, mit und ohne Bonforte. Ich fand es möglich, sie mit Gleichmut, ohne Angst oder Abscheu, zu studieren.
    Plötzlich merkte ich, daß es mir Freude machte, sie anzusehen. Ich stieß einen Ausruf aus, und Capek hielt den Film an. »Haben Sie Schwierigkeiten?«
    »Doktor, Sie haben mich hypnotisiert.«
    »Sie erlaubten es mir.«
    »Aber ich kann nicht hypnotisiert werden.«
    »Das bedaure ich.«
    »Sie haben es also fertiggebracht! Ich bin nicht sehr stolz darauf, daß es Ihnen gelungen ist«, fügte ich hinzu. »Ich schlage vor, daß wir uns die Bilder noch einmal ansehen. Ich kann es wirklich nicht glauben.«
    Er stellte wieder an, und ich betrachtete den Film voller Staunen. Die Marsbewohner waren nicht widerwärtig, wenn man sie ohne Vorurteil ansah; sie waren nicht einmal häßlich. Tatsächlich besaßen sie die gleiche eigenartige Anmut wie eine chinesische Pagode. Sie hatten allerdings keine menschliche Gestalt, aber die hat ein Paradiesvogel ja auch nicht, und Paradiesvögel sind die bezauberndsten Geschöpfe, die es gibt.
    Ich begann sogar einzusehen, daß ihre Behelfsglieder sehr ausdrucksvoll sein konnten. Ihre linkischen Bewegungen hatten etwas von der plumpen Freundlichkeit junger Hunde. Ich begriff jetzt, daß ich mein ganzes Leben lang die Marsbewohner durch die dunkle Brille des Hasses und der Furcht betrachtet hatte.
    Natürlich würde ich mich an ihren Gestank noch gewöhnen müssen ... und plötzlich merkte ich, daß ich ihren unverkennbaren Geruch spürte, und er war mir gar nicht mehr unangenehm, sondern gefiel mir tatsächlich. »Doktor«, sagte ich eindringlich, »dieser Apparat verbreitet auch Gerüche, nicht wahr?«
    »Ich glaube nicht. Nein, ich bin überzeugt, daß er es nicht tut. Das wäre zu viel überflüssiges Gewicht für eine Jacht.«
    »Aber es muß ein Geruchssender vorhanden sein. Ich rieche es ganz deutlich.«
    »Ja, ja.« Er sah etwas beschämt aus. »Mein Junge, ich habe etwas mit Ihnen gemacht, was Ihnen hoffentlich nicht unangenehm sein wird.«
    »Ja, und?«
    »Während wir in Ihrem Schädel herumsuchten, merkten wir, daß ein Teil Ihrer neurotischen Einstellung zu den Marsbewohnern durch den Körpergeruch verursacht war. Ich hatte keine Zeit, einen tieferen Eingriff zu machen, und bat deshalb Penny - das ist das junge Mädchen, das vorhin hier war -, mir etwas von dem Parfüm zu leihen, das sie benutzt. Ich fürchte, daß von jetzt an die Marsbewohner für Sie wie ein Pariser Frisiersalon riechen werden. Wenn ich Zeit gehabt hätte, würde ich einen heimischeren Geruch gewählt haben, etwa reife Erdbeeren oder heißes Backwerk mit Sirup. Aber ich mußte improvisieren.«
    Ich schnüffelte. Jawohl, es roch wie ein

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