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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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der Kopf weh, vielleicht von der doppelten Schwerkraft, vielleicht auch von den allzu vielen Erschütterungen.
    »Jetzt wissen Sie es«, fuhr Dak fort. »Sie wissen, warum Jock Dubois es Ihnen nicht anvertrauen wollte, bevor wir gestartet wären. Es ist die größte Sensationsnachricht seit der ersten Landung auf dem Mond, und wir tun unser Äußerstes, um sie geheimzuhalten. Wir hoffen, Sie benutzen zu können, bis wir ihn finden und zurückholen. Tatsächlich haben Sie Ihre Doublerolle schon begonnen. Dieses Schiff ist nicht die >Abenteurer<, es ist die Privatjacht des Chefs und sein fliegendes Büro, die >Tom Paine<. Die >Abenteurer< beschreibt eine Kreisbahn um den Mars und gibt mit dem Transponder die Erkennungssignale für dieses Schiff, eine Tatsache die nur seinem Kapitän und dem Ersten Offizier bekannt ist, während die >Tom Paine< in aller Eile zur Erde flog, um einen Stellvertreter für den Chef zu holen. Fangen Sie jetzt an zu begreifen, alter Junge?«
    Ich mußte zugeben, daß ich es noch immer nicht begriff. »Ja, aber, Käptn, wenn Bonfortes politische Feinde ihn entführt haben, warum muß man das geheimhalten? Ich wurde erwarten, daß Sie es von allen Dächern ausposaunen.«
    »Auf der Erde würden wir das tun. In Neu-Batavia auf dem Mond würden wir es tun. Auf der Venus würden wir es tun. Aber hier haben wir es mit dem Mars zu schaffen. Kennen Sie die Legende von Kkkahgral dem Jüngeren?«
    »Leider nicht.«
    »Die müssen Sie studieren. Sie wird Ihnen Einblick in die Maßstäbe der Marsbewohner geben. Kurz, dieser junge Kkkah sollte vor Tausenden von Jahren zu einer bestimmten Zeit an einem bestimmten Ort erscheinen, um mit einer hohen Ehrung ausgezeichnet zu werden ... so ähnlich wie ein Ritterschlag. Ohne seine eigene Schuld - wenigstens nach unserer Ansicht - kam er nicht rechtzeitig dort hin. Augenscheinlich blieb nach den Moralbegriffen der Marsbewohner nichts weiter übrig, als ihn zu töten. Aber wegen seiner Jugend und seiner großen Leistungen forderten einige der anwesenden Radikalen, daß man ihm erlauben solle, zurückzukehren und es nochmals zu versuchen. Aber Kkkahgral wollte das nicht. Er bestand auf seinem Recht, den Fall selbst durchzufechten, gewann ihn und wurde hingerichtet. Was ihn zur Verkörperung zum heiligen Schutzpatron des Anstandsbegriffs auf dem Mars machte.«
    »Das ist verrückt!«
    »Meinen Sie? Wir sind keine Marsbewohner. Sie sind eine sehr alte Rasse und haben ein System von Verpflichtungen ausgearbeitet, die jede nur denkbare Situation betreffen. Sie sind die größten Formalisten, die man sich vorstellen kann. Im Vergleich mit ihnen waren die alten Japaner mit ihrem Giri und Gimu geradezu Anarchisten. Die Marsbewohner kennen nicht >Recht< und >Unrecht<. Statt dessen haben sie Schicklichkeit und Unanständigkeit. Worauf es jetzt für uns ankommt, ist der Umstand, daß der Chef in die Sippe Kkkahgrals des Jüngeren selbst aufgenommen werden soll. Verstehen Sie mich jetzt?«
    Ich verstand ihn noch immer nicht. Für mein Gefühl war diese Kkkah-Angelegenheit etwas Ähnliches, wie es in Schwänken vorkommt.
    Broadbent fuhr fort: »Es ist ganz einfach. Der Chef ist wahrscheinlich der größte Kenner der Gewohnheiten und der Psychologie der Marsbewohner. Er hat das alles seit Jahren studiert. Am Mittwoch soll in Lacus Soli die Feier seiner Aufnahme in die Sippe stattfinden. Wenn der Chef dort ist und alles sich regelrecht abwickelt, ist die Sache in bester Ordnung. Wenn er nicht erscheint - und es macht gar keinen Unterschied, aus welchem Grunde -, so ist sein Name auf dem Mars, in jeder Sippe von Pol zu Pol, besudelt, und der größte interplanetarische und interrassische politische Coup, den man je versucht hat, ist gescheitert. Und schlimmer als das: es wird Rückschläge geben. Nach meiner Vermutung wird es das mindeste sein, daß der Mars sich selbst von seiner jetzigen losen Verbindung mit dem Reich zurückzieht. Viel wahrscheinlicher ist aber, daß Vergeltungsmaßnahmen ergriffen und Menschen getötet werden - vielleicht alle Menschen auf dem Mars. Dann würden die Extremisten in der Menschheitspartei freie Bahn haben, und der Mars würde mit Gewalt dem Reich einverleibt werden, aber erst nachdem die Marsbewohner bis auf den letzten getötet worden wären. Und das alles würde sich ereignen, nur weil Bonforte bei der Aufnahmefeier gefehlt hätte. Die Marsbewohner nehmen diese Dinge sehr ernst.«
    Dak verließ uns ebenso plötzlich, wie er gekommen war, und

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