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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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Penelope Russell stellte wieder den Filmprojektor an. Ich ärgerte mich darüber, daß ich Dak nicht gefragt hatte, was unsere Feinde davon abhalten würde, mich einfach zu töten, wenn die politischen Unruhestifter nichts weiter erreichen wollten, als Bonforte daran zu hindern, in eigener Person oder durch sein Double an irgendeiner barbarischen Feier der Marsbewohner teilzunehmen. Aber ich hatte zu fragen vergessen - vielleicht weil ich in meinem Unterbewußtsein Angst vor der Antwort hatte.
    Aber gleich darauf studierte ich Bonforte wieder, beobachtete seine Bewegungen und Gesten, prägte mir sein Mienenspiel ein, den Tonfall seiner Stimme, alles in dem losgelösten, warmen Traumzustand künstlerischer Bemühung. Ich trug jetzt schon seinen Kopf.
    Jäh wurde ich aus meinen Träumereien gerissen, als Bilder aufblendeten, die Bonforte in der Umgebung von Marsbewohnern zeigten; sie berührten ihn mit ihren Pseudo-Gliedern. Ich war so in den Film vertieft, daß ich diese Kreaturen tatsächlich selber fühlte, und der Gestank war unerträglich. Ich gab einen erstickten Laut von mir und machte eine abwehrende Handbewegung. »Stellen Sie das ab!«
    Die Lampen leuchteten auf, der Film verschwand. Penny Russell sah mich an. »Was in aller Welt ist mit Ihnen los?«
    Ich versuchte Luft zu schnappen und mein Zittern zu unterdrücken. »Fräulein Russell ... verzeihen Sie ... aber bitte, stellen Sie das nicht wieder an. Ich kann Marsbewohner nicht ertragen.«
    Sie blickte mir ins Gesicht, als könne sie nicht glauben, was sie sah, aber es kam ihr trotzdem verächtlich vor. »Ich habe ja gleich gesagt«, bemerkte sie langsam und spöttisch, »daß dieser lächerliche Plan nicht durchführbar wäre.«
    »Es tut mir sehr leid, ich kann nichts dafür.«
    Sie antwortete nicht, sondern erhob sich mühsam von der Zitronenpresse. Sie ging bei zwei Gravos nicht so sicher wie Dak, aber sie brachte es fertig. Sie ging ohne jedes weitere Wort hinaus und schloß die Tür hinter sich.
    Sie kehrte nicht zurück. Statt dessen wurde die Tür von einem Mann geöffnet, der sich aufrecht stehend in einem Rollfahrzeug bewegte. »Wie geht’s, junger Mann?« brummte er. Er war in den Sechzigern, etwas zu dick, und freundlich. Ich brauchte sein Doktordiplom nicht zu sehen, um zu begreifen, daß dies seine Art war, mit Patienten umzugehen.
    »Und Ihnen selbst, mein Herr?«
    »Recht gut. Besser bei geringerer Beschleunigung.« Er blickte auf den Apparat, in den er eingeschnallt war. »Wie gefällt Ihnen mein fahrbares Korsett? Vielleicht nicht sehr stilvoll, aber es entlastet mein Herz etwas. Übrigens um der Form zu genügen: Ich bin Dr. Capek, Bonfortes Leibarzt. Ich weiß, wer Sie sind. Was ist das nun für eine Sache, die ich über Sie und die Marsbewohner höre?«
    Ich versuchte, es ihm deutlich und ohne Erregung zu erklären.
    Dr. Capek nickte. »Kapitän Broadbent hätte es mir sagen sollen. Dann hätte ich die Reihenfolge Ihres Schulungsprogramms verändert. Der Käptn ist in seiner Art ein tüchtiger junger Mann, aber seine Muskeln gehen manchmal mit seinem Gehirn durch. Er ist so völlig normal auf die Außenwelt eingestellt, daß er mich zuweilen erschreckt. Aber es ist ja noch nichts passiert, und ich bitte Sie nun um die Erlaubnis, Herr Smythe, Sie zu hypnotisieren. Ich gebe Ihnen mein Wort als Arzt, daß ich es nur tue, um Ihnen in dieser Sache zu helfen, und daß ich in keiner Weise Ihre Persönlichkeit antasten werde.« Er zog eine altmodische Taschenuhr heraus, fast so etwas wie ein Abzeichen seines Berufs, und zählte meinen Puls.
    »Ich erlaube es Ihnen gern, Herr Doktor«, erwiderte ich, »aber es wird nichts nützen. Ich bin nicht hypnotisierbar.« Ich hatte selbst in der Zeit meiner Gedankenlese-Nummer hypnotische Kunstgriffe erlernt, aber meine Lehrer hatten es nie fertiggebracht, mich zu hypnotisieren. Ein wenig Hypnose ist sehr nützlich für so eine Nummer.
    »Soo? Nun, wir werden es wenigstens versuchen. Entspannen Sie sich, machen Sie es sich bequem, und dann wollen wir über Ihr Problem sprechen.« Er hielt noch immer die Uhr in der Hand und spielte mit der Kette, nachdem er meine Pulsschläge gezählt hatte. Ich wollte schon etwas dazu sagen, da die Kette das Licht der Leselampe reflektierte, die gerade über meinem Kopf angebracht war, aber ich dachte mir, es wäre wahrscheinlich eine nervöse Angewohnheit von ihm, deren er sich nicht bewußt war, und es war ja auch eine zu große Nichtigkeit, um ihn darauf aufmerksam zu

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