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Ein Doppelleben im Kosmos

Ein Doppelleben im Kosmos

Titel: Ein Doppelleben im Kosmos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert A. Heinlein
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aufgenommen worden, so daß er seine Fehler studieren konnte.
    Auf diese Weise studierte ich auch seine Fehler vor dem Abhörapparat in seinem Büro, und Penny saß neben mir, um die Bänder für mich herauszusuchen und Fragen zu beantworten.
    Die menschlichen Sprachen zerfallen in vier Gruppen, in modulierende wie Englisch-Amerikanisch, positionelle wie Chinesisch, agglutinierende wie Alttürkisch, polysynthetische (Satzeinheiten) wie in der Eskimosprache. Dazu kommen jetzt natürlich fremde Sprachgefüge, die für das menschliche Gehirn so eigenartig und fast unmöglich sind wie die Venussprache. Glücklicherweise entspricht die Marssprache den menschlichen Redeformen. Die einfache Marssprache, die Handelssprache, ist positionell und umschließt nur einfache, konkrete Begriffe, wie zum Beispiel den Gruß: »Ich sehe dich!« Die Höhere Marssprache ist polysynthetisch und sehr stilisiert. Sie hat einen Ausdruck für jede Schattierung ihres verwickelten Systems von Belohnungen und Strafen, Verpflichtungen und Schulden.
    Es war fast zuviel für Bonforte gewesen. Penny sagte mir, er hätte die Gruppen von Punkten, die sie als Schrift benutzen, ganz leicht lesen können, aber von der gesprochenen Form der Höheren Marssprache hätte er nur einige hundert Sätze sagen können.
    Himmel, wie habe ich mich bemüht, die wenigen, die er beherrschte, zu lernen!
    Die Anstrengung war für Penny noch größer als für mich. Sie und Dak kannten die Marssprache ein wenig, aber die Hauptarbeit, sie mir beizubringen, fiel ihr zu, da Dak den größten Teil seiner Zeit im Kontrollraum verbringen mußte. Jocks Tod hatte ihm seine Hilfskraft genommen. Wir gingen für die letzten Millionen Meilen vor der Landung von zwei Gravos auf eins herunter, und in dieser ganzen Zeit kam er überhaupt nicht nach unten. Ich versuchte indes mit Pennys Hilfe die Sitten und Gebräuche zu studieren, die ich für die Aufnahmefeier kennen mußte.
    Ich hatte gerade die Rede eingeübt, mit der ich die Aufnahme in die Kkkah-Sippe bestätigen sollte, eine Rede, die dem Sinn nach etwa den Worten entsprach, mit denen ein orthodoxer junger Jude die Pflichten des Mannestums übernimmt, die aber ebenso feststehend, so unveränderlich war wie Hamlets Monolog. Ich hatte die Rede verlesen, mit Bonfortes falscher Aussprache und seinen Gesichtszuckungen.
    Ich war zu Ende und fragte: »Wie war es?«
    »Recht gut«, erwiderte sie ernst.
    »Danke, Wuschelkopf.« Das war ein Ausdruck, den ich den Sprachübungen auf Bonfortes Tonbändern entnommen hatte. So hatte Bonforte sie genannt, wenn er guter Laune war, und ich traf genau seinen Tonfall.
    »Wagen Sie es nicht, mich so zu nennen!«
    Ich sah sie ehrlich verwundert an und erwiderte, noch immer in Bonfortes Tonfall: »Aber Penny, Kind!«
    »So dürfen Sie mich auch nicht nennen! Sie Nachahmer! Sie Attrappe! Sie ... Komödiant!« Sie sprang auf, lief, so weit sie konnte, nämlich bis zur Tür, und blieb dort abgewandt stehen. Sie hatte die Hände vor das Gesicht gelegt, und ihre Schultern bebten vor unterdrücktem Schluchzen.
    Ich gab mir große Mühe, mich aus meiner Rolle herauszuwinden, zog den Bauch ein, ließ mein eigenes Gesicht zum Vorschein kommen und sagte mit unverstellter Stimme: »Fräulein Russell!«
    Sie hörte auf zu weinen, schnellte herum, sah mich an und machte den Mund auf. Ich fügte, noch immer als mein eigenes Ich, hinzu: »Kommen Sie wieder her, und setzen Sie sich.«
    Es sah so aus, als würde sie sich weigern, aber dann schien sie es sich zu überlegen. Sie kam langsam zurück und setzte sich. Ihre Hände lagen in ihrem Schoß, aber ihr Gesicht war wie das eines kleinen Mädchens, das am liebsten fauchen möchte.
    Ich überließ sie einen Augenblick sich selbst, dann sagte ich ruhig: »Jawohl, Fräulein Russell, ich bin Schauspieler. Ist das für Sie ein Grund, mich zu beleidigen?«
    Ihre Miene blieb eigensinnig.
    »Als Schauspieler bin ich hier, und als Schauspieler soll ich arbeiten. Sie wissen, warum. Sie wissen auch, daß man mich hinterrücks in diese Aufgabe hineinbugsiert hat. Es ist keine Arbeit, die ich mit offenen Augen übernommen hätte, auch in meinen tollsten Momenten nicht. Mir ist es sehr viel unangenehmer, daß ich es tun muß, als es Ihnen ist, daß Sie mich in dieser Rolle sehen, denn trotz Käptn Broadbents munteren Versicherungen bin ich keineswegs überzeugt, daß ich mit heiler Haut davonkommen werde, und ich liebe meine Haut sehr! Es ist nämlich die einzige, die ich habe. Ich

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