Ein Doppelleben im Kosmos
kann ich über Ihre Abstammung, Ihre persönlichen Gewohnheiten, Ihre Moral und Ihre Aussichten nicht richtig diskutieren. Ich wußte jedenfalls genau, wozu Sie mich verleitet hatten sobald ich den Mann erkannte, als dessen Double ich auftreten soll. Ich will mich mit einer einzigen Frage begnügen: Wer wird den Versuch machen, Bonforte zu ermorden? Selbst eine Tontaube dürfte wohl ein Recht darauf haben, zu erfahren, wer auf sie schießen wird.«
Zum erstenmal merkte ich Dak Überraschung an. Dann lachte er so schallend, daß die Beschleunigung zuviel für ihn zu sein schien. Er glitt auf den Boden nieder, lehnte den Rücken gegen eine Wand und lachte noch immer.
»Ich sehe nichts Komisches darin«, sagte ich zornig.
Er hielt inne und wischte sich die Augen. »Lorrie, alter Junge, denken Sie im Ernst, ich wollte Sie als Zielscheibe aufstellen?«
»Ohne Zweifel.« Ich setzte ihm auseinander, welche Schlußfolgerungen ich aus den früheren Attentatsversuchen gezogen hätte.
Er hatte genug Einsicht, um nicht wieder zu lachen. »Ich verstehe - Sie dachten, es wäre eine Aufgabe wie die eines Speisenvorkosters für einen König des Mittelalters. Da müssen wir also versuchen, Ihnen Mut zuzusprechen. Ich glaube nicht, daß es für Ihre Darstellung nützlich wäre, wenn Sie immer dächten, daß Sie jeden Augenblick niedergeknallt würden. Hören Sie zu. Ich bin seit sechs Jahren bei dem Chef. Ich weiß, daß er während dieser Zeit nie ein Double benutzt hat. Aber ich war zweimal dabei, als Attentate auf ihn unternommen wurden. Das eine Mal habe ich den Täter erschossen. Penny, Sie sind schon länger beim Chef als ich. Hat er bisher jemals ein Double benutzt?«
Sie sah mich kühl an. »Niemals. Der Gedanke, daß der Chef es zulassen würde, daß irgend jemand sich an seiner Stelle einer Gefahr aussetzt, ist ... eigentlich müßte ich Ihnen dafür ins Gesicht schlagen. Ja, das müßte ich tun!«
»Immer mit der Ruhe, Penny«, sagte Dak sanft. »Ihr habt beide jetzt eure Aufgabe, und Sie müssen mit ihm zusammen arbeiten. Außerdem ist sein Verdacht, von außen gesehen, nicht so töricht. Übrigens, Lorenzo, dies ist Penelope Russell. Sie ist die Privatsekretärin des Chefs, also Ihr hauptsächlicher Einpauker.«
»Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen, mein Fräulein.«
»Ich wollte, ich könnte das auch sagen!«
»Lassen Sie das, Penny, oder ich lege Sie über. Lorenzo, ich gebe zu, daß die Stellvertretung für John Joseph Bonforte nicht so sicher ist, wie wenn man im Taxi fährt; es sind schon mehrere Versuche gemacht worden, seine Lebensversicherung zu beenden. Aber das haben wir diesmal nicht zu befürchten. Tatsache ist, daß aus politischen Gründen, die Sie gleich verstehen werden, die Burschen, mit denen wir es zu tun haben, keinen Versuch wagen werden, den Chef zu töten, oder Sie zu töten, wenn Sie als Double des Chefs auf treten. Diese Kerle spielen ein gewagtes Spiel, wie Sie wissen, und würden mich oder auch Penny töten, wenn sie den kleinsten Vorteil davon hätten. Man würde Sie jetzt auf der Stelle töten, wenn man an Sie heran könnte. Aber wenn Sie öffentlich als der Chef auftreten, so werden Sie in Sicherheit sein. Die Umstände liegen so, daß man sich einen Mord nicht leisten kann.«
Er betrachtete prüfend mein Gesicht. »Nun?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich verstehe Sie nicht.«
»Nein, aber Sie werden mich bald verstehen. Es ist eine verwickelte Sache, da die Anschauungsweise der Marsbewohner damit zu tun hat. Sie können auf jeden Fall damit rechnen, daß Sie alles darüber erfahren werden, ehe wir am Ziel sind.«
Mir gefiel das Ganze immer noch nicht. Bisher hatte Dak mir, soviel ich wußte, keine offenbaren Lügen aufgetischt, aber er konnte, wie ich aus bitterer Erfahrung wußte, effektiv lügen, indem er nicht alles sagte, was er wußte. Ich erwiderte: »Sie werden einsehen, daß ich keinen Grund habe, Ihnen oder dieser jungen Dame zu trauen ... entschuldigen Sie, mein Fräulein. Aber wenn ich auch keinerlei Zuneigung für Herrn Bonforte verspüre, steht er doch in dem Ruf, geradezu beleidigend ehrlich zu sein. Wann werde ich mit ihm sprechen können? Sobald wir auf dem Mars ankommen?«
Daks häßliches, heiteres Gesicht überschattete sich plötzlich mit Traurigkeit. »Ich fürchte, nein. Hat Penny es Ihnen nicht gesagt?«
»Was soll sie mir gesagt haben?«
»Alter Junge, deshalb mußten wir doch ein Double für den Chef beschaffen. Man hat ihn entführt.«
Mir tat
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