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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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ich den Leuten entgegenkomme. Sogar wenn das bedeutet, dass ich die ganze Sache bei einer öffentlichen Versammlung durchdiskutieren muss. Ich verstehe Spicers Problem. Er hat eine besorgte Gemeinde, die eigentlich überhaupt keine richtige Gemeinde ist. Die Häuser stehen weit verstreut, die Leute kennen sich nicht. Er will sicher sein, dass wenigstens jeder an der Aufdeckung dessen mitwirken kann, worum es da geht.»
    «Merrily, bei den spirituellen Grenzfragen ist Diskretion oberstes Gebot – das haben Sie oft genug selbst gesagt. Und auf einmal halten Sie es für eine blendende Idee …»
    «Ich halte es nicht für eine blendende Idee …»
    «… das anstehende Problem in einem Saal voller Leute einschließlich diverser Medienvertreter zu besprechen.»
    «Ich glaube nicht, dass sich die Presse für so eine Dorfgeschichte interessiert. Hoffe ich.»
    «Sie
glauben
es nicht», sagte Sophie. «Das genügt wohl kaum, oder? Ich wäre geneigt, den Pfarrer garantieren zu lassen, dass es so ist. Wie soll das denn ablaufen?»
    «Ich höre mir an, was die Zeugen zu sagen haben, und beschreibe dann mögliche Maßnahmen.»
    «Ah, ich verstehe. Sie stellen eine Reihe Maßnahmen vor, und dann lassen Sie die Leute wohl darüber
abstimmen

    «Nein, ich höre mir an, was sie zu sagen haben, und dann gebe ich eine Empfehlung auf Grundlage meiner … Erfahrung.»
    Sophie sah Merrily resigniert an und schlug den Tischkalender auf. «Wann soll das sein? Und wo?»
    «Mittwochabend in der Kirche. In Wychehill gibt es keinen Gemeindesaal. Das Thema wird im Anschluss an die Sitzung des Pfarrgemeinderats besprochen, die ohnehin öffentlich stattfindet. – Hören Sie, Sophie, ich springe dort nicht einfach ins kalte Wasser. Ich werde vorher alles genau überprüfen.»
    «Dafür haben Sie allerdings sehr wenig Zeit.»
    «Deshalb würde ich, wenn es gerade nichts Dringenderes gibt, auch am liebsten sofort wieder hinfahren.»
    Merrily ging zum Fenster. Da war doch noch etwas …
    «Ach ja … Sophie, hat es aus Wychehill Anrufe bei der Diözese gegeben? Hat jemand um meine Telefonnummer gebeten?»
    «Nein, das hätte ich erfahren. Ich bin in dieser Sache sehr strikt. Und Ihre Nummer wird auch nicht weitergegeben, zuerst bekommen die Leute immer die Nummer von hier. Warum?»
    «Ach, nichts Wichtiges.»

5 Zwischen den Zeilen
    Oben auf dem Hügel befand sich eine Lichtung mit den Überresten eines Steinhaufens, der einmal ein Steinmann, also ein altes Wegzeichen, gewesen sein mochte.
    Lol war noch nie ganz oben gewesen, aber Jane hatte gesagt, dort gäbe es etwas echt,
echt
Wichtiges, und zwar nicht nur wichtig für sie selbst, sondern für die gesamte Gemeinde von Ledwardine. Womöglich war es sogar ein
Nationalheiligtum
.
    Sie hatte ihn aus dem Dorf gezerrt, über die Landstraße und die Felder bis zum ersten Zaunübertritt, neben dem ein Fußgängerweg-Schild stand. Doch falls es dort jemals einen Fußgängerweg gegeben hatte, war er längst zugewachsen, und bis ganz hinauf auf den Cole Hill war es ein steiler und rutschiger Aufstieg geworden.
    «Man sieht jetzt nicht mehr viel», sagte Jane zwischen den Ginsterbüschen auf dem Gipfel, «aber das hier war einmal eine keltische Siedlung. Also ist es klar, dass das hier Ledwardines
heiliger
Hügel sein muss, verstehst du?»
    «Wenn du es sagst.»
    Lol war nicht ganz wohl bei dem Gedanken gewesen, mit der Tochter seiner Freundin im Wald unterwegs zu sein, unter deren abgeschnittenem Sommertop der Bauchnabel zu sehen war.
    Nein, es lag weniger daran als an ihrer Stimmung. Jane wurde von einer Zielstrebigkeit getragen wie von einer Gewitterwolke, sie schien kurz vor einer Kriegserklärung zu stehen.
    Und jetzt erläuterte sie ihm den Namen. Und dass Alfred Watkins in
Die geraden Wege der alten Zeit
drei weitere beziehungsweise vergleichbare Cole Hills in Herefordshire gefunden hatte. Eine Wortbedeutung von
Cole
war anscheinend Gaukler … oder Zauberer.
    «Prophet. Das ist noch eine weitere alte Bedeutung», sagte Jane. «Das sind richtig ernsthafte magische Zusammenhänge, Lol. Das war mir überhaupt nicht klar. Und
wenn
es mir klar gewesen wäre …»
    Jane stand in der Sonne. Ihr Haar war zurückgenommen, und in ihren Augen schienen Funken zu tanzen.
    «Wir leben in einer magischen Landschaft, Laurence. Und die meisten von uns erkennen das überhaupt nicht mehr. Das ist echt deprimierend.»
    Unter ihnen lag, umgeben von üppigem Grün, das Dorf, und der Nebel bildete Rauchringe um den

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