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Ein dunkler Gesang

Ein dunkler Gesang

Titel: Ein dunkler Gesang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Phil Rickman
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Akademikertiteln rumlaufen und in Wahrheit genauso beschränkt sind wie … Homer Simpson.»
    «Also, du, hm …» Lol glaubte langsam zu verstehen, worum es ging. «Wenn Eirion ein gutes Zeugnis bekommt, seht ihr euch nicht mehr so viel, oder?»
    Ein graues Eichhörnchen flitzte vor ihnen den Stamm einer Tanne hinauf.
    «Ich verstehe einfach nicht, warum», sagte Jane. «Echt.
Warum?
Warum muss man wertvolle Jahre verschwenden, um sich von diesen hoffnungslosen Losern an der Uni was beibringen zu lassen, bloß damit man am Ende eine total nutzlose Qualifikation vorweisen kann, die jeder andere auch hat? Warum kann man nicht einfach was
tun
? Etwas Originelles! Ich meine … das hast
du
doch auch gemacht.»
    «Hast du denn eine originelle Idee?»
    Sie kletterten am Fuß des Cole Hill über einen verrottenden Zauntritt am Rand eines modrigen Wäldchens. Jane wartete auf Lol.
    «Ich will meine eigenen Erfahrungen machen, selbst Dinge herausfinden – keinen verdammten Lehrplan abarbeiten, damit ich hinterher genauso bin wie alle anderen.»
    Abrupt drehte sie sich um. Womöglich hätte sie sonst angefangen zu weinen. Sie ging schnell durch das Wäldchen, bis zum anderen Ende, wo ein weiterer Zauntritt mit Stacheldraht bespannt worden war. Als Lol bei Jane ankam, beugte sie sich keuchend über den Draht. Ihre Schultertasche hatte sie neben sich auf den Boden gestellt.
    Und in den Händen hielt sie die Griffe einer Drahtschere.
    «Jane?»
    «Das soll ein öffentlicher Fußweg sein. Keiner hat das Recht …»
    Zwei Enden des Stacheldrahts schnellten auseinander, und Jane trat zurück.
    «Jane, woher hast du die Drahtschere?»
    «Von Gomer.» Jane stieg über den Zauntritt. «Kommst du?»
    All seine Vorahnungen hatten sich bestätigt. Lol kletterte über den Zauntritt und stolperte hinter Jane her durchs hohe Gras. Dann erreichten sie ein Zaungatter, das in eine Hecke eingepasst worden war. Orangefarbene Paketschnur hing lose daran herunter.
    «Das hab ich gestern durchgeschnitten.» Jane zog das Gatter auf. «So. Jetzt sieh dir
das
an.»
    «Was?»
    «Sieh einfach mal genau hin!»
    Lol zog das Gatter hinter sich zu, blieb stehen und schaute. Er sah eine leicht abschüssige Wiese voll rotbrauner Hereford-Rinder – ein klassisches Bild. Allerdings sah man dieser Tage nicht mehr so viele dieser Rinder in Herefordshire, aber darum ging es Jane bestimmt nicht.
    «Oh», sagte Lol. «Jetzt sehe ich es.»
    Wie der Schatten eines hohen Masts verlief ein Pfad schnurgerade über die Wiese. Ein sichtbarer Pfad, der angelegt sein oder einfach nur ein Schafspfad sein konnte, verlief schnurgerade und leicht abfallend von dem Gatter, durch das sie eben gekommen waren, zu einem anderen Gatter am Ende der Weide. Und beide Gatter sowie der Pfad lagen in einer Linie mit dem sepiafarbenen Turm der Kirche von Ledwardine.
    Lol ging auf dem Pfad bis zur Mitte der Weide und drehte sich um. In dieser Richtung lag der Pfad in einer geraden Linie mit der Spitze des Cole Hill.
    Ein paar Linien des alten Watkins erforderten eine gewisse Phantasie, aber diese hier sprach für sich.
    Jane stand auf der Linie, als stünde sie vor einem Altar. Obwohl es warm war, sah Lol, wie Jane erschauerte. Sie verschränkte die Arme vor der Brust.
    «In dem Obstgarten hinter der Church Street gibt es einen Erdhügel. Er ist auf der Karte nicht eingezeichnet, aber es muss ein alter Bestattungsplatz sein, das sieht man schon an seiner Lage in der Landschaft. Er liegt ganz genau auf der Linie. Also, er ist zwar nicht mehr sehr hoch, aber das sind viele nicht mehr. Sie sind im Laufe der Jahrhunderte öfter einmal umgepflügt worden. Und dann, auf der anderen Seite des Hügelgrabes, stößt man direkt auf den Marktplatz und die Kirche.»
    «Du hast mich überzeugt», sagte Lol. «Das ist eine sehr schöne Linie.»
    «Und …
und
, Lol, wenn man die Linie weiterverfolgt,
durch
die Kirche – das habe ich bloß auf der Karte gemacht, aber es funktioniert, echt, es funktioniert perfekt –, kommt man nach einer Meile zu einer alten Wegkreuzung und einem waschechten prähistorischen Menhir. Der ist zwar nicht sehr groß, dafür aber auf der Karte eingezeichnet.»
    «Tja, Glückwunsch», sagte Lol. «Du hast eine neue Ley-Linie gefunden.»
    «Ley»
, zischte Jane. «Alfred Watkins hat sie
Leys
genannt. Ley-Linien – das ist nur ein Begriff, mit dem ein paar sogenannte Experten die Leys verunglimpfen wollen, deren Existenz sie bestreiten. Und, okay, bei manchen kann man auf der

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