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Ein dunkler Ort

Ein dunkler Ort

Titel: Ein dunkler Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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ungläubig anzustarren.
    Sandy nahm die Hände vom Gesicht. Professor Farley drehte sich um, er bekam den Mund nicht mehr zu.
    Madam Duret stand wie erstarrt mit einer Kerze in jeder Hand da.
    »Was hast du gesagt?«, fragte sie ihren Sohn.
    »Ich sagte Ja. Ich bringe sie fort von hier. Heute Nacht, sobald der Sturm sich legt.« Jules war ganz ruhig. »Ich habe die Akten gelesen, Mutter.«
    »Die Akten?«
    »Aus dem Schrank im Büro. Die von den Mädchen, die deine Schulen in Europa besucht haben. Ich habe die Berichte über alle gelesen, die Sachen, die sie gemacht haben, was mit ihnen passiert ist.«
    »Wie kannst du dann davon sprechen, unsere Blackwood Mädchen jetzt gehen zu lassen?« Madame konnte es nicht glauben. »Du hast gesehen, wie weit sie es gebracht haben. Die kleine Jeanne Bonnette hat drei ganze Romane geschrieben. Wir haben sie unter einem Pseudonym veröffentlicht und die Tantiemen haben den Kauf von Blackwood möglich gemacht. Und dieses schwarze Mädchen aus Marseille, wie hieß sie noch … Gigi? Über fünfzig Ölgemälde, direkt aus der Epoche des französischen Impressionismus.«
    »Ich habe Lynda Hannahs letztes Ölgemälde gesehen«, sagte Jules.
    »Ach, ja? Nun, sie macht eine Phase durch. Das können wir nicht verkaufen.« Madame seufzte bedauernd. »Ich fürchte, Lyndas Produktivität könnte ihr Ende erreicht haben. Aber die anderen fangen gerade erst an! Die guten Monate liegen noch vor uns. Wer weiß, was sie noch hervorbringen werden!«
    »Hältst du das für wichtig?«, fragte Jules.
    »Du etwa nicht? Das kann ich nicht glauben. Gestern habe ich selbst gehört, wie du Kathryns letzte Aufnahme abgespielt hast.«
    »Das war gestern – da habe ich es noch nicht gewusst.« Er betrachtete seine Mutter voller Befremden. »Glaubst du wirklich, ich würde weitermachen wollen, nachdem ich diese Berichte gelesen habe? Wie kommst du nur darauf?«
    Jules kämpfte darum, seine Stimme unter Kontrolle zu behalten. »Mutter, begreifst du es denn nicht? Ich weiß, was mit diesen Mädchen passiert ist!«
    »Was stand denn in den Berichten?« Kit wollte es wirklich wissen. »Bitte, Jules, sie wird nicht nachgeben. Du musst es uns sagen.«
    Jules zögerte, dann traf er seine Entscheidung.
    »Von den zwanzig sind vier tot.«
    »Tot«, flüsterte Kit.
    »Drei haben sich das Leben genommen. Eine ist abgestürzt, als sie versuchte, aus einem Fenster im dritten Stock der Schule zu klettern. Das galt als Unfall.«
    »Und die anderen?« Kit konnte sich kaum dazu überwinden, die Frage zu stellen.
    »Die anderen sind wahnsinnig geworden. Jede Einzelne von ihnen ist jetzt in einer psychiatrischen Einrichtung.«
    Auf ihrem Platz vor dem Kamin stieß Sandy ein kleines Wimmern aus.
    Professor Farley schüttelte vorwurfsvoll den Kopf. »Das war wirklich nicht weise, so etwas vor diesen Mädchen zu äußern, Jules. Das kann sie doch nur aufregen und unglücklich machen. Wie grausam, ihnen so etwas zu erzählen!«
    »Grausam!«, brüllte Kit. »Sie nennen Jules grausam? Sie haben es die ganze Zeit gewusst! Sie und Madame Duret, sie sind ja keine Menschen mehr! Sie sind wie zwei große schwarze Geier, die sich von unseren Hirnen ernähren!« Verzweifelt wandte sie sich an Jules. »Lass uns jetzt gehen. Der Sturm macht mir nichts aus. Ich will lieber von einem umstürzenden Baum getroffen oder von der Straße gespült werden als noch eine Nacht an diesem scheußlichen Ort verbringen!«
    »Ich bin dabei«, rief Sandy und stand auf.
    »Ruth?«
    »Ich bin auch dabei«, sagte Ruth. Ihr Gesicht war finster vor Wut. »Das sind ja tolle Neuigkeiten, die uns da vorenthalten wurden. Es ist eine Sache, ein Empfänger zu sein, den Wert erkenne ich ohne Weiteres an, aber zu wissen, dass es uns zerstören wird, ist etwas ganz anderes.«
    »Aber, aber, Mädchen, beruhigt euch«, befahl Madame. »Jules, ich bin ungehalten, weil du diesen Aufruhr verursacht hast. Es mag sein, dass es unter unseren früheren Studenten Labilität gegeben hat. Damals hatten wir unsere Eingangstests noch nicht perfektioniert und unbeabsichtigt einige emotional ungefestigte Persönlichkeiten ausgewählt, die zu überspannt waren, um sich den Verhältnissen anzupassen. Das hat keinen Einfluss auf das, was in Blackwood geschehen wird. Jedes Individuum ist anders, das wisst ihr.«
    »Zwanzig von zwanzig – das ist ein Prozentsatz, der mich überzeugt«, sagte Ruth. Sie war jetzt aufgestanden und presste ihr Notizbuch an die Brust. »Selbst wenn ich das

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