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Ein dunkler Ort

Ein dunkler Ort

Titel: Ein dunkler Ort Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbt Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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war stärker und als ihr Bild im Spiegel auftauchte, war sie mit den vom Regen durchweichten Kleidern, die an ihrem Körper klebten, und dem Geschirrhandtuch vorm Gesicht eine wirklich groteske Erscheinung. Sie erreichte die Treppe und stöhnte auf, als sie nach unten schaute.
    »Kein Ausweg«, flüsterte Kit. »Unmöglich.«
    Ruth hatte recht gehabt, diese Mission war zum Scheitern verurteilt. Beim Versuch Lynda zu retten, hatte sie ihr eigenes Leben geopfert. Nur dieses Treppenhaus führte hinunter ins Erdgeschoss und das Feuer in der Eingangshalle hatte den Fuß der Treppe schon fast erreicht.
    Dann ist das wohl das Ende , dachte Kit, und irgendwo am Rande ihres Bewusstseins hörte sie jemanden lachen, es war ein boshaftes Gackern, das sich zu einem irren Geheul steigerte.
    »Du warst dir wohl zu gut für uns, was?«, rief der Traum-Mann. »Zu gut, um dein kostbares Leben auf unsere Musik zu verschwenden! Und jetzt? Was nützt es dir jetzt noch, dein teures Leben?«
    »Es ist meins. Es gehört mir!«, brüllte Kit zurück. Das Aufbegehren gab ihr Kraft. »Wenigstens ist es mein eigenes Leben, bis zum Ende!«
    Wieder fing sie an zu husten und halb blind vom Rauch presste sie den Arm auf die Augen und spürte, wie ihr die Prahlerei angesichts der schrecklichen Realität verging.
    »Mom«, murmelte sie hilflos. »Daddy, helft mir! Was soll ich jetzt machen?« Aus Gewohnheit rief sie nach den beiden. Hunderte von Szenen tauchten in ihrer Erinnerung auf, ihre Eltern, stark, sicher, streckten die Arme nach ihr aus, bereit sie aufzufangen, mitfühlende Blicke, liebevolle Gesichter. Ihre Mutter, die sie besorgt ansah: »Kit, Liebling, du wirst hier doch glücklich sein, oder? Ich würde keinen Augenblick unserer Reise genießen, wenn ich das Gefühl hätte, es würde dir nicht gut gehen.« Ihr Vater bei seinem seltsamen letzten Besuch, als er stumm an ihrem Bett gestanden und auf sie herab geschaut hatte …
    »Kit, mach die Augen auf.« Die Stimme war tief und stark, eine Stimme, die sie nie vergessen würde, schroff vor Liebe. »Mit dem Kopf unterm Arm kommst du hier nie raus.«
    Ich träume , dachte Kit, und doch wusste sie, dass es nicht so war. Langsam hob sie den Kopf und machte die Augen auf. Sie sah in das kantige Gesicht mit den starken Zügen, das ihrem eigenen so ähnlich war.
    »Dad!«, sagte Kit leise. »Dad, bist du das?« Einen Augenblick lang blieb die Vision bestehen, und zwar so echt, dass sie fast die Hand ausgestreckt hätte, um die sonnengebräunte Wange zu berühren. Dann verschwamm das Bild und verschwand, heiße Tränen stiegen ihr in die Augen.
    Ich bin so froh, dass du hier bist. Wenn du bei mir bist, habe ich keine Angst. Ich hätte wissen müssen, dass du kommen würdest, dass du mich nicht allein sterben lassen würdest.
    Diese Worte sprach sie nicht laut aus, aber das war auch nicht nötig. Sie spürte die Anwesenheit ihres Vaters so stark, dass er beinahe schon ein Teil von ihr war. Als seine Stimme antwortete, kam sie nicht aus dem Flur vor ihr, sondern irgendwo aus der Tiefe ihrer eigenen Vorstellungskraft. Du wirst nicht sterben .
    Aber es gibt keinen Ausweg , wandte Kit ein, das Feuer ist überall. Durch diese Halle entkommt niemand.
    Du musst es versuchen .
    Strenge Worte, in einem Ton gesprochen, der keinen Widerspruch duldete. Das war ein Befehl, dem Folge zu leisten war.
    Kit stellte fest, dass sie so darauf reagierte, wie sie als Kind auf diese Worte und diese Stimme reagiert hatte.
    »Schon gut. In Ordnung, Dad. Ich versuche es.«
    Sie stieg die Treppe hinab. Später würde sie versuchen, sich zu erinnern, wie es gewesen war, dieses langsame Vorankommen, Schritt für Schritt, während der beißende Rauch ihre Lungen füllte in den hohen Räumen von Blackwood, aber die Erinnerungen waren nicht greifbar. Sie kamen bruchstückhaft. Der Weg die Treppe hinunter. Die lodernde Eingangshalle. Die rauchende Glutgrube, die einmal der Salon gewesen war. Der Druck in ihrem Kopf …
    Duck dich, so tief du kannst. Die Luft ist besser da unten .
    Das Esszimmer, in dem der Kronleuchter wie wahnsinnig über dem flammenden Tisch schwankte und Millionen von orangefarbenen Lichtern reflektierte. Und wieder die Küche.
    Du musst zum Tor. Lass dich von niemandem aufhalten, geh direkt zum Tor, und wenn du dort ankommst, warten die Rosenblums auf dich.
    »Die Rosenblums? Aber wie …?«
    Der Brief , dachte sie. Natürlich! Ich hab die Telefonnummer der Rosenblums reingeschrieben. Natalie muss den Brief

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