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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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„Hoffentlich trödeln die Mädchen nicht allzu sehr.“
    Und dann spürte sie, wie Lord Winstead ihre Hand ergriff. „Ich hoffe, dass sie ganz lang brauchen“, sagte er leise. Dann zog er Anne an sich, und sie ließ es zu, denn in diesem Augenblick war sie so glücklich, dass sie sich weigerte, daran zu denken, auf wie viele Arten er ihr später das Herz brechen würde.
    „Ich habe doch gesagt, dass ich Sie wieder küssen werde“, flüsterte er.
    „Sie haben gesagt, Sie würden es versuchen.“
    Seine Lippen berührten die ihren. „Ich wusste, dass ich es schaffen würde!“
    Er küsste sie noch einmal, und sie entzog sich ihm, aber nur ein bisschen. „Sie sind sich Ihrer Sache ja ziemlich sicher.“
    „Mmm-hmmm.“ Seine Lippen fanden ihren Mundwinkel, streiften weich über ihre Haut, bis Anne nicht länger widerstehen konnte, den Kopf in den Nacken sinken ließ und ihm ihren Hals darbot.
    Die Pelisse rutschte ihr von den Schultern, legte in der kühlen Nachmittagsluft noch mehr Haut frei, und er küsste sie direkt am Rand ihres Ausschnitts, ehe er zu ihren Lippen zurückkehrte. „Lieber Himmel, ich begehre dich so sehr“, sagte er, und seine Stimme war nicht viel mehr als ein Keuchen. Er hielt sie fester, umfasste ihr Hinterteil, presste sie an sich ... bis sie eine verrückte Sehnsucht durchströmte, ihm die Beine um den Leib zu schlingen. Das war es doch, was er wollte, und sie wollte es auch.
    Dem Himmel sei Dank für ihren Rock, der möglicherweise das einzige Hindernis war, das sie davon abhielt, sich absolut schamlos aufzuführen. Trotzdem, als er sich mit einer Hand in ihr Mieder stahl, wehrte sie sich nicht. Und als er ihr mit der Handfläche über die Brustspitze strich, stöhnte sie nur.
    Das hier musste aufhören. Nur nicht sofort.
    „Ich habe letzte Nacht von dir geträumt“, flüsterte er. „Willst du wissen, was ich geträumt habe?“
    Sie schüttelte den Kopf, obwohl sie es natürlich wissen wollte, unbedingt. Aber sie kannte ihre Grenzen. Allzu weit durfte sie sich auf diesem Pfad nicht vorwagen. Wenn sie von seinen Träumen hörte, wenn sie die Worte aus seinem Mund hörte und sie sacht auf sie herabregneten, dann würde sie alles wollen, alles, was er sagte.
    Und etwas zu wollen, das sie nicht bekommen konnte, tat einfach zu sehr weh.
    „Wovon hast du geträumt?“, fragte er.
    „Ich träume nicht“, erwiderte sie.
    Er wurde still, löste sich ein wenig von ihr, um sie anzusehen. In seinen Augen - diesen überwältigenden strahlend blauen Augen - stand Neugier. Und vielleicht eine Spur Traurigkeit.
    „Ich träume nicht“, wiederholte sie. „Seit Jahren nicht.“ Sie zuckte mit den Schultern. Inzwischen war es für sie so normal, bis zu diesem Augenblick war sie gar nicht auf die Idee gekommen, wie seltsam diese Tatsache auf andere wirken könnte.
    „Und als Kind? Hast du da geträumt?“, fragte er.
    Sie bejahte. Sie hatte nicht darüber nachgedacht, vielleicht hatte sie auch nicht darüber nachdenken wollen. Doch wenn sie seit ihrem Aufbruch aus Northumberland vor acht Jahren doch einmal geträumt haben sollte, so konnte sie sich nicht daran erinnern. Morgens, kurz bevor sie die Augen öffnete, war rings um sie nichts als die Schwärze der Nacht. Ein vollkommen leerer Ort, erfüllt von absolutem Nichts. Keine Hoffnungen. Keine Träume.
    Aber auch keine Albträume.
    Es erschien ihr ein geringer Preis. Sie vergeudete schon genug wache Stunden damit, sich wegen George Chervil und seines irren Rachefeldzugs zu sorgen.
    „Du findest das nicht irritierend?“
    „Dass ich nicht träume?“ Sie wusste, was er meinte, aber aus irgendeinem Grund war es ihr ein Bedürfnis, es noch einmal auszusprechen.
    Er nickte.
    „Nein.“ Ihre Stimme klang ausdruckslos. Aber fest. Es mochte irritierend sein, aber sie war froh darum.
    Er schwieg, doch er betrachtete sie mit so durchdringender Intensität, dass sie den Blick abwenden musste. Er sah viel zu viel von ihr. In weniger als einer Woche hatte dieser Mann mehr über sie herausbekommen, als sie irgendjemandem während der letzten acht Jahre offenbart hatte. Es war beunruhigend.
    Es war gefährlich.
    Widerstrebend entfernte sie sich von ihm, so weit, dass er sie nicht mehr erreichte. Sie bückte sich, um ihre Pelisse vom Boden aufzuheben und legte sie sich wortlos um die Schultern. „Bald kommen die Mädchen zurück“, sagte sie, obwohl sie wusste, dass das nicht stimmte. Sie würden frühestens in einer Viertelstunde zurückkehren,

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