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Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
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Keuchen, das ihr entfuhr. Ein Prickeln überlief ihn, und am liebsten hätte er sie geküsst.
    Allerdings schien alles in ihm den Wunsch zu wecken, sie zu küssen. Er kam sich vor wie damals als junger Mann, als er sich ständig bereit gefühlt hatte, nur dass das Gefühl damals nicht auf eine spezielle Person gerichtet gewesen war. Auf der Universität hatte er mit jeder Frau geflirtet, die ihm über den Weg lief, hatte ständig Küsse gestohlen oder bereitwillig angenommen, wenn sie ihm angeboten wurden.
    Das hier war anders. Er wollte nicht irgendeine Frau. Er wollte sie. Und wenn er einen Nachmittag lang merkwürdig, traurig und entstellt sein musste, nur um in ihrer Nähe zu sein, dann wollte er das gerne auf sich nehmen.
    Dann fiel ihm die Warze ein.
    Entschieden verkündete er: „Ich lasse mir keine Warze schminken.“
    Wirklich, man musste auch einmal eine Grenze ziehen.

11. Kapitel
    Als Anne sechs Stunden später die schwarze Schärpe zurechtrückte, die sie als die böse Königin kennzeichnen sollte, musste sie einräumen, dass sie einen äußerst vergnüglichen Nachmittag erlebte.
    Grotesk natürlich, auch ohne jeden akademischen Wert, aber dennoch äußerst vergnüglich.
    Sie amüsierte sich.
    Wann hatte sie sich zum letzten Mal so sehr amüsiert?
    Sie hatten den ganzen Tag geprobt (nicht dass sie wirklich vorhatten, Die merkwürdige und traurige Tragödie des Lords, der nicht Finstead hieß tatsächlich vor Publikum aufzuführen), und sie hätte nicht sagen können, wie oft sie sich vor Lachen hatte unterbrechen müssen.
    „Du wirst meine Tochter niemals zermalmen!“, deklamierte sie und fuchtelte mit einem Stock herum.
    Elizabeth duckte sich.
    „Oh!“ Anne verzog das Gesicht. „Tut mir furchtbar leid. Alles in Ordnung?“
    „Alles in Ordnung“, versicherte Elizabeth ihr. „Ich ...“
    „Miss Wynter, Sie fallen schon wieder aus der Rolle!“, tadelte Harriet.
    „Ich hätte Elizabeth beinahe getroffen“, erklärte Anne.
    „Das ist mir egal.“
    Empört stieß Elizabeth die Luft aus. „Mir nicht.“
    „Vielleicht sollte sie besser keinen Stock benutzen“, gab Frances zu bedenken.
    Harriet warf ihrer Schwester einen verächtlichen Blick zu und wandte sich dann den anderen zu. „Könnten wir bitte zum Text zurückkehren“, sagte sie geziert und überaus ernst.
    „Natürlich“, entgegnete Anne und blickte in ihr Skript. „Wo waren wir? Ach ja, zerschmettere mir die Tochter nicht und so weiter.“
    „Miss Wynter.“
    „Oh nein, ich habe den Text nicht gesprochen, nur gesucht.“ Sie räusperte sich und wedelte mit dem Stock herum, wobei sie einen großen Bogen um Elizabeth machte. „Du wirst meine Tochter niemals zermalmen! “
    Wie sie das hervorbrachte, ohne lachen zu müssen, war ihr ein Rätsel.
    „Ich will sie nicht zermalmen“, erklärte Lord Winstead so theatralisch, dass es auch das Publikum im Drury Lane zum Weinen gebracht hätte. „Ich will sie zur Frau nehmen!“ „Niemals.“
    „Nein, nein, Miss Wynter!“, rief Harriet. „Sie klingen überhaupt nicht erregt.“
    „Nun, das bin ich auch nicht“, gab Anne zu. „Die Tochter ist ein ziemlicher Dummkopf. Ich hätte gedacht, die böse Königin sei froh, sie endlich los zu sein.“
    Harriet seufzte den Seufzer der Leidgeprüften. „Das mag sein, aber die böse Königin findet eben nicht, dass ihre Tochter ein Dummkopf ist.“
    „Ich finde, sie ist ein Dummkopf“, mischte sich Elizabeth ein. „Aber du bist die Tochter“, sagte Harriet.
    „Ich weiß! Ich trage ihren Text schließlich schon den ganzen Tag vor. Sie ist völlig idiotisch.“
    Während sie miteinander stritten, trat Lord Winstead näher an Anne heran und raunte ihr zu: „Ich komme mir fast wie ein lüsterner alter Mann vor, wenn ich Elizabeth heiraten will.“
    Sie lachte.
    „Sie würden wohl nicht in Erwägung ziehen, die Rolle zu tauschen?“
    „Mit Ihnen?“
    Er machte ein finsteres Gesicht. „Mit Elizabeth.“
    „Nachdem Sie gesagt haben, ich sei als böse Königin vollkommen? Eher nicht.“
    Er beugte sich etwas vor. „Ich will hier keine Haarspalterei betreiben, aber ich glaube, ich habe gesagt, sie seien als Königin vollkommen böse.“
    „Oh ja, das ist so viel besser.“ Anne runzelte die Stirn. „Haben Sie Frances gesehen?“
    Er nickte nach rechts. „Ich glaube, sie ist ins Gebüsch davongaloppiert.“
    Besorgt folgte Anne seinem Blick. „Davongaloppiert?“
    „Sie hat mir gesagt, sie wolle fürs nächste Stück üben.“ Anne sah

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