Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein Earl mit Mut und Leidenschaft

Titel: Ein Earl mit Mut und Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Quinn
Vom Netzwerk:
ausziehen.“
    Er nickte, und mit schiefem Grinsen gestand er: „Wahrscheinlich hätte ich dich hineingestoßen.“
    Sie hielt den Blick auf die Wasseroberfläche gerichtet. „Ach, ich hätte dich schon mitgenommen.“
    Er lachte, und dann schwiegen sie wieder, vollkommen zufrieden, das Wasser zu betrachten, die Fische und die Löwenzahnschirmchen, die auf der Wasseroberfläche trieben.
    „Das war ein vollkommener Tag“, sagte Anne leise.
    „Fast“, raunte Daniel, und dann lag sie wieder in seinen Armen. Er küsste sie, aber diesmal war es anders. Nicht so drängend. Nicht so feurig. Die Berührung ihrer Lippen war herzzerreißend weich, sie löste in Anne nicht das verhängnisvolle Bedürfnis aus, sich an ihn zu drängen und ihn in sich spüren zu wollen. Stattdessen vermittelte er ihr ein Gefühl der Schwerelosigkeit, als könnte sie seine Hand nehmen und mit ihm davonschweben, solange er nicht aufhörte, sie zu küssen. Ein Prickeln überlief sie, und sie stellte sich auf die Zehenspitzen, fast als wartete sie auf den Moment, in dem sie abheben würden.
    Und dann beendete er den Kuss, legte seine Stirn an die ihre. „So“, sagte er und umfasste ihr Gesicht. „Jetzt ist es ein vollkommener Tag.“

12. Kapitel
    Fast genau einen Tag später saß Daniel in der holzvertäfelten Bibliothek von Whipple Hill und fragte sich, wie es hatte kommen können, dass dieser Tag so unvollkommen war wie der Tag davor vollkommen.
    Nachdem er Miss Wynter unten am See geküsst hatte, waren sie zusammen zur Lichtung zurückgeschlendert, wo der arme Lord Finstead seiner schönen, aber dümmlichen Prinzessin den Hof gemacht hatte. Nur wenige Momente zuvor waren Harriet, Elizabeth, Frances und zwei Lakaien mit Picknickkörben eingetroffen. Nach einer herzhaften Mahlzeit hatten sie noch einige Stunden aus Die merkwürdige und traurige Tragödie von Lord Finstead vorgelesen, bis Daniel um Gnade gebettelt hatte, weil er vor lauter Lachen schon Seitenstechen bekommen hatte.
    Selbst Harriet, die immer wieder darauf hingewiesen hatte, dass ihr Meisterwerk doch keine Komödie sei, war nicht beleidigt gewesen.
    Danach waren sie ins Haus zurückgekehrt, nur um zu entdecken, dass Daniels Mutter und Schwester angereist waren. Und während sich die anderen begrüßten, als hätten sie sich nicht gerade erst vor zwei Tagen zum letzten Mal gesehen, hatte Miss Wynter sich auf ihr Zimmer zurückgezogen.
    Seither war er ihr nicht mehr begegnet.
    Weder beim Abendessen, das sie mit Elizabeth und Frances im Kindertrakt hatte einnehmen müssen, noch beim Frühstück, das sie ... Also, er wusste nicht, warum sie nicht zum Frühstück erschienen war. Er wusste nur, dass es nun schon nach Mittag war, und er sich immer noch unbehaglich fühlte, weil er zwei Stunden beim Frühstück ununterbrochen gesessen und gegessen hatte, in der Hoffnung, sie zu Gesicht zu bekommen.
    Er war bei seinem zweiten warmen Frühstück, als Sarah es für angebracht hielt, ihm zu sagen, dass Lady Pleinsworth Miss Wynter den Großteil des Tages freigegeben hatte. Anscheinend war der freie Tag der Ausgleich für all die Überstunden, die sie geleistet hatte. Erst die musikalische Soiree, dann doppelter Dienst als Gouvernante und Kinderfrau. Miss Wynter hatte erwähnt, dass sie ins Dorf gehen wolle, hatte Sarah ihm erzählt.
    Daniel indes hatte sich daran gemacht, all die Dinge zu tun, die ein Gutsherr eben tat, wenn er nicht gerade wahnsinnig verliebt in die Gouvernante war. Er konferierte mit dem Butler. Er sah sich die Rechnungsbücher der letzten drei Jahre an; zu spät fiel ihm ein, dass er nicht besonders gern Zahlenkolonnen addierte und auch nicht sehr gut darin war.
    Eigentlich hätte er tausend Dinge zu erledigen haben müssen, er war sich auch sicher, dass sie irgendwo auf ihn warteten, aber jedes Mal, wenn er sich zu irgendeiner Aufgabe niedersetzte, wanderten seine Gedanken zu Miss Wynter. Ihrem Lächeln. Ihren Lippen. Ihrem Lachen. Ihren Augen, wenn sie traurig blickten.
    Anne.
    Ihm gefiel ihr Name. Er passte zu ihr, zu ihrer klaren, direkten Art. Ihrer bedingungslosen Loyalität. Jemand, der sie nicht so gut kannte, mochte der Ansicht sein, dass ihre Schönheit etwas Dramatischeres verlangte - Esmeralda vielleicht, oder Melissande.
    Aber er kannte sie. Er wusste nichts über ihre Vergangenheit, er wusste nichts von ihren Geheimnissen, aber er kannte sie. Sie war eine Anne, durch und durch.
    Und Anne weilte derzeit irgendwo, wo er nicht war.
    Lieber Himmel, das war

Weitere Kostenlose Bücher