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Ein echter Schatz

Ein echter Schatz

Titel: Ein echter Schatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janet Evanovich
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Mitarbeiter in der Schaltzentrale von RangeMan war vor seinen Schirmen eingepennt. Egal. Jetzt war ich auf mich allein gestellt. Hektisch suchte ich nach meinem Handy, aber ich war blind vor Angst und sah überhaupt nichts mehr. Ich war gefangen in einem Käfig. Es gab keinen Ausweg. Es war nur eine Frage der Zeit. Sie waren schon auf der Treppe, Petiak zuerst, dann Rudy, Dave als Schlusslicht. Ich drückte wild auf Knöpfe, legte Schalter um, suchte nach etwas, mit dem ich Lärm erzeugen konnte, das die Feuerwehr alarmierte, das mich aus der bedrohlichen Lage katapultierte, irgendwas.
    Ich hatte solchen Schiss, dass mir der Rotz aus der Nase lief und mir Tränen in die Augen traten. Es war der Flammenwerfer, ich hatte gesehen, was er anrichten kann. Ich hatte noch immer den Geruch des verbrannten Fleisches in der Nase, hatte noch immer den grässlichen Anblick der verkohlten Leichen vor Augen.
    Petiak war jetzt auf einem der Stege, fast zehn Meter über dem Boden, auf gleicher Höhe wie die Steuerkanzel. Ich haute auf einen roten Knopf, und die Hydraulik fing an, die Wände der Presskammer unter mir in Bewegung zu setzen. Rudy und Dave waren noch auf der Treppe, näherten sich dem Steg und blieben abrupt stehen, doch Petiak verfolgte verbissen seine Mission. Ich sah ihn auf mich zukommen, er erreichte die Steuerkanzel, drückte den Türgriff nach unten. Das Schloss hielt stand. Petiak trat zurück und schoss einen Strahl der brennenden Flüssigkeit aus seinem Flammenwerfer ab. Nichts passierte. Es war eine feuerfeste Stahltür. Die gesamte Kanzel war aus Stahl. Durch ein kleine Luke in der Tür sah ich Petiak, die rasende Wut in seinem Gesicht. Er hielt mit dem Brenner direkt auf mich zu und drückte ab. Flammen schössen hervor, prallten an der Stahltür ab. Schwarzer Rauch verdeckte die Sicht. Die Tür war nicht hundertprozentig versiegelt, Hitze und Qualm drangen in die Kanzel.
    Ich trat zurück und sah aus dem großen Fenster, von dem aus man die Presse im Blick hatte. Dave und Rudy waren die Treppe hinabgestiegen und flüchteten über den Hof zum Eingang des Schrottplatzes. Petiak war nicht mehr zu sehen. Auf der Treppe war er nicht. Ich ging zur Tür, Qualm kroch jetzt keiner mehr durch die Ritzen herein, und die Hitze hatte sich auch gelegt. Ich spähte durch die verrußte Glasluke, konnte aber Petiak nicht sehen. Rasch ging ich zurück zu dem Fenster über der Autopresse, und jetzt sah ich ihn.
    Er hatte sich versehentlich selbst entzündet und war aus lauter Verwirrung und Angst in die Presse gestürzt. Ich haute auf den roten Knopf, die Presse blieb stehen, aber es hätte sowieso nichts genutzt, Petiak war tot, eindeutig. Die Presse hätte sich vermutlich automatisch ausgeschaltet, bevor sie ihn zu einem Paket verarbeitet hätte. Sie war für Autos ausgelegt, nicht für Wahnsinnige. Ich brauchte einen Moment, um mich zu sammeln, dann suchte ich wieder nach meinem Handy. Ich fand es und rief Morelli an.
    »Ich bin auf dem Schrottplatz«, sagte ich.
    »Ich dachte, du machst große Wäsche«, sagte er.
    »Komm her und hol mich ab, bitte.«
    »Wo ist das Auto?«
    »Das Auto kannst du vergessen. Komm einfach her.« Danach rief ich Ranger an. »Wo steckst du denn bloß?«, raunzte ich ihn an. »Ich bin bei RangeMan. Was machst du so lange bei deiner Mutter?«
    »Ich bin nicht bei meiner Mutter. Ich bin auf dem Schrottplatz.« Ich sah an mir herab. Ich trug Morellis Jogginghose. Der Kugelschreiber steckte in meiner Jeanstasche, und die Jeans steckte in der Waschmaschine. Gut, dass ich so blöd gewesen war. Wenn ich gewusst hätte, dass ich den Kugelschreiber nicht dabeihatte, als mich die drei in dem BMW entführten, wäre ich längst vor Angst gestorben.
    »Babe«, sagte Ranger.
    »Das musst du dir angucken«, sagte ich. Als Letzte rief ich Connie an.
    »Ich bin auf dem Schrottplatz von deinem Cousin Manny«, sagte ich.
    »Wo sind die alle? Das Tor war abgeschlossen, und es ist keiner da.«
    »Mannys Schwiegermutter ist gestorben. Heute ist die Beerdigung. Ich bin nicht hingegangen. Ich kannte die Frau nur oberflächlich.«
    »Roland Petiak hat sich selbst angezündet und ist in die Autopresse gefallen. Ich finde, das sollte dein Cousin wissen. Außerdem suche ich meinen Crown Vic. Der muss hier irgendwo auf dem Platz stehen.«
    In der Steuerkanzel befand sich ein Stuhl für den Maschinenführer. Ich setzte mich darauf, sah aus dem großen Fenster und wartete sehnlichst auf meinen Retter. Ich wollte erst dann

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