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Ein Ehebett zur Probe

Ein Ehebett zur Probe

Titel: Ein Ehebett zur Probe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Albert Martin
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Besser hätte er es nicht machen können. Beim bloßen Anblick raste sein Blut heiß durch die Adern. Kein normales, gesundes Mädchen, das sich solcher Umgebung nicht ergab, war ein normales, gesundes Mädchen!
    Ein kleines Lächeln spielte in Daves Mundwinkeln, und seine Augen bekamen einen täuschend trägen Blick, der nichts mit Müdigkeit zu tun hatte. Er nahm die Sicherheitskette und einen Schraubenzieher und fing an, die Kette anzuschrauben. Eben, als er die erste Schraube hineindrehte, hörte er ein leises Klopfen.
    Er öffnete die Tür. Draußen stand Irene mit einem etwas nervösen, jedoch entschlossenen Gesichtsausdruck.
    »Ich bin es wieder«, sagte sie befangen.
    Dave sah sie mit ausdruckslosem Gesicht an. »Das sehe ich.«
    Irene schlüpfte an ihm vorbei ins Zimmer. »Wo ist Robin?««
    »Weshalb?«
    »Ich habe ernsthaft über die ganze Sache nachgedacht, Dave, und möchte mit euch beiden darüber sprechen.«
    Dave widmete sich wieder der Sicherheitskette. »Sie werden verzeihen, wenn ich dabei weiterarbeite.«
    »Ich möchte mit euch die Schwierigkeiten des Zusammenwohnens besprechen, an die keiner von euch gedacht hat.«
    »Das hört sich faszinierend an«, sagte Dave uninteressiert. »Aber nicht heute abend.«
    Irene kümmerte sich nicht um die Zurückweisung. »Eine Probe-Ehe unter gebildeten, intelligenten Menschen kann durchaus . . . « Sie entdeckte das dünne Buch auf der Wolldecke vor dem Kamin und nahm es neugierig auf. »Was ist das?«
    »E. L. Cummings' Puella Mea.«
    Dave schraubte die nächste Schraube ein. »Es ist ein seltenes Exemplar, das mir zufällig in die Hände geraten ist.«
    Irene blätterte die Seiten durch. Ihre Augen wurden größer, und sie errötete. »Du meine Güte! Diese Zeichnungen!«
    Dave warf ihr einen Seitenblick zu. »Ja. Ein Privatdruck.«
    Irene nahm den Charakter des Zimmers mit wachsender Besorgnis zur Kenntnis — das prasselnde Kaminfeuer, Kerzenlicht, geschlossene Vorhänge, das gemütliche Arrangement um den Kamin herum, das Buch mit Liebesgedichten und erotischen Zeichnungen, die sonderbar geformte Flasche mit den beiden Gläsern. Es gab nur eine Möglichkeit, für die das alles bestimmt sein konnte.
    Entsetzt drehte sie sich zu David um. »David Manning! Das werden Sie doch nicht wollen?! Nicht Sie!!«
    »Ja, ich«, versetzte er kühl. »Der kleine David.«
    »Nachdem Sie Ihr Ehrenwort gegeben haben, das Mädchen nicht zu berühren?!«
    Dave drehte die letzte Schraube ein, legte den Schraubenzieher weg und sah ihr entschlossen ins Gesicht.
    »Irene, ich denke nicht daran, weiter Brüderchen und Schwesterchen mit einem entzückenden jungen Mädchen zu spielen, das ich zufällig liebe. Ich bin selbst schuld daran, daß alles so gekommen ist. Weil ich mich auf ihren albernen Vorschlag eingelassen und Freundlichkeit mit Zärtlichkeit verwechselt habe. Und wenn ich das heute abend wieder in Ordnung bringen kann, tu' ich es. Mit der Heirat als Ziel.«
    »Wo bleibt Ihr Sinn für Moral?«
    »Wenn Sie ihn nicht erwähnen, werde ich es auch nicht. Dave wies auf die seltsam geformte Flasche. »Vielleicht gerät er mit Hilfe dieses sonderbaren und seltenen Getränkes in Vergessenheit. Es heißt Mescal. Wird aus einer Kaktusart gewonnen, soviel ich weiß. Es soll ungeahnte Wirkungen hervorrufen — ist mir gesagt worden.«
    Irene schnappte nach Luft.
    Die Badezimmertür ging auf, und Robin kam in einem enganliegenden Cocktailkleid, das ihr fabelhaft stand, die Treppe herunter. »Ah, Irene! Was gibt es?«
    »Irene wollte gerade gehen«, sagte Dave deutlich.
    »Das ist schade, daß du schon wieder gehen mußt!« Robin lächelte ihrer Tante zu.
    Ehe Irene etwas sagen konnte, hatte Dave sie am Ellbogen gefaßt und führte sie zur Tür. »Auf Wiedersehen, Irene.«
    Robin hob winkend die Hand. »Auf Wiedersehen!«
    »Auf Wiedersehen!« ahmte Irene sarkastisch nach.
    Dave sagte bedeutsam: »Wir sehen uns morgen in der Universität.«
    Irenes Protest erstarb auf ihren Lippen, als er sie mit einem zwingenden Blick ansah. Gerührt sagte sie: »So ein Kind! . . . O, Robin, sei vorsichtig!«
    Mit unterdrücktem Schluchzen ging sie. Dave schloß die Tür und legte die neue Sicherheitskette vor, um vor Eindringlingen sicher zu sein.
    »Was war denn mit Irene los?« wunderte Robin sich.
    Dave zuckte gleichgültig die Achseln. »Frauen — wer will wissen, was ihnen durch den Kopf geht.«
    Robin sah sich um und entdeckte jetzt erst die Veränderungen im Zimmer. »Ein herrliches

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