Ein Ehebett zur Probe
lag. Eine Weile blieb er liegen, ohne sich zu rühren, und überlegte, wo er sein könne, was so schwer auf seine Brust drückte und was in der letzten Nacht passiert war.
Als er schließlich die Augen aufschlug, fand er die Antworten auf diese Fragen in umgekehrter Reihenfolge. Zuerst fiel ihm ein, daß er aus Robins Wohnzimmerfenster gefallen war. Dann erkannte er in dem, was seine Brust bedrückte, das Blumenhufeisen, das er David geschickt hatte. Und zuletzt wurde ihm klar, daß er auf harter, kalter Erde lag und die Nacht wieder unter den Sträuchern verbracht hatte.
Er schob das große Blumengebinde beiseite und begann mit der schwierigen und schmerzhaften Arbeit des Aufstehens. Er rollte sich herum, stützte sich auf Hände und Knie und erhob sich halb.
In dieser Haltung blieb er eine Weile, versuchte, sich zu sammeln und darüber klarzuwerden, was eigentlich schiefgegangen war. Noch nie hatte er in seiner amourösen Laufbahn ein Unternehmen erlebt, das so beständig schiefgegangen war wie dieses. Und ganz gleich, wieviel Schwung ein Mann besaß — das begann er einzusehen —, irgendwo gab es immer eine Grenze. Noch ein paar solcher Nächte wie die letzten beiden, und er würde weniger Schwung als ein durchlöcherter, regennasser Tennisball haben.
Indem er tief Luft holte, taumelte Hogan schließlich auf die Füße — und fand sich Auge in Auge mit Murphy, der mit einer Baumschere die Sträucher beschneiden wollte.
Murphy blieb stocksteif stehen. »Mann, Mr. Hogan, Sie haben wirklich eine komische Art, mit Ihren Räuschen fertig zu werden!«
Abermals half er Hogan aus den Sträuchern und in sein Appartement. Und abermals unterbrach Dorkus ihre Arbeit, um ihren Brotgeber mit unüberwindlicher Abneigung zu mustern. Hogan schaffte es, allein durch das Wohnzimmer ins Schlafzimmer zu gehen, und schlug die Tür hinter sich zu.
Murphy drehte sich zu seiner Frau um und flüsterte: »Ich habe ihn wieder in den Sträuchern gefunden. Verwundert schüttelte er den Kopf. »Ich würde wahrhaftig gern wissen, was er mit seinen Abenden anstellt!«
Im Appartement auf der anderen Seite des Hausflurs hatte Irene ihre Kopfschmerzen durch reichliche Aspirin-Dosen überwunden und trank Kaffee mit Robin, deren Augen vom Weinen gerötet waren. Beinahe hätte sie von neuem angefangen zu heulen, als sie vor einer halben Stunde heruntergekommen war und entdeckt hatte, daß Dave fort war.
»Sicher ist es dir widerlich«, erklärte Irene ihrer Nichte, »meine Entschuldigungen anzuhören, aber . . .«
»Sie sind überflüssig, wirklich!« sagte Robin mit schwacher Stimme.
»Es tut mir entsetzlich leid, und ich schäme mich, daß ich nachts hier so einfach eingedrungen bin. Ich weiß nicht, weshalb ich gedacht habe, Hogan wäre hier und belästigte dich.«
»Das weiß ich auch nicht. Er hat sich wie ein vollkommener Gentleman benommen, mich nach Hause gebracht und ist dann in sein eigenes Appartement gegangen.«
»Das sieht gar nicht nach Hogan aus«, sagte Irene. »Und nachdem ich euch beide gestern abend habe tanzen sehen . . . nun. . . da kam mein fraulicher Instinkt sozusagen auf Touren.«
Robin sah ihre Tante zögernd an und fragte dann, was sie schon gleich hatte fragen wollen: »Wann ist Dave weggegangen?«
»Kurz nachdem ich mich erholt habe. Er hat mir Kaffee und Kognak gegeben und sich tausendmal entschuldigt, und wir hatten eine lange Unterhaltung. Danach bestand er darauf, daß ich in seinem Bett schlief, und er ist zum Schlafen in das Wohnheim seiner Verbindung gegangen.«
Bei dem Gedanken an die vergangene Nacht war Robin wieder den Tränen nahe. »Irgendwie hat alles mit einem völligen Durcheinander geendet. Wir haben uns in dieser Nacht die furchtbarsten Sachen gesagt. Er muß mich jetzt verachten!«
Irene legte einen Arm tröstend um Robins Schultern und küßte ihre Wange. »Liebling, rede keine Dummheiten! Natürlich verachtet er dich nicht!«
»Er müßte es aber.« Trotz aller Mühe, sie zurückzuhalten, fingen ihre Tränen wieder an zu fließen. »Oh, ich habe alles verdorben!«
»Bitte, Robin, weine nicht!«
»Ich kann nicht anders!« schluchzte Robin. »Ich habe ihn verloren und . . .«
»Ruhig, Liebling . . .«
»Ich liebe ihn doch! Ich liebe ihn so sehr, daß es innerlich ordentlich weh tut!«
Irene, gerührt von diesem Jammer, nahm ihre Nichte in die Arme und schaukelte sie wie ein Baby zärtlich hin und her. Sie wußte genau wie so etwas war. Sie hatte es selbst durchgemacht, mehr als
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