Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
Vom Netzwerk:
dir deshalb keine Sorgen. Gerry Dip hält dicht. Wir können ihn auf jeden Fall wegen der Kreditkarten drankriegen. Während der Verhandlung wird der Name Charters nicht fallen. Du wirst nichts damit zu tun haben.«
    »Aber ich habe was damit zu tun.«
    Rebus schüttelte den Kopf. »Halt einfach den Mund, das tun alle anderen schließlich auch. Es wird nichts passieren.«
    »Geht’s also darum?«
    Rebus setzte sich aufrecht hin. Er wollte nicht, dass Sammy ihn in diesem Zustand sah; der Gedanke war ihm erst in diesem Moment gekommen.
    »Schau«, sagte er, »ob du das hinter dir lassen kannst oder nicht, hängt einzig und allein von dir und deinem Gewissen ab. Das wollte ich damit sagen.« Er stand auf. »Und jetzt ist Großreinemachen angesagt.«
    Er schaffte es bis zur Toilette. Da er nicht wollte, dass die
Poolspieler zu einer interkulturellen Diskussion hereinkamen, klemmte er die Tür mit Papierhandtüchern fest und hielt dann den Kopf unter den kalten Wasserhahn. Er trocknete sich ab und übergab sich reichlich ins Becken. Dann machte er die Tür wieder los und ging zurück in die Bar.
    »Geht’s dir jetzt besser?«, fragte Sammy.
    »Um fünf Prozent«, antwortete Rebus und nahm ihre Hand.
     
    An wen konnte er sich wenden?
    An den Kronanwalt? Kaum: Er war wahrscheinlich regelmäßiger Gast bei Hunters Fasanenerschießungen. Er war das Establishment , und das Establishment würde um jeden Preis geschützt werden. An den Chief Constable? Aber er stand kurz vor der Pensionierung und würde bestimmt nicht wollen, dass seine letzten Monate im Amt durch eine solche Geschichte befleckt wurden. Dann vielleicht die Medien, Mairie Henderson? Das wäre die Story des Jahres, nur dass er dafür keinerlei Beweise hatte. Es würde Aussage gegen Aussage stehen - auf der einen Seite ein verbitterter Polizist, auf der anderen … tja, alle anderen .
    Zu Hause lag er eine ganze Weile in der Badewanne und duschte anschließend ebenso ausgiebig. Sammy hatte ihn genötigt, ein paar Liter Orangensaft und ungefähr eine Packung Alka-Seltzer zu schlucken.
    »Ich kann nicht vergessen, was ich getan habe«, sagte sie leise.
    »Vielleicht hast du ja meinen Schuldkomplex geerbt«, meinte er.
    Nachdem Sammy wieder gegangen war, hatte Rebus Gill Templer angerufen. Er sagte, er brauche ihren Rat. Sie verabredeten sich in ihrem Fitnesscenter, wo sie einen Saunaund
Massagetermin hatte. Sie wollten sich anschließend in der Bar unterhalten.
    Vom Fenster der Bar aus, die im ersten Stock lag, konnte man auf eine ruhige Straße der Neustadt schauen. Rings um Rebus saßen lauter gesunde, braun gebrannte, lächelnde Menschen mit tadellosen Zähnen und einwandfreiem Selbstbewusstsein. Ihm war klar, dass er da so fehl am Platz war wie ein Pädophiler in einer Grundschulklasse. Seine Sauftourklamotten hatte er entsorgt, einfach auf den Müll geworfen. Er trug jetzt die Sachen, die er sich seinerzeit für den Besuch bei Sir Iain angeschafft hatte.
    Gill kam herein und nickte ihm zu. Dann ging sie an die Bar und holte sich was Alkoholfreies zum Trinken. Als sie an seinen Tisch kam, glühte ihre Haut. »Du siehst ganz schön mies aus«, sagte sie.
    »Du hättest mich vor ein paar Stunden sehen sollen. Da hätte’s für eine ganze Muschelbank gereicht.«
    Sie fischte eine Scheibe Apfelsine aus ihrem Glas und lutschte sie aus. »Also, was gibt’s?«
    Er erzählte ihr die ganze Geschichte. Bei der Hälfte fing sie an, ziemlich beklommen auszusehen; am Ende drückte ihre Miene nur noch Verwirrung aus.
    »Ich nehm noch einen Orangensaft, wenn du zahlst«, sagte sie, als er fertig war.
    Sie brauchte Zeit, um nachzudenken. Also beeilte sich Rebus nicht mit dem Orangensaft. Als er wieder an den Tisch kam, wusste sie immer noch nichts zu sagen.
    »Schau, Gill, ich brauche lediglich deinen Segen zu einem Durchsuchungsbefehl, damit ich in Gunners Haus reinkomme und die Akte und das Band beschlagnahmen kann. Wir könnten von einem Friedensrichter einen bekommen - es stehen noch genügend Councillors zur Auswahl.«
    Ihr Gesicht verfinsterte sich. »Warum gerade ich?«, fragte sie.

    »Warum nicht du?«
    »Was glaubst du wohl, wie gut ich aus der Geschichte rauskäme? Glaubst du, irgendjemand würde vergessen, dass ich es war, die dir geholfen hat?«
    »Herrgott, Gill!«
    Ihre Simme wurde sanfter. Sie starrte in ihr Glas. »Tut mir Leid, dass ich dich enttäusche, John.«
    »Sie könnten ruhig mich fertig machen, wenn sie unbedingt wollen.«
    Sie starrte ihn an.

Weitere Kostenlose Bücher