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Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman

Titel: Ein eisiger Tod - Ein Inspector-Rebus-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin Giovanni Bandini Ditte Bandini
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erzählen Sie mir nicht von der Sache?«
    Ihre Augen waren unter den schweren Lidern nur halb geöffnet. »Wissen Sie«, sagte sie, »ich wollte nicht ihn, sondern
Tresa.« Sie zündete sich mit dem Feuerzeug aus Onyx und Gold eine Zigarette an. »An dem Tag, an dem er sich umgebracht hat, ist er bei mir gewesen und hat mir erzählt, was er vorhatte. Er hat mir dieses Feuerzeug geschenkt. Vielleicht war er auf Mitgefühl aus oder suchte jemanden, der ihm das ausreden würde. Der dämliche Scheißer: Er wollte genau das tun, was ich mir die ganze Zeit gewünscht hatte. Ich wollte Tresa. Ich liebe sie, ganz ehrlich.«
    Rebus erinnerte sich an etwas, was sie irgendwann einmal gesagt hatte: »Er hat’s redlich verdient.« Jetzt begriff er, dass sie gemeint hatte, er habe sich das ihm gegebene Geld ehrlich verdient. Sie hatte ihn ins Gefängnis gebracht, und trotzdem war er zu ihr zurückgekommen und hatte ihr seine Geschichte erzählt …
    » War es Vergewaltigung?«, fragte Rebus.
    Sie zuckte die Achseln. »Nicht direkt.«
    Er zog an seiner Zigarette. » Haben Sie geschrien?«
    Jetzt lachte sie. »Das haben die Nachbarn jedenfalls geglaubt. Sie wollten es gehört haben, andernfalls hätten sie keine Schuldgefühle haben können. Wir Schotten brauchen immer ein bisschen Schuldgefühle, oder? Sonst wär’s ja langweilig.«
    Dann drückte sie ihm einen Kuss auf die Wange und trat einen Schritt zurück, um ihn noch einmal zu betrachten, bevor sie zum Tisch zurückging, an dem Tresa auf sie wartete.
    Sie hatte Recht, dachte er, was die Schuldgefühle anging. Aber das war noch nicht alles - die Nachbarn hatten damals nichts unternommen, und das war typisch Edinburgh. Es war den Leuten einfach lieber, nichts zu wissen, selbst wenn gar nichts war - sie wollten nicht hören, dass ihr Körper (oder ihr Land) von Krebs zerfressen war, aber ebenso wenig wollten sie hören, dass er (oder es) das nicht war. Und am Ende saßen sie in der Zwickmühle, während
Typen wie Charters und Sir Iain Hunter mit einem ganz anderen Spiel beschäftigt waren.
     
    Am zweiten Tag, noch immer in denselben nach Schweiß stinkenden Klamotten, in einen Nebel aus Nikotin und Whisky gehüllt und mit einem Kater, den er sich mühsam aus dem Leib zu saufen versuchte, traf er Kirstie Kennedy. Vielleicht war das auf halbem Weg den Leith Walk runter oder am oberen Ende der Easter Road gewesen. Sie war kleiner als er und wollte ihm etwas ins Ohr flüstern. Sie brauchte sich dazu aber nicht auf die Zehenspitzen zu stellen - die Last seines Kopfes und seiner Schultern drückte ihn ausreichend tief hinunter.
    »Sie sollten wieder runterkommen«, sagte sie. »Sich umbringen ist keine Lösung.«
    Ihre Worte fielen ihm später wieder ein, als er auf einer Bank in einer schäbigen Bar auf der Dalry Road saß - jedenfalls mehr oder weniger. Der Laden besaß die Ausmaße und die Atmosphäre eines Zolllagers. Er hatte sich gerade mit dem dünnen alten Mann unterhalten, dem, der eine Schwäche für amerikanische Geschichte hatte. Rebus war dabei, ihm eine Geschichtsvorlesung zu halten, die nicht allzu viel mit Hopalong Cassidy zu tun hatte, und der Mann schlurfte in eine andere Ecke der Bar, wo Mr. Schottisch-karierte-Schnürsenkel so dicht wie ein Bodyguard neben seiner abtrünnigen Gattin Morag stand. Als er hereingekommen war, hatte Rebus ihnen allen ein paar Drinks spendiert.
    Ein paar junge Türken spielten Pool, und Rebus versuchte, sich auf das Spiel zu konzentrieren, aber er ertappte sich dabei, dass er lautstark gähnte.
    »Wir sind dir wohl zu langweilig, was, Opa?«
    »Klappe«, rief ihnen die Bardame zu. »Das’n Polizist.«
    »Besoffen ist er. Voll bis an die Kiemen.«

    Und da fielen ihm Kirsties Worte wieder ein. Sie sollten wieder runterkommen . Sich umbringen ist keine Lösung. Na ja, das hing davon ab, was das Problem war. Runterkommen... wie zum Beispiel vom hohen Ross. Jemand setzte sich neben ihn. Er versuchte, sich nach dem Typen umzudrehen.
    »Hab ich dich endlich gefunden.«
    »Sammy?«
    »Eine gewisse Kirstie hat mich angerufen. Sie sagte, sie würde sich Sorgen machen.«
    »Mir geht’s prima. Alles in bester Ordnung.«
    »Du siehst katastrophal aus. Was ist passiert?«
    »Das System , das ist passiert. Du hattest Recht, Sammy. Und ich wusste, dass du Recht hattest, die ganze Zeit, noch während ich sagte, du hättest Unrecht.«
    Sie lächelte. »Na ja, du hattest aber auch Recht. Ich hätte diesen Brief nicht rausschmuggeln dürfen.«
    »Mach

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